Eine Typologie der Berührungen:Der High-Five

Von Veronika Wulf

Ob nach dem Abschluss eines erfolgreichen Projekts oder beim Tischkickern in der Mittagspause: Der High-Five, der vor allem im Sport verbreitet ist, hat längst auch Einzug ins Büro gehalten. Allerdings ist dieses Abklatschen mit erhobenen Händen stark von Unternehmenskonventionen abhängig. "In den meisten deutschen Unternehmen herrscht eine streng hierarchische Struktur", sagt Arbeits- und Organisationspsychologin Mareike Schmidt. "Dort kann man sich eher nicht vorstellen, den Chef mit High-Five abzuklatschen." Anders kann das in modernen Unternehmen sein, in Start-ups und kleineren Firmen. "Wenn das als Ersatz für den etwas konservativeren Händedruck in einem jungen oder dynamischen Team gilt, dann ist das genauso okay als Begrüßung", sagt Knigge-Coach Inge Wolff, schränkt aber ein: "solange es nicht zu dicht vor dem Körper des anderen stattfindet," wie auch beim Handschlag. Doch der High-Five wirkt vertrauter als das förmliche Händeschütteln. Zu beobachten war das beim G20-Gipfel in Buenos Aires, als Russlands Präsident Wladimir Putin den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman mit einem kumpelhaften Handschlag begrüßte. Unangenehm kann der High-Five werden, wenn die dargebotene Hand nicht abgeklatscht wird. Noch unangenehmer, wenn man ihn wie der britische Labour-Politiker Jeremy Corbyn ausführt: In der Freude über den Wahlerfolg wollte er mit einer Kollegin einschlagen, die hatte ihre Hand aber schon weggezogen. Corbyns flache Hand traf stattdessen ihre Brust.

© SZ vom 08.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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