MBA-Finanzierung:Knackpunkt ist das Karriereziel

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Stipendien und andere Förderwege taugen nicht als Hauptargumente für den MBA.

Von Benjamin Haerdle

Ein MBA-Abschluss kostet viel Geld: Mehrere Zehntausend Euro müssen Interessenten dafür an Studiengebühren kalkulieren. An der London School of Economics zum Beispiel liegen sie bei circa 98 000 Euro oder bei rund 80 000 Euro an der französischen Business School Insead. Um an US-Business Schools wie etwa Harvard oder Stanford studieren zu können, muss man mit Kosten von mehr als 100 000 Euro rechnen. Wer sich hierzulande für einen MBA entscheidet, muss ebenfalls viel Geld hinlegen, wenngleich die deutschen Business Schools günstiger sind. An der Mannheim Business School kostet der Vollzeit-MBA 39 500 Euro. An der Hochschule München fallen für den Master of Business Administration and Engineering rund 7900 Euro an, um nur zwei Beispiele zu nennen. Auch das ist schon eine Menge Geld.

Umso besser sollten sich Interessierte deshalb vorab überlegen, wie sie ein solches Studium finanzieren wollen. Die Mannheim Business School empfiehlt, die Studiengebühren für Vollzeit-MBA, Teilzeit-MBA oder Executive MBA (EMBA), steuerlich geltend zu machen. "Das, was Studierende sich vom Staat als Werbungskosten wieder holen können, ist sehr attraktiv und durch andere Finanzierungsmöglichkeiten nicht zu schlagen", sagt Kai Stenzel, Chief Market Officer der Mannheimer Business School. Wer die Studiengebühren mit der Steuer verrechne, könne so beispielsweise als Unverheirateter bei einem Jahreseinkommen von 75 000 Euro bis zu 16 000 Euro der Studiengebühren als Steuernachlass wiederbekommen.

Doch ausschließlich auf Steuervorteile zu schauen, ist nicht das Erste, was man vorab prüfen sollte. "Studiengebühren eines MBA-Programms oder eine hohe Rankingposition können, aber sie müssen kein Signal für hohe Qualität sein", sagt Thomas Graf, der die Plattform mba-compass.com aufgebaut hat. "Besser ist es, ein Programm zu wählen, das einem hilft, die eigenen Karriereziele zu erreichen." Nicht jeder Studierende brauche Internationalität, ein weltweites Alumni-Netzwerk oder das Renommee einer bestimmten Business School. "Wer sich nur Kompetenzen in der Betriebswirtschaftslehre aneignen will, für den reicht auch ein niedrigpreisiger MBA", sagt Graf. Das müsse nicht unbedingt bedeuten, dass dieser von schlechter Qualität sei.

Nicht jeder hat genug Geld für das kostspielige Managerstudium. Doch es gibt die Option einer Finanzierung per Brain Capital: Die Gebühren zahlt man erst, nachdem man nach dem Abschluss eine feste Stelle gefunden hat. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Vor allem jene Managerschulen mit einem höherpreisigen MBA bieten auf ihren Webseiten eine Vielzahl an Möglichkeiten, wie man neben einer Steuerersparnis die Kosten abdecken kann. Die WHU - Otto Beisheim School of Management wirbt zum Beispiel für die Finanzierung des Vollzeit-MBAs, der 40 500 Euro kostet, über das sogenannte Brain Capital. Das Prinzip: Studierende, die sich die Studiengebühren zu Studienbeginn nicht leisten können, zahlen diese erst danach zurück - und auch nur dann, wenn sie einen festen Job und ein Jahreseinkommen von mindestens 30 000 Euro haben. Dies soll Vätern und Müttern in Elternzeit genauso eine Atempause bei der Rückzahlung verschaffen wie Existenzgründern oder jenen, die noch auf der Suche nach dem für sie passenden Job sind. "Wir bieten Brain Capital schon seit 2006 an. Es wird derzeit von rund 20 Prozent der Studierenden des Vollzeit-MBAs angenommen und ist weiter sehr stark nachgefragt", sagt Gerold Gnau, Program Director MBA an der WHU.

"Bei Brain Capital wird immer im Einzelfall entschieden, aber Rückzahlungsmodelle mit Prozentsätzen bis zu zehn Prozent des Jahreseinkommens stehen in harter Konkurrenz zu Angeboten wie zum Beispiel dem KfW-Studienkredit", gibt Peter Kiefer, Senior Educational Advisor der Frankfurt School of Finance, zu bedenken. Der Bildungskredit der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) sei derzeit nicht zu schlagen: Die KfW setzte ihn infolge der Corona-Pandemie bis zum 31. März 2021 auf null Prozent.

