MIM-Programme:Expertise nach dem Bachelor

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Neben der MBA-Ausbildung bieten Business Schools auch Master-in-Management-Studiengänge an. Für wen sind sie geeignet?

Von Benjamin Haerdle

Oliver Silbernagel ist am Ziel: Seit Kurzem hat er den Abschluss Master in Management (MIM) in der Tasche. Im Herbst 2016 begann Silbernagel das MIM-Studium an der privaten EBS Universität für Wirtschaft und Recht in Wiesbaden, verbrachte ein Semester an der University of Kent in Großbritannien, schrieb seine Masterarbeit und absolvierte ein achtwöchiges Pflichtpraktikum bei einer Beratungsfirma, die den Kauf und Verkauf von Firmen begleitet. Damit wird Silbernagel bei zukünftigen Bewerbungsgesprächen einen Master of Science vorweisen - den gängigen Abschluss vieler, die dem Bachelor- ein sogenanntes konsekutives Masterstudium anschließen. Seine Studienwahl hat Silbernagel nicht bereut: "Das Studium bietet einen hohen Praxisanteil, ist sehr international, und es wird viel in Kleingruppen gearbeitet", sagt der 24-Jährige. Allesamt Vorteile des MIM-Abschlusses, für die EBS-Studierende bereit sind, etwa 26 000 Euro zu bezahlen.

Dass Deutschlands private Business Schools neben dem Master of Business Administration (MBA) und dem Executive MBA Programme anbieten, die in Studiendauer und Abschluss den Masterangeboten der staatlichen Hochschulen gleichen, geht in der öffentlichen Wahrnehmung oft unter. Dabei sind sie beliebt, zum Beispiel an der EBS. "Die Studentenzahlen für den MIM an der EBS steigen nahezu jedes Jahr an", sagt Christian Landau, EBS-Prodekan für Lehre. Das MIM-Angebot sei generalistisch angelegt, mit der Möglichkeit, sich in den Bereichen Consulting und Strategie, Marketing oder Entrepreneurship zu spezialisieren. Die Aussichten nach dem Abschluss scheinen rosig zu sein: Das mittlere Einstiegsgehalt der Master-Absolventen der EBS betrage 62 000 Euro, 81 Prozent der Absolventen erhielten während des Studiums oder bis spätestens drei Monate nach dem Abschluss das erste Jobangebot, schreibt die EBS auf ihrer Internetseite.

Das lockt Studierende an - sie kommen zunehmend aus China, Indien, Skandinavien und Osteuropa. Aber auch angesichts der Präsidentschaft Donald Trumps in den USA und angesichts des Brexit fühlen sich viele ausländische Studenten verunsichert und schreiben sich hierzulande für MIM-Programme ein. Zudem steht der Wirtschaftsstandort Deutschland hoch im Kurs. "Viele der Absolventen versprechen sich mit dem MIM gute berufliche Chancen in Deutschland oder im Ausland bei einem deutschen Unternehmen", sagt Landau.

MIM-Programme an den Business Schools richten sich an Studierende, die einen Bachelor-Abschluss in den Wirtschaftswissenschaften vorweisen können und relativ zügig danach den Master anstreben. Die Programme gingen aus den alten Wirtschaftsdiplomstudiengängen hervor, die die Businesshochschulen im Zuge der Bologna-Reform in Bachelor- und Masterkurse umwandeln mussten. Oliver Silbernagel hatte davor seinen Bachelor in BWL an der LMU München gemacht. "Ich fühlte mich mit 21 Jahren zu jung, um bereits einen Job anzutreten", sagt er. Und er wollte sich auch noch fachlich weiterbilden.

Auch Cedric Crecelius hat sich für einen MIM entschieden. "Man hat im Bachelor von allem etwas gemacht, aber so richtig konkret kennt man sich noch nicht aus", sagt der Student der WHU - Otto Beisheim School of Management, der zuvor an der WHU den Bachelor machte. "Ich wollte mehr ins Detail gehen und mich noch akademisch fortbilden." Zudem habe man mit einem MIM bessere Einstiegschancen in die Unternehmensberatung als mit einem Bachelor.

