MBA-Experte:Persönlicher Austausch motiviert

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Moocs sieht Detlev Kran eher als ergänzendes Element. Den klassischen Unterricht sowie unmittelbare Dialoge ersetzen sie seiner Ansicht nach nicht. (Foto: OH)

Massive Open Online Courses betrachtet Detlev Kran als Angebote, die den klassischen Präsenzunterricht ergänzen.

Interview von Christine Demmer

Schluss mit den hohen Studiengebühren, weil die Dozenten an Business Schools womöglich künftig nur noch online unterrichten? Detlev Kran, Hochschulberater und MBA-Experte aus Brühl bei Köln, bezweifelt das. Zumal er den klassischen Präsenzunterricht für sehr sinnvoll hält.

Gehen die Business Schools in Zukunft zunehmend online?

Detlev Kran: Tatsächlich gibt es immer mehr reine Online-MBA-Programme. Nahezu jeder dritte MBA-Studierende besucht mittlerweile diese Programme. Viele Hochschulen nutzen Massive Open Online Courses (Moocs) zur Ergänzung ihrer klassischen MBA-Programme, aber der Unterricht wird ganz sicher nicht dadurch ersetzt. Dafür sind die Diskussionen zwischen Dozenten und Studierenden sowie die Dialoge der Teilnehmer untereinander viel zu wichtig.

So argumentieren die Schulen. Aber es heißt, dass im Anschluss an Moocs im Internet noch rege diskutiert wird.

Das mag sein. Aber wie lange hält das Interesse an? Bei reinen Moocs fehlen oft Tutoren. Irgendwann kommt der Punkt, an dem die Teilnehmer frustriert sind und den Anschluss verlieren. Das treibt die Absprungrate hoch. Die wenigen veröffentlichten Daten zeigen, dass bei den Programmen weniger als zehn Prozent der Teilnehmer bis zum Ende durchhalten: Oft sind es nur drei bis fünf Prozent.

Ist das angesichts von Millionen Teilnehmern keine ansehnliche Erfolgsquote?

Doch. Bei 100 000 Anmeldungen sind 5000, die bis zum Schluss durchhalten, ein großer Bildungserfolg. Man wird sehen, ob und in welcher Form Business Schools auf diese Weise erworbene Zertifikate später als erbrachte Studienleistungen auf Masterlevel anerkennen, etwa in einem MBA-Programm. Das wird noch spannend.

Senkt ein aus Moocs zusammengestellter Online-MBA die Studiengebühren?

Laurie Pickard, Entwicklungshelferin in Ruanda hat das vor Jahren gemacht und für ihre MBA-äquivalente Weiterbildung angeblich weniger als 1000 Dollar bezahlt. Informationen dazu gibt es auf ihrer Website Nopaymba.com. An einer Top-Business-School wird das nicht möglich sein. In Deutschland werden höchstens 50 Prozent der außerhalb der Schule erbrachten Studienleistungen anerkannt. Manche Schulen erkennen überhaupt nichts an.

Warum sind die Studiengebühren nach wie vor so hoch, obwohl sich der Unterricht zum Teil ins Internet verlagert?

Die Schulen haben hohe allgemeine Verwaltungskosten. Die Dozenten müssen bezahlt werden, ob sie nun im Hörsaal oder im Studio ihre Vorlesungen halten. Die Marketingaufwendungen bleiben gleich. Und die Kosten für die Technik, mit denen die Vorlesungen ins Internet gelangen, sind immens hoch. Für die Herstellung eines Moocs auf Masterniveau bezahlen die Schulen oft weit mehr als 100 000 Euro. Dazu kommen noch die Personalkosten.

Könnten die Business Schools nicht ähnlich wie die Airlines ihr Angebot teilen: In eine Premium-Klasse für den Präsenzunterricht und in eine Economy-Klasse für die Online-Studenten?

Mit den Massive Open Online Courses haben wir ja schon so etwas. Mittlerweile gibt es durchaus unterschiedliche Gebührenmodelle. Es ist immer eine Frage des Niveaus: Bin ich in den Moocs auf Zertifikatsebene oder auf Bachelor- beziehungsweise Master-Niveau?

© SZ vom 06.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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