Hochschulrankings:München? Berlin? Oder doch Heidelberg?

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Die Karriereplanung fängt schon bei der Wahl der richtigen Uni an. Doch wie aussagekräftig sind Hochschulrankings überhaupt?

In den USA gehört das Lesen von Hochschulrankings zur Vorbereitung eines Studiums wie das Überweisen der Semestergebühr. Auch hierzulande sind die Bewertungen der Hochschulen inzwischen etabliert - wenn sie auch einen anderen Ansatz haben als die in den angelsächsischen Ländern.

Die Ludwig-Maximilian-Universität in München: Zur Elite-Uni gekürt, schneidet sie auch in vielen Rankings gut ab. (Foto: Foto: ddp)

"Wir nehmen die Rahmenbedingungen an den Hochschulen unter die Lupe", sagt Cort-Denis Hachmeister vom Centrum für Hochschulentwicklung (CHE) in Gütersloh. Dort werden jährlich die Daten für das wohl bekannteste Ranking in Deutschland ermittelt. "Die Rankings werden wichtiger", sagt Hachmeister. Doch sie sind nur für die wenigsten angehenden Studierenden das Entscheidungskriterium.

"Sie sind nicht unbedeutend, werden aber als faktische Informationsquelle überschätzt", sagt Christoph Heine, Leiter des Arbeitsbereichs Studierendenforschung beim Hochschulinformationssystem (HIS) in Hannover.

Ausschlaggebend sind fachliche Gründe

"Für mich sind diese Rankings eine Informationsquelle, die mir hilft, den richtigen Studienort zu finden", erzählt Sophie Neiswirth, angehende Studentin aus Amberg (Bayern). Allerdings seien bei ihrer Wahl mehrere Punkte ausschlaggebend gewesen. "Ich habe mich direkt bei den Hochschulen und auf deren Webseiten umgeschaut", sagt die 19-Jährige. Zudem habe sie mit Freunden und Bekannten gesprochen - und noch dazu stand für sie fest: "Ich will in Bayern studieren." Dafür würde sie in Kauf nehmen, dass die Hochschule ihrer Wahl im Ranking nur im Mittelfeld liegt.

Fachliche Gründe haben nach den Worten Hachmeisters den höchsten Stellenwert bei der Studienortwahl. "Für die Orientierung finden rund die Hälfte der Schülerinnen und Schüler Rankings wichtig", sagt er.

Keine Aussagen über Arbeitsmarkt

"Das spezifische Fachangebot gibt für rund 90 Prozent der Studierenden den Ausschlag", sagt auch Heine. Wichtig sei dabei vor allem, dass das Angebot einer Hochschule und die eigenen fachlichen Interessen zusammen passen. Dennoch gibt bei Befragungen rund ein Drittel der Studierenden an, Rankings bei der Entscheidung für ihren Studienort genutzt zu haben.

Vor allem angehende Studierende schauen "zur allgemeinen Orientierung" auf die Rankings, wie Hachmeister sagt. Sie informieren sich darüber, welche Fächergruppen es an welchen Hochschulen gibt, welche Hochschulen ein bestimmtes Fach anbieten und welche Hochschulen in welchen Fächern besonders gut abschneiden. Dieses Abschneiden allerdings sagt etwa beim CHE-Ranking weniger darüber aus, was die Absolventen später am Arbeitsmarkt erwartet. "Über die Qualität der Absolventen können wir mit dem Ranking keine Aussage machen", erklärt Hachmeister.

Auf der nächsten Seite: Wozu Rankings auch dann gut sind, wenn man bereits studiert.

Fakten zur Forschung

Doch Rankings sind nicht nur im Vorfeld eines Studiums sinnvoll. "Die Untersuchungen sind vielleicht sogar noch wichtiger, wenn man schon den Überblick an seiner Hochschule und in seinem Fach hat", sagt Heine. So könne ein Teil der Hochschulwechsel in höheren Fachsemestern dadurch motiviert sein, dass Rankings einige Hochschulen hervorheben. "Als Studierender kann man das Ranking immer dann nutzen, wenn man erwägt, an eine neue Hochschule zu gehen - sei es während eines Studiums, wenn einem die eigene Hochschule stark missfällt, oder nach dem Bachelor", sagt Hachmeister.

Die Methoden für das CHE-Ranking sind alles andere als einfach. "Wir stellen Informationen aus ganz vielen verschiedenen Quellen zusammen", sagt Hachmeister. Dazu gehören die Befragung der Fachbereiche, Fakten zur Forschung wie die der eingeworbenen Drittmittel, "und sehr viele Fakten zu den einzelnen Studiengängen, darunter die Studiendauer, Zulassungsvoraussetzungen, benötigte Fremdsprachenkenntnisse, Praktika."

Absolventenbefragungen

Zudem werden die Professoren nach der Reputation der einzelnen Hochschule im jeweiligen Fach befragt. Bis zu 500 Studierende kommen pro Fach pro Hochschule zu Wort und geben Auskunft über ihre Studienbedingungen.

"Zunehmend bauen wir Ergebnisse von Absolventenbefragungen mit ein, in denen die Absolventen ihr Studium und insbesondere die Kompetenzen, die sie von der Hochschule vermittelt bekommen haben, beurteilen." Neben den Kriterien, die schließlich "gerankt" werden, teilen die Forscher noch einen großen Anteil an Informationen außerhalb ihrer Tabellen mit. "Dazu gehören Texte zu Besonderheiten der Fachbereiche, die Regelstudienzeit, die Anzahl der Studierenden."

© dpa/Verena Wolff - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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