Im Unterschied zu den MIM-Angeboten richtet sich der MBA der Business Schools vorwiegend an Berufstätige, die bereits einige Jahre Joberfahrung gesammelt haben, jedoch noch kein wirtschaftswissenschaftliches Studium vorweisen können. Dies können gleichermaßen Ingenieure, Natur- oder Geisteswissenschaftler sein, die Managementkenntnisse für ihren Beruf erwerben wollen. Auch der Executive Master of Business Administration (EMBA) hat seine eigene Zielgruppe. Er gilt als eine Art von Weiterbildung, die sich ganz an speziellen Bedürfnissen der zahlenden Kunden ausrichtet, und soll deren Wissenslücken etwa im Rechnungswesen, in der Corporate Social Responsability und angesichts bestimmter Managementfähigkeiten füllen.

Auch die HHL Leipzig Graduate School of Management hat einen MIM im Programm, allerdings nicht nur in Vollzeit, sondern an den Standorten in Leipzig, Köln und München auch in Teilzeit. Dessen Programmdauer beträgt bis zu 30 Monate. Die Kurse finden an 14 bis 16 Wochenenden binnen zweier Jahre statt, ergänzt durch insgesamt vier Präsenzwochen in Leipzig. "Immer mehr Unternehmen wollen ihre Bachelor-Absolventen berufsbegleitend fortbilden, weil diesen im Vergleich zu den früheren Diplomkaufleuten und Diplomvolkswirten wirtschaftswissenschaftliche Grundlagen fehlen", sagt Henning Zülch, akademischer Direktor an der HHL. Deshalb gebe es einen großen Bedarf für den Teilzeit-Master.

Auf dem Markt der MIM-Programme tut sich aber noch mehr. Die meisten Anbieter verlangen einen Bachelor in Wirtschaftswissenschaften als Voraussetzung. Die EBS hat das gelockert. Sie bietet den MIM auch für Bachelor-Absolventen ohne BWL- oder VWL-Hintergrund an. Voraussetzung hierfür ist, ein Vorbereitungssemester an der EBS zu belegen. Dafür schrieben sich im vorigen Jahr 64 Studierende ein, die sich über bestandene Klausuren für den Master an der EBS qualifizieren konnten. "Ein Semester lang bekommen sie BWL-Grundkenntnisse vermittelt", sagt Prodekan Landau. Dazu zählten etwa Rechnungswesen, Controlling, Statistik oder Marketing. Vor allem an Informatiker, Naturwissenschaftler oder Ingenieurwissenschaftler richtet sich das Angebot. "Ein Elektrotechniker verfügt über perfektes analytisches und systematisches Denken sowie hervorragende Mathematikkenntnisse, hat sich aber bisher kaum mit Leadership oder Personalmanagement beschäftigt", sagt Landau. Auch an der WHU macht man sich Gedanken, die Zugangsvoraussetzungen für den MIM-Kurs zu erweitern und Bachelor-Absolventen ohne wirtschaftswissenschaftliche Kenntnisse zuzulassen. "Wir denken immer mal wieder darüber nach, haben uns aber bislang noch dagegen entschieden", sagt WHU-Rektor Markus Rudolf.

Der Abschluss eines MIM-Programms in Deutschland bietet aber noch eine andere Option: die Promotion. "Ich kann mir gut vorstellen, für eine gewisse Zeit auf einem hohen Niveau wissenschaftlich zu arbeiten und zu promovieren", sagt Oliver Silbernagel. Er wird sich bald entscheiden müssen, ob er den Weg zum Doktortitel einschlägt oder doch als Strategieberater zu einer Unternehmensberatung geht.

© SZ vom 20.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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