Gehälter-Prognose für 2010:Übung in Bescheidenheit

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Die Gehälter in Deutschland werden 2010 nur geringfügig steigen, europaweit liegt die Bundesrepublik bei den Lohnzuwächsen weit hinten. Anderswo können Arbeitnehmer weit mehr verdienen.

Kein Anlass zum Jubeln: Die Gehälter in Deutschland werden im kommenden Jahr voraussichtlich um durchschnittlich 2,2 Prozent steigen. Das ergab eine aktuelle Studie der Managementberatung Kienbaum zur künftigen Entwicklung der Gehälter in 25 europäischen Ländern. Damit liege Deutschland im Vergleich von 25 europäischen Ländern auf Platz 17, teilte die Beratungsfirma in Gummersbach mit. Je nach Branche und Hierarchieebene könnten die Gehaltsveränderungen sehr unterschiedlich ausfallen. So werde der Verdienst leitender Angestellter in Branchen, die besonders von der Wirtschaftskrise getroffen sind - etwa Chemie oder Automobil - voraussichtlich um fünf bis 15 Prozent sinken.

Ein kleines Plus: Je nach Branche und Hierarchieebene könnten die Gehaltsveränderungen sehr unterschiedlich ausfallen. (Foto: Foto: ddp)

Für Osteuropa prognostiziert die Studie wesentlich höhere Steigerungsraten bei der Vergütung als in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Spitzenreiter ist Russland: Dort werden die Gehälter laut Studie durchschnittlich um 9,5 Prozent steigen. Allerdings betrage auch die Inflationsrate im kommenden Jahr etwa zehn Prozent. Deshalb hätten die Menschen in Russland unter dem Strich sogar weniger Kaufkraft zur Verfügung als im Vorjahr.

Große Verhandlungsmacht

Im deutschsprachigen Raum erhielten Führungskräfte und Angestellte in Österreich die größte Gehaltserhöhung: 3,3 Prozent mehr als im Vorjahr haben sie künftig voraussichtlich im Portmonee, so die Studie. Ihre Schweizer Kollegen müssen sich mit 2,0 Prozent Zuwachs zufrieden geben. Das ist sogar weniger als die moderate Gehaltserhöhung, die Kienbaum für Deutschland prognostiziert.

"Die Gehälter in Österreich werden 2010 mit rund einem Prozentpunkt signifikant stärker steigen als in Deutschland und der Schweiz", sagt Alexander von Preen, Geschäftsführer und Partner der Managementberatung Kienbaum. "Eine der Ursachen für die hohe Steigerungsrate ist die traditionell große Verhandlungsmacht der österreichischen Arbeitnehmervertreter, weshalb die kollektivvertraglichen Abschlüsse regelmäßig über der Inflationsrate liegen."

Generell zeichne sich in ganz Europa der Trend ab, dass die variablen Bezüge (Auszahlung für 2009) im nächsten Jahr im Schnitt um einen zweistelligen Prozentsatz sinken werden. "Trotz Wirtschaftskrise dürfen sich die Unternehmen nicht nur auf die Reduzierung der Personalkosten konzentrieren, sondern müssen ihre Position auf dem Markt stärken. Ein Defizit in der Wettbewerbsfähigkeit auf Grund mangelnder qualifizierter Arbeitskräfte wäre langfristig schwerwiegend", sagt von Preen.

Auf Platz zwei im Europa-Ranking der Gehaltssteigerungen liegt mit 6,7 Prozent Rumänien. Die Steigerungsrate ist hier allerdings stark rückläufig: Von 2007 auf 2008 stiegen die Gehälter in Rumänien noch um mehr als 13 Prozent. Ursache für diesen Trend seien rückläufige Investitionen westlicher Unternehmen, die wiederum eine gesunkene Nachfrage nach Arbeitern und damit ein Ansteigen der Arbeitslosenquote zur Folge haben, heißt es in der Studie. Das wirke sich negativ auf die Entwicklung der Gehälter aus.

Finnland liegt vorn

Nach Bulgarien, wo mit 4,5 Prozent die Gehälter am drittstärksten in Europa steigen, liegen Polen und Tschechien mit 3,9 Prozent gleichauf. Zwar sei Polen das Land mit dem stärksten Wirtschaftswachstum im osteuropäischen Raum und wirtschaftlich unabhängiger, weil es im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern nicht so stark vom Export abhängig ist. Trotzdem werde sich die Steigerungsrate mehr als halbieren: Im Vorjahr habe sie noch knapp zehn Prozent betragen. Ein ähnliches Bild zeigt sich in Tschechien, wo die Gehälter von 2007 auf 2008 noch um durchschnittlich 8,2 Prozent stiegen.

Wesentlich moderater ist die voraussichtliche Entwicklung der Gehälter im restlichen Europa: Vorne liegen Finnland mit 3,5 Prozent, Österreich mit 3,3 Prozent sowie Griechenland und Norwegen mit drei Prozent. Es folgen die Niederlande mit 2,7 Prozent, Dänemark mit 2,4 Prozent und Schweden mit 2,2 Prozent. Die geringsten Gehaltssteigerungen in Europa wird es im kommenden Jahr in Frankreich und Großbritannien geben: Dort steigt die Vergütung im Schnitt nur um 1,4 Prozent.

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