Immobilien-Management:Mehr als ein Hausmeister

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Funktionscheck in der Sprinkler-Anlage: Facility Manager Lars Meier und der Haustechniker Frank Zander bei der Arbeit. (Foto: Klaus-Dietmar Gabbert/dpa)

Von der Heizung bis zum Wasserdruck - in Gebäuden muss ständig irgendetwas repariert werden. Facility Manager sind Profis in der Wartung von Gebäuden.

Als seine Firma den Auftrag erhielt, einen großen Gebäudekomplex in Berlin zu betreuen, prüfte Lars Meier das ganze Haus. Er untersuchte es von der früher mit einer Handkurbel betriebenen Turmuhr bis zur Sprinkleranlage für den Brandschutz. Der 26-Jährige ließ sich alles zeigen - auch die Sicherheitsvorkehrungen auf dem Dach. "Wenn die nicht gesichert ist, könnte mein Techniker von der Dachkante abstürzen", sagt der Facility Manager, der bei der Berliner Firma Gegenbauer arbeitet.

Beim Wort Facility Manager denken viele erst einmal an einen Hausmeister. Wer das Fach an einer von mehr als 15 deutschen Hochschulen auf Bachelor oder Master studiert, wechselt die Glühbirnen aber nicht selbst. Die Akademiker suchen nach passenden Firmen, um die ihnen anvertrauten Immobilien in Schuss zu halten oder beauftragen Handwerker aus dem eigenen Unternehmen.

"Facility Manager sind Generalisten", sagt Markus Lehmann, Vorstandsmitglied im Deutschen Verband für Facility Management (GEFMA). Ob in Hotels, Flughäfen oder Kliniken - sie vereinen technisches und kaufmännisches Know-how. Sie berechnen etwa, wie ein Gebäude so zu bewirtschaften ist, dass es sich wirtschaftlich lohnt. Unternehmen im Facility Management erfassen ihre Gebäude häufig auch mit Hilfe von Computerprogrammen dreidimensional. Das hilft, "um zu wissen, welche Anschlüsse verlegt und welche Wände tragend sind und wo die Fluchtwege liegen", sagt Lehmann. In Modellrechnungen ermitteln Facility Manager zum Teil für Jahrzehnte, mit welchen Heizmethoden sich Kosten sparen lassen. Einige entwickeln Konzepte, wie sich Neubauten clever bewirtschaften lassen.

Bereits mit einem abgeschlossenen Bachelor-Studium haben die Absolventen gute Jobchancen, erklärt Lehmann. "Wir erhalten ständig Anfragen von Unternehmen, aber auch von Kommunen und Krankenhäusern, die händeringend nach guten Leuten suchen", sagt der Professor, der neben der Verbandsarbeit angehende Facility Manager an der Hochschule Albstadt-Sigmaringen unterrichtet. Das Einstiegsgehalt eines Facility Managers liege bei etwa 35 000 bis 40 000 Euro brutto im Jahr, sagt Lehmann. Allerdings kann es auch deutlich weniger sein, es hängt vom Einsatzort und den Aufgaben ab.

Dem Berufseinsteiger Lars Meier ging es nicht um das schnelle Geld. "Ich brauche diesen Allround-Blick, sonst wird es langweilig für mich", sagt er und erinnert sich an das, was ihn schon im Studium reizte: "Von Architektur bis Anlagenbau - man bekommt von allem etwas mit." Facility Manager hantieren schon im jungen Alter mit hohen Geldsummen. Sie müssen deshalb Verantwortung tragen können. Außerdem brauchen sie ein hohes Maß an Flexibilität, um auf plötzliche Störungen zu reagieren - notfalls auch nachts. Doch viele brenzlige Situationen lassen sich vermeiden. "Facility Management lebt von guter Planung", sagt Karin Albert, Mitglied bei RealFM, einem weiteren Berufsverband für Facility und Real Estate Manager. Sie ist außerdem geschäftsführende Gesellschafterin der Bauakademie Berlin.

Wer bereits einen Beruf erlernt hat, kann sich auch ohne Studium zum Fachwirt weiterbilden

Planerisches Talent beweisen Facility Manager wie Lars Meier, wenn sie die Inspektionsrundgänge der Techniker-Kollegen festlegen. Dabei muss Meier genau beachten, was das Gesetz vorschreibt. Die Sprinkleranlagen im Gebäude müssen zum Beispiel täglich überprüft werden. Bei Wartungsarbeiten muss er entscheiden, was sinnvoller ist - eine Fremdfirma beauftragen oder dem Hauswart der Firma eine Schulung bezahlen?

Bislang seien zum Beispiel fünf Unternehmen beauftragt, die 40 Pumpen in dem Gebäudekomplex zu warten. Würde man die Zahl der Firmen reduzieren, verringert man die Ausgaben. Aber nicht auf Kosten der Sicherheit. Meier: "Es gibt zum Beispiel einen Sprinklerbrunnen mit einer sehr alten Pumpe, da sollte man die Firma, die sich seit Jahren damit auskennt, vielleicht besser nicht abziehen."

Auch ohne Studium können Männer und Frauen, die bereits einen Beruf erlernt haben, sich zum Fachwirt für Facility Management weiterbilden lassen. Unter den Absolventen der ein Jahr dauernden Weiterbildung seien Elektriker und kaufmännische Angestellte, aber auch Dachdecker und Ingenieure, sagt Albert.

Die Bauakademie Berlin ist eine der Einrichtungen, welche die Weiterbildung anbieten. Auf dem Stundenplan stehen Themen wie Prozessoptimierung oder Haustechnik. Albert hält neben logischem Denken und etwas mathematischem Geschick eine Eigenschaft für entscheidend: "Man sollte gern mit Menschen arbeiten und sie anleiten können."

Lars Meier stimmt dem zu. "Man hat mit Eigentümern, Wartungsmonteuren und Architekten zu tun und muss mit allen eine Sprache finden", sagt der Facility Manager. Personalführung habe zwar auch im Studium eine Rolle gespielt, man verinnerliche es aber erst in der Praxis. Und ein Ende der Lernerfolge ist nicht in Sicht. Meier würde gern berufsbegleitend Prozessmanagement studieren. So könnte er später zum Beispiel Niederlassungsleiter werden. "Die Aufstiegschancen sind super", sagt er.

Maurice Wojach/dpa

© SZ vom 27.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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