Helden der Arbeit:Nicht ohne uns

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Einsame Retter im Nirgendwo: Ein Hoch auf alle, die zwischen Weihnachten und Neujahr arbeiten.

Nicola Holzapfel

Die Welt hält viele Gründe bereit, warum einer zu kurz kommt. An manchen Tagen reicht es aus, keine nähere Verwandtschaft zu haben - oder die falschen Verwandten. Zum Beispiel eine Tante statt einer Tochter. Eine Tante, selbst eine hochgeschätzte, hilft einem überhaupt nicht weiter, wenn man zwischen Weihnachten und Neujahr frei haben möchte. Es sei denn, sie kommt aus dem fernen Amerika, extra für die Feiertage, dann vielleicht. In jedem anderen Fall haben bei der Urlaubsplanung die Kollegen mit Tante keine Chance gegenüber den Kollegen mit Kind. Sie ziehen den kürzeren.

(Foto: Foto: iStockphoto)

Das bringt sie regelmäßig in den Genuss, ihren Job gerade dann zu machen, wenn alle anderen in Urlaub sind. In leeren U-Bahnen fahren sie zur Arbeit, einsamen Helden gleich, die sich dafür aufopfern, den Betrieb in Deutschland irgendwie aufrecht erhalten.

Und das sogar zwischen den Jahren. Die Weihnachtswirren sind vorbei, das neue Jahr noch nicht da und inmitten dieses zeitlichen Nirgendwo geht ein Häuflein Aufrechter seiner Arbeit nach.

Treffen sich zwei Helden auf leeren Bürofluren, so fühlen sie sich einander näher als sonst. Um sich ihrer neuen Gemeinsamkeit zu versichern, braucht es nur weniger andeutender Worte: "Schöne Feiertage gehabt?" - "Zu schnell 'rum...." Dann verschwinden sie auf ihre Plätze, wo sie still und eifrig das aufarbeiten, was vorm Fest liegen geblieben ist und das mit erledigen, wofür sonst andere zuständig sind.

Karriereberater trösten, dass Urlaubszeiten hervorragende Chancen böten, sich im Job zu profilieren. Nach dem Motto: Schaut her, ich mache mit der linken Hand, wofür mein Kollege sonst beide braucht. Außerdem würde es die Unterbesetzung ermöglichen, mit den anwesenden Kollegen stärker zusammenzuwachsen und vielleicht sieht ja auch der Chef ....

Aber das funktioniert natürlich nur, wenn auch der Chef die falschen Verwandten hat. Ansonsten wedelt er lieber in Aspen statt seinen tapferen Teamresten auf die Schultern zu klopfen.

Aber auch eine cheffreie Zeit kann ihr Gutes haben. Sie lässt womöglich etwas Raum, die sonst unter Druck Schlag auf Schlag produzierten Gedanken mal frei und womöglich gar abwanderen zu lassen. Zum Beispiel um schöne Vorsätze zu fassen, die man dann doch nicht einhält. So wie ...

- sich nicht mehr über bestimmte Kollegen zu ärgern - weniger Überstunden zu machen - keine überteuerten Coffee-to-Go-Becher mehr zu kaufen - auch mal in Aspen zu wedeln

und vor allem:

- nie mehr an Brückentagen zu arbeiten.

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