Neues Zulassungssystem:Studienplatzvergabe: Peinliche Pannen

Seit Jahren versprechen die Hochschulen ein vereinfachtes zentrales Zulassungsverfahren für Studenten in ganz Deutschland. Dieses Jahr sollte es funktionieren - doch Politik und Unis müssen ihr Scheitern bekennen.

T. Schultz

Wer in Deutschland studieren möchte, hat die Wahl zwischen Hunderten Hochschulen und Tausenden Studiengängen. So schön diese Vielfalt ist, viele Bewerber treibt sie auch in die Verzweiflung. Denn die Hochschulen machen es den Bewerbern unnötig schwer.

Die Studienbewerber sind die Leidtragenden. Das zentrale Zulassungsverfahren der Hochschulen funktioniert noch  nicht. (Foto: dpa)

Seit Jahren versprechen sie ein transparentes Internet-Bewerbungsverfahren, das bundesweit funktionieren soll, zugleich die Bürokratie begrenzt und Abiturienten wie Hochschulen ihre Freiheit lässt. In diesem Jahr sollte es endlich so weit sein. Doch bisher besteht das neue System nur aus Pleiten, Pannen und Peinlichkeiten.

Politiker und Professoren haben unterschätzt, wie kompliziert es ist, ein System zu entwickeln, das der Studienvielfalt gerecht wird. Niemand wünscht sich eine paternalistische ZVS zurück, die über die Köpfe von Abiturienten und Rektoren hinweg die Bewerber quer durch die Republik schickt. Aber seitdem jede Uni eigene Kriterien aufstellen darf, ist die Lage für die Bewerber nicht unbedingt angenehmer geworden.

Es war richtig, den Hochschulen mehr Freiheit bei der Auswahl ihrer Studenten zu geben. Doch ganz ohne Koordination geht es eben auch nicht - das neue System wurde jedoch jahrelang vertrödelt. Selbst für das Wintersemester kommt es nun verspätet, wenn überhaupt.

Statt eine Software in Betrieb zu nehmen, die nicht reibungslos läuft, müssen Politik und Unis notfalls den Mut haben, ihr Scheitern zu bekennen und das Projekt ins nächste Jahr zu verschieben. Das wäre zwar peinlich. Doch Qualität geht vor Tempo, wie ein Uni-Funktionär vor kurzem sagte. Nicht auszudenken, wenn den Spruch in Zukunft auch Studenten bringen würden, wenn sie eine Hausarbeit mal nicht pünktlich abgeben.

© SZ vom 04.04.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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