Networking an Business Schools:Basteln an der Karriere

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Career Services unterstützen MBA-Studenten vom ersten Tag an. Dazu gehören Bewerbungstrainings und das Vermitteln nützlicher Kontakte.

Von Verena Wolff

Die Idee ist nicht neu, aber sie hat sich für alle Beteiligten als gut erwiesen - frühzeitig mithilfe von Fachleuten an seinem Karrierenetzwerk zu knüpfen. Das ist eine dieser amerikanischen Erfindungen: An der Eliteuni Harvard gab es schon im Jahr 1898 ein sogenanntes Placement Office. In Berkeley an der Westküste hieß es Appointment Office und wurde wenige Jahre später eröffnet. In Großbritannien brauchte man noch ein Weilchen: Der Dachverband der Career Services der englischen Hochschulen wurde zu Beginn der 1960er-Jahre gegründet. Heute heißen die Einrichtungen meist Career Center oder Career Services - auch an deutschen Hochschulen und Business Schools. Hier begann man Anfang der 1990er-Jahre, diese Dienste anzubieten.

Der Auftrag ist immer derselbe, damals wie heute: eine Schnittstelle zwischen Studierenden und Unternehmen herstellen, den Studenten erste Kontakte und Praktika vermitteln und den Graduierten den Jobeinstieg erleichtern. "Wir begleiten sie im ganzen Prozess der Karriereentwicklung", sagt Martina Beermann, Director Employer Relations und Career Service an der HHL, der Leipzig Graduate School of Management. Denn: "Eine Karriere ist nicht über Nacht gemacht", betont sie. Mit den Career Services kann ihre Entwicklung aber schon mit dem ersten Tag des Studiums beginnen.

Dazu gehören gute Unterlagen. "Neben Angeboten wie Lebenslauf-Check oder Jobboard bieten wir Karrieremessen mit vielen Unternehmen", sagt Annika Deichsel, die an der TUM School of Management in München für den Bereich Corporate Partnerships & Career zuständig ist. Außerdem gebe es Events wie Case Challenges und Escape Games. Case Challenges sind Fallstudien, die von Unternehmen oder Organisationen eingebracht werden und die verschiedene Studententeams bearbeiten. Bei Escape Games handelt es sich um Gruppenspiele, bei denen die Studierenden in einer vorgegebenen Zeit in einem Raum Aufgaben oder Rätsel lösen müssen. Im Bereich der Executive Education seien die Angebote individueller, die Teilnehmer würden erstklassige Personalberater kennenlernen, ergänzt Deichsel.

Meist müssen die Berater gar nicht so viel tun, wenn es um die Bewerbungsunterlagen geht. "Die Menschen, die zu uns kommen, sind oft Perfektionisten", sagt Deichsel. Doch sie verlangen Feedback - vor allem branchenspezifisch kommentieren die Experten die Unterlagen dann.

Wenn es um spannende Jobs geht, treten Unternehmen oft direkt an die Business Schulen heran

Allerdings gehe es bei der Karriereberatung nicht nur um beruflichen Erfolg, sondern auch um die persönliche Erfüllung. "Man muss sich fragen, wer man ist, was man kann - und vor allem, wofür das Herz schlägt", sagt Beermann von der HHL. Darum werden die Karrieremöglichkeiten mit den Persönlichkeitsmerkmalen abgeglichen. Schließlich könne man nur erfolgreich sein, wenn man sich seiner Talente bewusst sei und sie im Beruf verwirkliche.

Einen großen Nutzen haben die Career Services darüber hinaus: "Die Beratung und Veranstaltungen zu Bewerbungsthemen erhöhen unmittelbar die Erfolgschancen der Studierenden im Bewerbungsprozess", sagt Sara Sowa, Career Advisor an der Cologne Business School. Hier probt man auch den "Ernstfall": "Simulierte Telefoninterviews und Vorstellungsgespräche bieten nicht nur große Lerneffekte, sondern insbesondere die Chance, ein offenes Feedback zu erhalten." Letzteres wird im realen Bewerbungsprozess in der Regel nicht geboten.

Zudem gibt es Webinare, Vorträge und Workshops, teils mit den Experten aus den Career Services, die vielerorts zuvor selbst im Recruiting oder in Personalabteilungen gearbeitet haben. Aber auch Vertreter aus Unternehmen kommen in die Hochschulen und arbeiten mit den Studenten - das kann besonders interessant sein, weil es dann den Insiderblick gibt, den sie sonst nicht bekommen. Zudem finden an vielen Hochschulen regelmäßig Career Days oder Jobmessen statt, Speed-Datings mit Firmen - für alle Bewerber oder nur für Studierende aus bestimmten Fachbereichen. Wo die Career Services angesiedelt sind, ist je nach Hochschule verschieden. Manche haben einen besonders guten Draht zur Hochschulleitung, andere sind in der Verwaltung angesiedelt und verstehen sich als Serviceeinrichtung für alle Studierenden.

Die Career Services sind aber nicht nur Ansprechpartner für die Studierenden, sondern auch für die Unternehmen. Und diese sind sehr interessiert am Nachwuchs, wie alle drei Experten sagen. Die großen Namen aus der Wirtschaft sind bei allen renommierten Hochschulen dabei - und sie sind immer auf der Suche nach interessanten Graduierenden. "Über uns können sich Studierende ebenso für ein Praktikum wie für ihre Abschlussarbeit bewerben", sagt Deichsel. An den TUM-Absolventen seien aber keineswegs nur Firmen aus München und Bayern interessiert - die Technische Universität arbeitet sogar mit Unternehmen im Ausland zusammen.

Die Unternehmen wollen offensichtlich begabte Studierende schon vor dem Abschluss an sich binden - oft sind es auch Alumni aus den Hochschulen, die den Kontakt vermitteln. "Hire a friend" heißt das Prinzip, sagt Beermann. Es komme oft zum Einsatz, wenn eine vertrauenswürdige Person gesucht werde. "Diese Stellenbesetzungen sind in der Regel sehr nachhaltig." Oft profitieren die Studierenden auch davon, dass die Unternehmen die wirklich spannenden Stellen nicht öffentlich ausschreiben, sondern über Netzwerke wie die Career Services suchen.

Wer sich an einer Business School ausbilden lässt, sollte den Kontakt zu ehemaligen Studenten suchen, rät auch Doris Brenner, Karriereberaterin für angehende Führungskräfte. "Alumni haben meist gute Erfahrungen mit ihren Hochschulen gemacht und wollen nun den Studierenden Chancen in dem Unternehmen bieten, in dem sie Karriere machen. Sie können Türen öffnen, und über die Gemeinsamkeit, dieselbe Hochschule besucht zu haben, entwickelt sich sehr häufig ein guter Draht." Außerdem verfügten die Absolventen über eine hohe Glaubwürdigkeit: "Der direkte Zugang zu Menschen aus dem Arbeitsmarkt vermittelt einen realistischen Einblick in verschiedene Berufsfelder. Alumni plaudern manchmal eher aus dem Nähkästchen als Firmenvertreter, die man auf dem Campus kennenlernt", sagt Brenner.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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