Hochschulmarketing:"Jetzt holen die auch noch die Eltern an die Uni..."

Lesezeit: 1 min

Münster ist eine richtige Studentenstadt. Damit das auch die Mamas und Papas wissen, werden sie jetzt alle zusammen eingeladen.

Nicola Holzapfel

"Sehr geehrte Studierende, am ersten November-Wochenende ist mit einem erhöhten Elternaufkommen zu rechnen". Was wie eine Warnmeldung klingt, ist in Wirklichkeit Werbung. Die Stadt Münster und ihre Hochschulen bitten die Eltern ihrer Studenten zum Besuch. "Elternalarm" heißt die Aktion, die beim Münster Marketing angesiedelt ist. "Wir wollen den Hochschulstandort stärken und die Eltern touristisch an die Stadt binden", sagt Hermann Meyersick vom Stadt-Marketing.

Besuch von daheim, organisiert von der Stadt: Manche finden das "anti-emanzipatorisch". (Foto: Foto: www.elternalarm.de)

50.000 Studenten wohnen in Münster, viele von ihnen sind extra fürs Studium zugezogen. "Sie werden feststellen, wie gut es sich in unserer Stadt leben - und natürlich studieren lässt", schreibt Oberbürgermeister Berthold Tillmann in seinem Grußwort an die Eltern. Die dürfen dann einmal in der Mensa frühstücken und mit einem "Elternausweis" günstig am Kulturleben teilnehmen. An den Hochschulen gibt es extra für sie am Samstag Vorlesungen und Vorträge. Gewohnt wird aber nicht im Wohnheim, sondern in Hotels.

Die Studenten scheinen von der Aktion wenig begeistert. Der Asta der Uni Münster will sich daran gar nicht erst beteiligen. "Da geht es nicht darum, die Eltern an das Studium heranzuführen, sondern Marketing für die Stadt zu machen. Daran haben wir kein Interesse", sagt Jochen Hesping vom Asta. "Der Elternalarm geht vollkommen an den Bedürfnissen der Studierenden vorbei." Für ihn gibt es wichtigere Themen wie die drohenden Studiengebühren oder den hohen Mietspiegel.

Bei der Stadt heißt es, dass es inzwischen schon 100 Anmeldungen gibt, wobei oft drei oder vier Familienmitglieder gemeinsam kommen wollen. Da reisen wohl gleich Geschwister und Großeltern mit an.

Doch viele Studenten haben von dem Elternalarm noch gar nichts gehört. Andere halten die Aktion für vollkommen unnötig. Seine Familie kann man ja schließlich selbst jederzeit einladen, wenn man möchte. "Jetzt holen die auch noch die Eltern an die Uni..." schreibt Studentin Danny in ihrem Blog. Trotzdem bietet sie Besuchern ein WG-Zimmer an - Blutsverwandte ausgenommen.

© sueddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: