Führungsspitzen:Das Klingeln der Anderen

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Was können sekretärinnenlose Arbeitnehmer tun, um in Ruhe arbeiten zu können? Wie man am besten mit lästigen Störern bei der Arbeit umgeht.

Nicola Holzapfel

Nichts ist schlimmer, als bei konzentriertem Tun unnötig unterbrochen zu werden - durch ständig aufpoppende E-Mails, durch den nervenden Ton des Handys, das der Kollege mal wieder auf seinem Tisch vergessen hat, oder durch unnötige Anrufe, die einem selbst gelten. Unverständlicherweise kümmern sich die wenigsten Arbeitgeber um ihre dermaßen von Lärm und anderen Unterbrechungen geplagten Mitarbeiter. Aber es gibt Ausnahmen. Und wenn sie Nachahmer finden, wird bald Ruhe in Deutschland herrschen.

Die Rede ist von Telefonunternehmen, den Experten in Sachen Anruf. Sie haben sich einen Mechanismus einfallen lassen, damit ihre Mitarbeiter in Ruhe arbeiten können: Sie lassen keinen Anruf mehr zu ihnen durchdringen. Wer etwas von ihnen will, landet in automatischen Anrufbeantworterschleifen, die ihn mit folgenden Worten begrüßen: "Herzlich willkommen bei unserem Kundenservice. Wie bieten Ihnen übrigens jetzt auch das Konto der Zukunft. Unser Mitarbeiter berät Sie gerne. Aber nun zu Ihrem Anliegen. Geht es um eine Beratung? Eine Störung? Eine Rechnung?"

Schroff und lapidar

Wer sich diesem Frage-Antwort-Spiel stellt, erhält eine Ahnung, was Unendlichkeit bedeutet. Die Fragen hören nie auf, er kommt nie wieder aus dem Telefonautomaten heraus, der einen dazu noch ständig missversteht. Es soll Anrufer geben, die in dieser Situation dem Wahnsinn verfallen sind und fortan nur noch wiederholen, was sie gefragt werden. Das ist gut aus Sicht der Mitarbeiter jener Firmen, die solche Anrufbeantworter schalten: Die Störer werden nie mehr anrufen. Und sie, vor lästigen Außeneinflüssen geschützt, können richtig was wegschaffen.

Manche Arbeitnehmer allerdings fühlen sich durch Außeneinflüsse weniger in ihrer Arbeit gestört als dadurch, dass Arbeit droht. Das lässt sich in vielen Einkaufshäusern beobachten. Kunden, die eine Frage haben, oder gar etwas kaufen wollen, geraten häufig in die Verlegenheit, den oder die Verkäufer bei einer privaten Unterhaltung zu stören. In diesem Fall lässt sich nur mit einer gehörigen Portion Hartnäckigkeit das Ziel (also der Kauf) erreichen. Irgendwann wird ein solchermaßen gestörter Verkäufer immerhin mit mechanischen Handbewegungen und abgewandten (weil weiterhin im privaten Gespräch vertieften) Kopf das Geld einkassieren.

Doch der Normalfall dürfte tatsächlich sein, dass ungebetene Anfragen den persönlichen Arbeitsprozess unterbrechen. In höheren Hierarchie-Ebenen gibt es Sekretärinnen, um diese störenden Außeneinflüsse abzuschwächen. Mit einem schroffen "Worum geht's?" oder einem lapidaren "Der Chef ist in einer Besprechung" wimmeln sie routiniert einen Störer nach dem anderen ab.

Aber was können sekretärinnenlose Arbeitnehmer tun, um in Ruhe arbeiten zu können? Da hilft nur: sich ein Beispiel an Telefonfirmen nehmen und eine automatische Anrufbeantworterschleife vorschalten. "Herzlich willkommen. Ich biete Ihnen übrigens jetzt auch die Arbeitskraft der Zukunft. Aber nun zu Ihrem Anliegen: Wollen Sie mit mir sprechen?" "Ja." "Tut mir leid. Aber das war keine gültige Eingabe."

© SZ vom 26.11.2007/bön - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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