Innovationsexperte:"Start-ups schaffen Wachstum"

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In Deutschland steigt das Interesse wieder, sich selbständig zu machen.

Interview von Bärbel Brockmann

Marc Evers, 49, leitet das Referat Mittelstand, Existenzgründung und Unternehmensnachfolge beim Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK). Der promovierte Volkswirt beschäftigt sich schon seit Jahren mit der Start-up-Szene in Deutschland.

SZ: Inwieweit betrifft das Thema Gründung den deutschen Mittelstand ?

Marc Evers: Es ist wichtig, dass in Deutschland in den Regionen Innovationen wachsen können. Dazu braucht man Start-ups. Tragfähige Geschäftsideen sind gut für die Gründer selbst, aber auch für die mittelständischen Unternehmer der jeweiligen Region. Denn sie bekommen somit gute Geschäftspartner oder Zulieferer. Sie können dadurch unter Umständen auch die eigenen Produkte und Dienstleistungen verbessern.

Viele Mittelständler sehen Start-ups eher als Konkurrenz.

Start-ups sind gut für die Regionen, weil diese dadurch als Ganzes wettbewerbsfähiger werden. Start-ups schaffen Wachstum und Arbeitsplätze. Das erkennen auch immer mehr Mittelständler und stehen den Gründern aufgeschlossener gegenüber.

Tatsächlich ist das Thema Gründung aber aktuell in den Köpfen der jungen Leute nicht so präsent, oder?

Wir haben noch eine gut laufende Konjunktur und wir haben Fachkräftemangel. Beides dämpft seit Jahren die Gründerszene. Aktuell erleben wir aber eine Trendumkehr. Wir beobachten einen großen Zulauf zu den von den Industrie- und Handelskammern (IHKs) veranstalteten Gründertagen. Auch an den Zahlen des Instituts für Mittelstandsforschung sehen wir, dass es erstmals seit sieben Jahren wieder mehr Gründungen gibt. Das lässt hoffen, denn eine Wirtschaft, die die Digitalisierung und die Herausforderungen der demografischen Entwicklung schultern muss, ist auf kluge Ideen angewiesen.

Was tut der DIHK für Gründer?

Wir bieten einen Existenzgründerservice an. Er gehört zum Kerngeschäft der IHKs. Sie haben im Durchschnitt jedes Jahr etwa 200 000 Kontakte zu Gründern. Die meisten, die zu uns kommen, sind keine Hochschulabsolventen. Wir sehen bei den IHKs, dass etwa jedes zehnte Gründungsvorhaben dem Bereich der innovativen Start-ups zuzurechnen ist, deren Geschäftsmodell schnell skalierbar ist. Aber wir erkennen auch bei den nicht hoch technisierten Gründungsvorhaben oft eine erfolgversprechende Zukunft. Wir wollen erreichen, dass das Unternehmertum als Erwerbstätigkeit gleichwertig mit dem Erwerbstätigsein in einem Angestelltenverhältnis betrachtet wird. Schon die Grundschule sollte vermitteln, dass man sich später auch selbständig machen kann.

Was braucht man unbedingt, um Gründer zu werden?

Ohne eine Grundidee im Kopf geht es nicht. Man muss sich selber bewusst sein, was man kann, und aus welchen Fähigkeiten eine Geschäftsidee entstehen könnte. Es gibt dann viele Möglichkeiten, solche grundlegenden Skizzierungen zu schärfen, in unseren Workshops beispielsweise, aber auch an Hochschulen. Aber die Ideen werden nicht von anderen geliefert. Man muss schon kreativ, selbstbewusst und auch ein Stück weit risikobereit sein.

© SZ vom 25.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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