Leistungsportler:Diszipliniert, engagiert, mental stark

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Professor Sascha Schmidt. (Foto: privat)

Warum Unternehmen davon profitieren, wenn sie flexible Einstiegsmöglichkeiten für Sportler schaffen.

Interview von Sigrid Rautenberg

Professor Sascha L. Schmidt leitet das Center for Sports and Management an der WHU Otto Beisheim School of Management in Vallendar. Ein zentraler Forschungsschwerpunkt des Wirtschaftswissenschaftlers ist die Zukunft des Sports.

SZ: Sport oder Beruf - steht jeder Leistungssportler irgendwann vor dieser Entscheidung?

Sascha Schmidt: Natürlich stellen sich viele spätestens nach dem Abitur diese Frage. Und wer sich dann nur um seine Sportkarriere kümmert, hat psychologisch den Nachteil, dass er kein zweites Standbein hat. Wenn sich jemand mit Themen außerhalb des Sports beschäftigt, ist das eher förderlich. Die Frage ist nur, wie viel man nebenher schaffen kann. Je nach Sportart ist das sehr unterschiedlich.

Ist es überhaupt realistisch, sich während der aktiven Zeit noch ein zweites Standbein aufzubauen?

Ja, das ist möglich, etwa über ein Teilzeit- oder Fernstudium. Auch die Sporthilfe ist bemüht, Spitzensportler schon früh an die Wirtschaft heranzuführen, beispielsweise über Kurse oder Schnupperpraktika. Da geht es vor allem darum, die Scheu abzulegen. Viele Athleten trauen sich leider viel weniger zu, als sie eigentlich könnten.

Gibt es denn genug Unternehmen, die bereit sind, flexible und sportlerfreundliche Arbeitsbedingungen zu schaffen?

Sicher ist das noch nicht flächendeckend der Fall. Es gibt aber Beispiele wie die Deutsche Bank oder die Telekom, die das Sportlersegment auch als Recruiting-Quelle verstehen und entsprechende Angebote haben, etwa Zeitkonten. Manche Unternehmen stellen Leistungssportler primär aus sozialer Verantwortung und weniger aus Gründen des Employer Branding ein.

Was wäre der ideale Weg für einen Leistungssportler, beruflich Fuß zu fassen?

Möglichst frühzeitig mit Arbeitgebern auf Tuchfühlung gehen. Ein zweites Standbein hilft dabei, nicht zu verkrampfen, wenn Athleten in ein Alter kommen, in dem es mit dem sportlichen Durchbruch einfach klappen muss.

Warum sollten Firmen aktive oder ehemalige Leistungssportler einstellen?

Wegen ihrer berufsrelevanten Persönlichkeitsmerkmale, die gar nichts mit Berufserfahrung zu tun haben: Engagement, Disziplin und mentale Stärke. Unsere Studien haben gezeigt, dass Spitzensportler da im Schnitt besser abschneiden als die Fach- und Führungskräfte in Deutschland.

Kennen Sie Beispiele von Sportlern, denen der Übergang in den Beruf nicht gelungen ist?

Als Erstes kommen einem da Fußballer in den Sinn. Auch wenn sie nicht im Dschungelcamp landen - von vielen Gescheiterten erfährt man einfach nichts. Im Fußballbereich ist ja das Perfide, dass die Profis für einen begrenzten Zeitraum überdurchschnittlich verdienen. Das geht danach natürlich nicht so weiter. Aber bis dahin haben sie eine Kostenbasis aufgebaut, die sie nachher nicht mehr bewerkstelligen können. Bei Nischensportarten kommt es erst gar nicht dazu. Da ist von Anfang an klar, dass man neben dem Sport noch etwas für den Broterwerb tun muss.

© SZ vom 06.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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