Lesestudie Iglu:Thüringen ist Weltspitze

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Im Lese-Ländervergleich Iglu schneiden ostdeutsche Grundschüler besonders gut ab. Doch auch die Stadtstaaten Bremen und Hamburg können - anders als bei Pisa - im internationalen Vergleich mithalten.

In fast allen Bundesländern können die Grundschüler am Ende der vierten Klasse mit ihren Leseleistungen im internationalen Vergleich bestens mithalten. Dies geht aus dem neuen Iglu-Bundesländervergleich hervor, den der Schulforscher Winfried Bos am Dienstag in Berlin vorstellte. Kinder mit Migrationshintergrund haben aber weiter schlechte Bildungschancen.

Viertklässler in der Kinderbibliothek: Bei der Lesestudie Iglu belegen Thüringer Schüler den Spitzenplatz. (Foto: Foto: dpa)

Die Kultusministerkonferenz forderte bei der Präsentation des Bundesländervergleichs am Dienstag in Berlin, aus diesem Grund die vorschulischen Bildungs- und Betreuungsangebote auszuweiten.

Probleme gibt es auch in den Stadtstaaten Bremen, Hamburg und Berlin. Dort liegt der Anteil der Risikoschüler, die auch einfache Texte nicht verstehen können, deutlich über 20 Prozent. In den meisten Flächenländern sind dies hingegen nur zehn Prozent.

In fast allen Bundesländern hätten die Viertklässler eine sehr positive Einstellung zum Lesen, sagte Schulforscher Bos. Nur 14 Prozent gaben an, "außerhalb der Schule nie oder fast nie" zu lesen.

Berlin, Hamburg und Bremen sind Schlusslichter

"Die Grundschule in Deutschland hat ihre Hausaufgaben gemacht", sagte Bos. Die rheinland-pfälzische Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) sprach von einem "erfreulichen Gesamtbefund". Es bleibe aber die "große Herausforderung", die Zahl der schwachen Schüler zu senken.

Die Viertklässler aus Thüringen sind der Untersuchung zufolge bei der Lesekompetenz Spitze. Es folgen Bayern und Sachsen. Am Ende liegen die Stadtstaaten Berlin, Hamburg und Bremen. An der Untersuchung nahmen in allen 16 Bundesländern fast 8.000 Viertklässler an über 400 Schulen teil.

Im letzten Jahr wurde das internationale Ranking der Studie präsentiert: Demnach lag Deutschland mit Platz elf im oberen Viertel unter 45 Staaten. Platz eins hatte Russland vor Hongkong und Kanada erreicht. Die erste Iglu-Studie wurde 2001 durchgeführt, daran nahmen nur sieben Bundesländer teil. Diese verbesserten sich alle gegenüber damals.

Thüringen liegt der Studie zufolge auch im internationalen Vergleich mit Platz zwei hinter Russland weit vorn. Aber auch den anderen Ländern gelingt es, die Lesekompetenz der Viertklässler auf ein Leistungsniveau zu bringen, das im internationalen Vergleich sehr gut abschneidet. 14 von 16 Ländern liegen über dem EU- und dem OECD-Mittelwert. Selbst die Länder mit geringer Punktzahl wie Bremen, Hamburg oder Berlin liegen der Studie zufolge im EU-Durchschnitt, auf einem Niveau mit Frankreich oder Spanien.

Ein halbes Jahr Lernvorsprung

Bei der "Internationalen Grundschul-Lese-Untersuchung" (Iglu) wird das Leseverständnis von Schülern der vierten Klasse getestet. Am Nachmittag will die Kultusministerkonferenz die Ergebnisse der internationalen Timss-Studie präsentieren. Sie untersucht die Leistungen von Viertklässlern in Mathematik und Naturwissenschaften.

Am Wochenende war bereits durchgesickert, dass deutsche Schüler demnach in beiden Disziplinen jeweils den zwölften Platz unter rund 40 Staaten belegen. Vorne liegen Hongkong, Singapur und Japan.

Timss steht für Trends in International Mathematics and Science Study. Der erste Zyklus wurde 1995 durchgeführt, 2007 fand der vierte Zyklus statt. In Deutschland beteiligten sich 5.200 Schüler aus 246 Grund- und Förderschulen in allen 16 Bundesländern.

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