MBA-Studium:"Gut und teuer ist nicht dasselbe"

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Wie man das richtige MBA-Angebot findet und wann der Aufbaustudiengang überhaupt Sinn macht.

Interview: Sabine Hildebrandt-Woeckel

Der Sozialwissenschaftler Wolfgang Schöllhammer ist Leiter des Akademischen Auslandsamts an der Hochschule Pforzheim. Dort vergleicht und bewertet er seit Jahren auch MBA-Angebote. Im Gespräch mit der SZ verrät er, woran man gute Programme erkennt und was man dafür bezahlen muss - oder auch nicht.

Die ersten Absolventen des MBA-Programms an der Uni Mainz. (Foto: ddp)

SZ: Herr Schöllhammer, seit wann haben Sie Ihren MBA?

Schöllhammer: Ich habe überhaupt keinen. Und wie die meisten Akademiker brauche ich auch keinen.

Auch wenn es heute so verkauft wird, der MBA ist keinesfalls für jeden die richtige Zusatzqualifikation. Ein Betriebswirt beispielsweise, der sich im Bereich Finanzierung spezialisieren will, braucht dazu keinen MBA. Ein Ingenieur, Biologe oder Jurist, der beruflich als Manager mehr erreichen möchte, vielleicht schon.

SZ: Welches ist das richtige Programm für ihn?

Schöllhammer: Dazu müssen wir noch genauer wissen, welche Form des Studiums in Frage kommt. Teilzeitprogramme und so genannte Executive MBA-Programme richten sich an Personen, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit noch eine Zusatzqualifikation für Managementaufgaben erwerben möchten. Vollzeitprogramme wählen eher Personen, die sich für das obere Management empfehlen wollen und sich dafür ein bis zwei Jahre freistellen lassen. Die Qualität eines Vollzeitprogramms liegt in der projektbezogenen Gruppenarbeit.

SZ: Von Vollzeitprogrammen halten Sie demnach mehr?

Schöllhammer: Akademische Inhalte und Projekte können in Vollzeitprogrammen anspruchsvoller sein. Teilzeitangebote finden abends oder am Wochenende statt, also nach einem Acht-Stunden-Tag oder einer anstrengenden Woche, das hat natürlich Auswirkungen. Aber das ist es nicht allein, es sind vor allem das Miteinander-Arbeiten und der Netzwerkgedanke, die die Vollzeitprogramme so wertvoll machen.

SZ: Woran kann ein Interessent denn die Qualität einer Schule erkennen?

Schöllhammer: Das ist gar nicht so schwer, wie es angesichts der vielen Angebote vielleicht scheint. Eine gute Hochschule stellt das Studienprogramm transparent dar: Was wird geboten? Wer unterrichtet? Wie setzt sich der Teilnehmerkreis zusammen? Dann muss ich wissen, wer das Programm bereits erfolgreich durchlaufen hat, mit welchen Firmen und internationalen Partnern die Schule zusammenarbeitet.

SZ: Das ist wichtig für mein späteres Netzwerk.

Schöllhammer: Genau. Entscheidend sind die Erfahrung und die internationale Akkreditierung oder die Anerkennung des Anbieters. Gute Hochschulen sind entweder bei der amerikanischen Association to Advance Collegiate Schools (AACS) oder dem europäischen Pendant, der European Foundation for Management Development (efmd), Mitglieder oder sie haben ihre Programme dort akkreditieren lassen.

SZ: Was halten Sie denn von den Rankings, die überall veröffentlicht werden?

Schöllhammer: Die geben eine erste Orientierung, hilfreiche Rankings finden sich zum Beispiel bei Business Week, Princeton Review, US-News oder Gourman-Report. Man muss aber wissen, dass all diese Rankings USA-lastig sind, sprich aufgrund der dominanten Rolle amerikanischer Hochschulen tauchen europäische Schulen oft gar nicht auf. Vorsicht ist dagegen bei vielen so genannten MBA-Directories geboten: Die geben Empfehlungen, leben aber von den Anzeigen der Programme-Anbieter.

SZ: Kann man sich die guten Programme denn leisten?

Schöllhammer: Die Kosten eines guten MBA-Programms sind sehr unterschiedlich. Auf den Websites der amerikanischen Marktführer stehen zwar Gebühren von bis zu 100.000 Dollar; man sollte jedoch auch wissen, dass gute Hochschulen zahlreiche Stipendien und Freiplätze vergeben. In den vergleichsweise besten Programmen sind manchmal bis zu zwei Drittel der Studierenden von den Gebühren befreit.

SZ: Wie kommt das denn?

Schöllhammer: Wie gut ein MBA-Programm bei den bereits erwähnten Akkreditierungsverfahren bewertet wird, hängt natürlich immer auch mit der Qualität der Absolventen zusammen. Nur wenn ich die Besten habe, kann ich auch die Besten vernetzen. Rekrutiert wird nach Aspekten wie Herkunftsland und Geschlecht und anhand des Eignungstests GMAT (Graduate Management Admission Test). Wer dort zum Beispiel über 650 Punkte erreicht, wird das Programm wohl auch relativ erfolgreich absolvieren. Viele MBA-Programme versuchen, die "Highscorer", das heißt, die besten Testabsolventen durch Stipendien anzuwerben.

SZ: Das heißt, auch wenn ich kein Geld habe, kann ich mich bei den teuren Eliteschulen bewerben?

Schöllhammer: Unbedingt! Die Auswahl der Schule sollte von oben nach unten erfolgen. Dann macht man den Test - und dann verhandelt man. Vielleicht gibt es eine Schule in Texas, die gerne noch einen qualifizierten Deutschen im Programm hätte. Aber Vorsicht: Gut und teuer ist bei MBA-Titeln nicht dasselbe. Es gibt Schulen in Europa, in Skandinavien etwa, die nur einen Bruchteil von dem kosten, was amerikanische Elite-Schulen wollen, und trotzdem genauso gut sind. Und auch hierzulande gibt es gute Angebote, die relativ wenig kosten.

© SZ vom 14.3.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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