Bezahlung:Großes oder kleines Plus

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Für eine spannende und herausfordernde berufliche Tätigkeit, sagt Detlev Kran, machen Business-School-Absolventen beim Gehalt Abstriche. (Foto: oh)

Welche Faktoren wirken sich nach dem Abschluss auf das Gehalt aus.

Interview von Jeannette Goddar

Wer bei uns abschließt, lernt nicht allein Leadership und Management auf internationaler Ebene; die High Potentials, die wir nach einem MBA in die Welt entlassen, werden für ihre erworbenen Kenntnisse im Anschluss auch fürstlich entlohnt. So werben viele Business Schools um Studierende. Darüber, ob sich das in der Realität tatsächlich so verhält, ist wenig bekannt. Jedenfalls in Deutschland, wo Absolventenstudien kaum verbreitet sind. Detlev Kran, Autor des Ratgebers "MBA- und Master-Guide", über ein wenig erforschtes Feld.

SZ: Viele Business Schools locken Teilnehmer mit der Aussicht auf große Karrieresprünge und beachtliche Gehaltszulagen. Bringt ein MBA tatsächlich so viel?

Detlev Kran: Gute Frage. Für die einzelnen Schulen gilt: Studien, die Aufschluss geben, was Absolventen in welcher Position verdienen, gibt es in Deutschland kaum. Und selbst dort, wo Business Schools nachfragen - wie etwa die Handelshochschule Leipzig - sind die Daten auf der Website nicht aktuell und vage.

Wie wirkt sich ein in Deutschland erworbener MBA im Durchschnitt aus ?

Laut Trendstudien - etwa jener aus dem Staufenbiel-Verlag - können gute Absolventen renommierter Business Schools nach dem Abschluss mit einer Verdopplung des Gehalts rechnen. Unterscheiden muss man zwischen Vollzeit- und Teilzeitstudiengängen; beziehungsweise in der Frage, wann das Studium absolviert wird.

Inwiefern?

Aussicht auf Gehaltssprünge haben vor allem Jüngere - schon deswegen, weil sie vor dem MBA am Anfang ihrer Laufbahn stehen. Wer nach dem Bachelor einige Jahre als Trainee gearbeitet hat, kann bereits mit 40 000 Euro im Jahr sein Gehalt verdoppeln. Wer hingegen als Abteilungsleiter mit mehr als 30 Jahren ein berufsbegleitendes Teilzeitstudium anfängt, bekommt deswegen ja nicht doppelt so viel Gehalt. In der breiten Masse gilt: Ja, der MBA rechnet sich im Verlauf von drei bis fünf Jahren - allerdings in eher moderatem Rahmen.

Dazu kommt die steigende Ausdifferenzierung der Master of Business Administration, die zum Beispiel auch in Medien-, Bildungs- oder Weinmangement angeboten werden.

Korrekt. Wer in einer NGO arbeitet, verdient dort eher 50 000 als 120 000 Euro. Insgesamt sind dies allerdings nach wie vor Ausnahmen.

Legen nicht auch angehende Betriebswirte und Manager heutzutage bei der Entscheidung für einen Job Wert auf andere Faktoren - etwa auf die Work-Life-Balance und flache Hierarchien?

Mein Eindruck ist: Die meisten angehenden MBA-ler sind eher leistungs- als Work-Life-Balance-orientiert. Beobachten lässt sich aber, dass mehr Absolventen zunächst in ein Start-up wechseln und nicht in ein traditionelles Unternehmen. Daraus kann man schließen: Ist eine Herausforderung spannend genug, werden geringere Gehälter in Kauf genommen.

Wie ist die Lage in den USA  ?

Absolventen der Top-Schulen wie Harvard oder Stanford können damit rechnen, dass das Gehalt nach dem Studium mit hoher Wahrscheinlichkeit doppelt so hoch ist wie zuvor; und zwar mit steigender Tendenz: Wer nach dem MBA mit einem Jahresgehalt von 130 000 US-Dollar zu einer führenden Unternehmensberatung geht und nach fünf Jahren Partner wird, steigert sein Gehalt nicht selten auf eine halbe Million. Solche Laufbahnen sind unter denen, die eine der weltweit führenden Business Schools besuchen, nicht selten.

Das bedeutet: Selbst eine so hohe Investition wie jene 100 000 Euro, die ein US-MBA beim derzeitigen Dollarkurs kosten kann, rechnet sich?

Angesichts der üblichen zwei Jahre bis zum MBA werden 100 000 Euro oft nicht reichen. Dennoch ist ein sogenannter Return on Investment zumindest wahrscheinlich. Vorausgesetzt, die Arbeitsmarktlage entspricht beim Abschluss etwa jener bei Studienbeginn. Wenn, wie 2008, von heute auf morgen 30 000 bis 40 000 Investmentbanker ihren Job verlieren, haben Sie die Rechnung ohne die Realität gemacht.

Wie kommt es, dass in den USA ein so viel solideres Wissen vorliegt?

Die deutsche Bildungsforschung erhebt keine Daten zu Karriere- und Gehaltsentwicklung. In den USA gibt es durch die landesweite Verbreitung des Studieneignungstests GMAT eine gute Grundlage; dessen Daten werden regelmäßig mit Erhebungen zu Absolventen verknüpft. Auf der Ebene einzelner Business Schools verfügen die US-Schulen über mehr Geld. Marketing ist teuer, und Befragungen sind personalintensiv. Viele deutsche Business Schools arbeiten lediglich mit einem fest angestellten Professor und einer Sekretärin sowie mit sehr vielen Lehrbeauftragten. Das bedeutet aber auch: Wer nicht weiß, was aus den Absolventen wird, sollte nicht mit glorreichen Aussichten werben.

Wie weit hat sich in die Personalabteilungen herumgesprochen, welche Business Schools top sind?

Die Personalverantwortlichen haben in der Regel einen guten Überblick. Für die Führungsebene gilt das eher nicht; dort kennt der klassische Manager häufig vor allem die Hochschullandschaft von vor zehn, 20 oder 30 Jahren; und vielleicht einige Exzellenzuniversitäten. Das bedeutet: Wer wegen seines MBA nun auch gern ein Gehalt X hätte, wird darüber gegebenenfalls hart verhandeln müssen. Was sich allerdings auch beobachten lässt: Es gibt Unternehmen, die gern Absolventen von einer bestimmten Business School nehmen, weil sie glauben, diese passen in die Unternehmenskultur.

© SZ vom 04.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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