Die neuen Auserwählten:Plötzlich Elite

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Wie ist es, an einer Elite-Uni zu studieren? Studenten in München und Karlsruhe reagieren befremdet auf das neue Etikett.

Andreas Schubert

Seit die Entscheidung im Exzellenz-Wettbewerb der Hochschulen gefallen ist, dürfen sich Zehntausende von Studierenden in München und Karlsruhe plötzlich zur "Elite" zählen. Nicht allen ist wohl damit.

Ein bisschen "elitärer Style": In München will ein Kunststudent mit Elite-T-Shirts provozieren. (Foto: Foto: www.endlich-elite.de.be)

Die Identifikation mit der eigenen Universität ist längst nicht so ausgeprägt wie in den traditionellen Elite-und Nobelpreisträger-Schmieden der akademischen Welt, wo man stolz die Insignien der Alma Mater zur Schau trägt.

In Karlsruhe geht man derzeit noch ironisch mit dem Thema um. "Wir sind Elite", titelt eine Homepage von Studenten, die sich als Fans bezeichnen. "Die Fanseite befasst sich mit Devotionalien, Klatsch und sonstigen Elementen der Zugehörigkeit der Uni-Karlsruhe zur Champions League der Bildung", heißt es dort.

Unterhosen für die neue Elite

Ein paar Klicks weiter finden sich schließlich Entwürfe für potenzielle Elite-Logos: Eine Abwandlung des populären "Students crossing"-Emblems (ein auf dem Boden knieendes Strichmännchen mit Bierglas in der Hand), eine bizarre "Miss Deutschland" namens Fridericiana - und ein Bild der Comicpuppe He-Man, die ein Spaßmacher als E(lite)-Man vorschlägt.

Inzwischen gibt es für die frisch gebackene Elite-Hochschule sogar einen Devotionalien-Shop mit Shirts und Unterhosen, bedruckt mit den ironischen Elite-Logos.

In München gibt es verschiedene Ansichten zum Thema Elite-Emblem. Im Sommer hatte eine Gruppe von Studenten der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) mit einem Shirt-Vertrieb den so genannten 5-Euro-Business-Wettbewerb gewonnen. In Zeiten von Hochschulrankings und dem direkten Wettbewerb der Universitäten wolle man ein Signal setzen, dass man als Student der LMU stolz auf seine Universität sei, teilten die Jungunternehmer damals mit. Auf die nur kurzzeitig erhältlichen Hemden waren das traditionelle und das moderne Logo der Uni gestickt. Das sei ein "der neuen Corporate Identity entsprechendes Design"", so die allesamt aus wirtschaftlichen Studiengängen stammenden Existenzgründer.

Der Münchner Kunststudent Florian Freier, 27, vertreibt seit Kurzem ebenfalls T-Shirts mit dem Aufdruck "Endlich Elite" - in grüner Schrift für die LMU, in Blau für die Technische Universität.

"Eine scherzhafte Provokation", erklärt Freier, der im Internet damit wirbt, es sei "definitiv der richtige Zeitpunkt, endlich ein bisschen elitären Style an den Tag zu legen". Die Reaktionen auf seine Idee seien unterschiedlich. Die einen reagierten verärgert, andere sähen darin eine witzige Aktion. Freiers Urteil über das Selbstbewusstsein der Münchner Nachwuchsakademiker: "Man zeigt es wohl noch nicht so gerne, dass man zur Elite gehört."

Krawatten für die Traditionsbewussten

Wer in einem der altehrwürdigen Colleges studiert hat, aus denen die Oxford University besteht, hat offenbar keine Schwierigkeiten damit, sich mit seiner Bildungsstätte zu identifizieren.

Der Journalist Janek Schmidt, 28, hat drei Jahre lang auf dem St. Peter's College Philosophie, Politik und Wirtschaft studiert. "Der Universität fühle ich mich immer noch mehr verbunden als allen anderen Unis oder Schulen auf denen ich je war", sagt er. "Vor allem zu meinem College, auf dem man lebt, isst und großteils unterrichtet wird, habe ich noch eine enge Bindung."

Schmidt liest noch immer regelmäßig die College-Zeitschrift, trifft sich mit alten Freunden und Professoren und hat dem College sogar Geld gespendet, "weil ich einfach dankbar bin für die aufregende Zeit und die viele Unterstützung dort".

Der Münchner Unternehmensberater Markus Honold, 35, hat auf dem Oxforder Magdalen-College studiert und dort in Physik promoviert. Aus denselben Gründen wie Schmidt fühlt auch er sich vor allem mit seinem College verbunden. Die Reputation der Universität sei den Studenten ständig bewusst, sagt er. "Schon allein dadurch, dass man in so alten Gebäuden lebt, wird man ständig mit der Tradition konfrontiert".

Diese Tradition ist auch an der Kleidung der Studierenden zu erkennen. Für jedes Oxford-College gibt es Pullover, Krawatten, Sweatshirts oder Schals. Noch heute trägt Markus Honold das Wappen seines Hauses gerne mit sich herum - an seinen Manschettenknöpfen.

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