Gehaltsverhandlung:Wenn keiner sich traut

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In der Krise sinkt bei Arbeitnehmern der Mut rapide, nach mehr Geld zu fragen. Warum es jedoch sinnvoll sein kann, gerade in Krisenzeiten eine Gehaltserhöhung zu fordern.

Arbeitnehmer sollten sich von der schwierigen wirtschaftlichen Lage nicht abhalten lassen, mit dem Chef über Geld zu sprechen. "Die Krise betrifft zum einen nicht alle Firmen und schon gar nicht alle zum gleichen Zeitpunkt", sagt der Ratgeberautor Martin Wehrle. Zum anderen sei es nicht vernünftig, einfach auf einen besseren Zeitpunkt zu warten, so der Gehaltscoach aus Jork bei Hamburg. "Nach der Krise argumentieren viele Unternehmen, sie müssten sich erst einmal erholen, bevor sie Gehälter anheben können." Bei vielen Arbeitgebern stecke hinter solchen Argumenten reine Taktik.

Mehr Geld auf dem Konto: Beim Verhandeln sollten Arbeitnehmer mit drei Zielen ins Gespräch gehen. (Foto: Foto: iStock)

Tatsächlich reagierten Unternehmen geradezu seismographisch auf Krisenmeldungen. Viele Vorgesetzte blockten Fragen nach mehr Gehalt dann sofort prinzipiell ab. "Und auch bei vielen Arbeitnehmern sinkt der Mut rapide, bei schlechten Wirtschaftsdaten ihre dennoch gute Leistung entsprechend belohnen zu lassen." Dabei können sich durchaus Chancen bieten, gerade jetzt um ein entsprechendes Gespräch zu bitten.

Mehr Aufmerksamkeit

"Für Gehaltsverhandlungen gilt das Gleiche wie an der Börse: Wenn gerade alle mehr Geld wollen, ist das der schlechteste Zeitpunkt"', meint Wehrle. Weil zurzeit eher wenige Arbeitnehmer über ihr Gehalt verhandeln möchten, sei die Gelegenheit sogar günstig: "Jetzt bekommt man mehr Aufmerksamkeit. Und möglicherweise hat das Unternehmen sogar mehr Spielräume für eine Gehaltserhöhung, weil bereits Stellen abgebaut wurden."

Firmen, die auf langfristige Personalplanung setzen, haben nach Wehrles Erfahrung kein Interesse daran, qualifizierte Arbeitskräfte zu verlieren. "Die Leistungsträger lässt jeder Arbeitgeber ungern ziehen." Hinzu komme, dass durch die Lücke, die dadurch gerissen wird, auch Kosten entstehen. "Ein Headhunter kostet in der Regel deutlich mehr als eine Gehaltserhöhung."

Maximal-, Minimal- und Alternativziele

Wehrle rät, sich nicht auf eine Anhebung des monatlichen Gehalts zu versteifen: "Man kann auch über eine Prämie reden." Durchaus vernünftig sei es, nicht einfach eine fixe Summe zu fordern, sondern anzubieten, die Prämie vom Erreichen bestimmter Ziele abhängig zu machen - sodass damit tatsächlich Leistung honoriert wird. Bei der Höhe der Prämie sollten Arbeitnehmer nicht über das Ziel hinausschießen: "Ein Monatsgehalt wäre schon sehr viel." Anders sieht es im Management aus: "Führungskräfte bekommen oft drei oder mehr Monatsgehälter."

Beim Verhandeln sollten Arbeitnehmer mit drei Zielen ins Gespräch gehen: ein Maximalziel, ein Minimalziel und ein Alternativziel. "Das kann zum Beispiel sein, dass der Arbeitgeber kein Geld zahlt, aber die privaten Handykosten übernimmt oder einen Dienstwagen stellt."

© dpa/Andreas Heimann - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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