Von dieser Ausnahmeregelung abgesehen, gilt der Gang zur eigenen Bank als gute Alternative. "Im Moment kommt man in Deutschland sehr leicht an Geld. Da empfehlen wir eigentlich immer, zuerst einmal bei der Hausbank nachzufragen, weil es dort zum Teil sehr gute Angebote gibt", sagt Marketingexperte Stenzel. Kleiner Bonus: Wer in Mannheim die Studiengebühren auf einmal bezahlt, bekommt 500 Euro erlassen. Und auch Frühbucher profitieren von Rabattaktionen: Schreibt man sich etwa an der WHU mehrere Monate vor Studienbeginn für den Vollzeit-MBA ein, spart man bis zu 5000 Euro.

Wer die Kosten für den MBA deutlich verringern will, kann auch den Arbeitgeber ins Boot holen. Das kommt vor allem beim EMBA vor. Die Bandbreite, wie umfangreich Unternehmen Beschäftigte fördern, ist groß. "Das kann von 5000 Euro Unterstützung bis hin zum kompletten Studium plus Reisekosten reichen", sagt WHU-Programmdirektor Gnau. Der Nachteil: Die Unternehmen knüpfen die finanzielle Unterstützung gerne daran, dass sich Studierende länger an den Arbeitgeber binden müssen. An der WHU hat Gnau registriert, dass viele Unternehmen auch in Zeiten von Corona ihren Mitarbeitern gerne den MBA kofinanzieren würden, dass Letztere aber eher zurückhaltend reagieren. "Mit dem MBA in der Tasche eröffnen sich für die Absolventen neue Möglichkeiten, da wollen viele lieber ihre neuen beruflichen Freiheiten testen", sagt er.

Stipendien sollten dagegen aus Sicht der Business Schools keine prägende Rolle bei der Finanzierungsplanung spielen. "Stipendien sind keine Möglichkeit der Finanzierung, sondern eine Belohnung herausragender Leistungen", betont Kai Stenzel von der Mannheim Business School. Man setze diese nicht aktiv ein, um am Markt Kursteilnehmer zu akquirieren. Aber klar, einige Stipendien hat man in Mannheim trotzdem im Angebot. So fördert der Alumnikreis pro Jahrgang einen Teilnehmer oder eine Teilnehmerin des Vollzeit-MBA mit 10 000 Euro. Weitere Stipendien belohnen Studierende für herausragende Leistungen, sind aber niedriger dotiert.

MBA-Experte Graf rät zudem dazu, mit den Business Schools über Studiengebühren zu verhandeln: "Offiziell wird das niemand bestätigen, aber versuchen kann man es auf jeden Fall, auch auf die Gefahr hin, dass die Business School Nein sagt." Eine andere Möglichkeit sei, nach einem Campus-Job zu fragen. "Ich kenne Schools, die dafür die Studiengebühren reduziert haben und bei der Erbringung der vereinbarten Hiwi-Stunden durchaus ein Auge zugedrückt haben", berichtet er.

Doch wer denkt, dass nun im Zuge der Corona-Krise die Business Schools die Studiengebühren senken, weil sie nicht mehr das gewohnte Programm mit Präsenzphasen, Vor-Ort-Firmenpräsentationen oder abendlichen Get-together-Aktionen anbieten, dürfte sich täuschen. "Die Business Schools werden versuchen, möglichst viele Online-Inhalte und damit weiterhin das Leistungsspektrum anzubieten, um die bestehenden Preise zu halten", sagt Graf. In Mannheim werden die Preise nicht gesenkt. "Wir bieten weiterhin das volle Serviceportfolio an", begründet dies Stenzel. Die Möglichkeiten würden eher noch erweitert, weil man nun alles auch digital anbiete, von der einfachen Vorlesung über Videokonferenzen bis hin zu gemeinsamen Kaffeepausen. Und noch ein fachlicher Aspekt kommt dazu. "Mit der Digitalisierung machen wir die Leute fit auf Gebieten wie Virtual Sale, Virtual Collaboration oder Virtual Teambuilding", sagt er. Dies seien wichtige Fähigkeiten, die auf dem Arbeitsmarkt stark gefragt seien.

© SZ vom 18.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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