Networking:Lebendiger Austausch

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Dass künftige Manager zwischen den Weiterbildungs-Modulen gute Möglichkeiten haben, miteinander zu kommunizieren, hält Eva Niemann für wichtig. In diesem Fall seien auch nur 30 Präsenzunterrichtstage ausreichend. (Foto: Privat)

Der Wert eines MBA-Programms hängt primär von drei Bausteinen ab. Eines ist das Angebot zur Kommunikation.

Interview von Christine Demmer

Eva Niemann aus Bonn war lange Jahre in der Programmleitung deutscher und britischer Business Schools tätig. Heute berät sie Studierwillige bei der akademischen Management- Aus- und Weiterbildung.

SZ: Das neue Modewort der Anbieter von berufsbegleitenden MBA-Programmen lautet "Flexibilität". Die Studierenden entscheiden selbst, was, wann und wo sie lernen wollen. Ist ihnen dies tatsächlich so wichtig?

Eva Niemann: Bei der Entscheidung für eine Schule ist das sogar ein ganz wichtiges Kriterium. Denn die Teilnehmer wollen weder ihren Beruf aufgeben noch ihn vernachlässigen. Wenn eine Business School die Unterrichtseinheiten auf Jahresbasis festlegt und keine Alternativen zulässt, dann müssen die Teilnehmer bei berufs- oder krankheitsbedingter Abwesenheit mitunter monatelang warten, um diese spezielle Lerneinheit nachholen zu können. Das verlängert das Studium.

Kann der MBA auch in hochflexibler Form sein Wertversprechen halten?

Es gibt keine feste Definition dessen, was ein MBA-Programm leisten soll. Das kleinste gemeinsame Ziel ist nur, das Wissen und die Fähigkeiten zu vermitteln, die Absolventen für Managementpositionen brauchen. Heute gibt es nur noch Versprechungen, aber die müssen Substanz haben, und die Akkreditierungsagenturen, welche die Einhaltung dieser Versprechen prüfen sollen. Jede Schule entscheidet selbst, was sie zur Pflicht und was sie zur Kür zählt. Und das ist auch qualitativ wirklich sehr unterschiedlich.

Manche Part-Time-Programme schreiben weniger als 30 Präsenzunterrichtstage vor. Was können Studierende in derartig kurzer Zeit noch von den Dozenten lernen, was sie nicht auch nach lesen könnten?

Der Wert eines guten MBA-Programms setzt sich aus drei Bausteinen zusammen: die vorangegangenen Berufserfahrungen der Studierenden, das Wissen, die pädagogische Kompetenz und der Praxisbezug der Dozenten sowie die Möglichkeit zum Gedankenaustausch mit anderen Teilnehmern. Diese Faktoren sind multiplikativ verknüpft. Wenn auch nur einer fehlt, ist der Erfolg infrage gestellt. 30 Präsenzunterrichtstage können aber durchaus ausreichen, wenn zwischen den Modulen persönliche informelle Kommunikation der Studierenden gewährleistet ist.

Ein wesentliches Verkaufsargument für MBA-Programme war bisher der Networking-Gedanke: Gleichgesinnte kennenzulernen und von ihnen zu lernen. Was bleibt davon, wenn sich jeder sein eigenes Studienprogramm zusammenstellen kann?

Wenn die Schule nur flexible Kursstrukturen anbietet, kann sich keine Peergroup aus Gleichgesinnten bilden, die sich gegenseitig unterstützt. Damit fehlt eine wichtige Säule für ein erfolgreiches Studium. Erforderlich ist allerdings, den Teilnehmern zu erlauben, ausnahmsweise ein Modul an einem anderen Standort nachzuholen. Deshalb sind mehrere Standorte einer Business School vorteilhaft.

Wo findet die von den Anbietern gebotene Flexibilität ihre Grenzen?

Wenn das Ziel eines MBA-Programms nicht mehr erreicht wird, nämlich qualifizierte Mitarbeiter fürs Management vorzubereiten. Dafür bedarf es aller dreier Säulen. Das Wertversprechen des MBA darf kein hohler Begriff werden.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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