Berufserfahrung:Mehr als ein Nebenjob

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Arbeitsvertrag, Versicherung, Verdienst und freie Tage: Was Werkstudenten beachten müssen.

Von Sarah Thust/dpa

Was Studenten an der Universität lernen, reicht Personalern oft nicht aus: Sie legen Wert auf praxisnahe Erfahrungen. Die kann man zum Beispiel als Werkstudent sammeln. Anders als beim Nebenjob geht es hier nicht nur um das Geldverdienen. Werkstudenten arbeiten meist mehr als nur ein paar Stunden pro Woche - und vor allem in einem Job, der inhaltlich etwas mit ihrem Studium zu tun hat.

Welcher Nebenjob ist der richtige? Werkstudenten sollten immer möglichst nah am Studienfach jobben, empfiehlt Stefan Grob vom Deutschen Studentenwerk in Berlin - oder vielleicht sogar direkt beim künftigen Traum-Arbeitgeber. Im Idealfall knüpft man so schon wertvolle Kontakte. "In einem Bewerbungsgespräch kann man einen zukünftigen Mitarbeiter nie so gut kennenlernen, wie wenn er einige Zeit im Unternehmen gearbeitet hat", sagt Benjamin Roos, Gründer des Personaldienstleisters Studitemps.

Und was, wenn das nicht klappt? Das kann passieren: Vielleicht bietet das gewünschte Unternehmen keine Jobs am eigenen Wohnort an. Oder man will sich beruflich noch nicht festlegen. Doch auch dann lohnt sich der Arbeitseinsatz, sagt Roos: Werkstudenten lernen zum Beispiel, ihre Zeit zwischen Studium und Job gut zu managen. "Und sie sind sehr viel eigenständiger im späteren Job."

Wo gibt es Jobs für Werkstudenten? Angebote finden Studierende etwa an den Schwarzen Brettern in den Hochschulen, durch Mundpropaganda, auf Internetportalen oder bei den studentischen Arbeitsvermittlungen der Studentenwerke.

Brauche ich einen Arbeitsvertrag? Ja. In jedem Fall sollten Studierende auf einen schriftlichen Arbeitsvertrag bestehen, rät Stefan Grob. Er sollte die Anzahl der wöchentlichen Stunden und die Höhe des Verdienstes festhalten. Wer Zweifel hat, kann sich beim Studentenwerk oder einer Gewerkschaft beraten lassen.

Was steht einem Werkstudenten zu? Auch für Studenten gelten die gesetzlichen Mindeststandards für Lohnhöhe, Arbeitszeiten, Beginn und Ende der Beschäftigung. "Für Studierende gilt beispielsweise der gesetzliche Mindestlohn von 8,84 Euro genauso wie der Anspruch auf Erholungsurlaub und Entgeltfortzahlung im Krankheitsfall", sagt Manuela Conte, Bundesjugendsekretärin beim Deutscher Gewerkschaftsbund (DGB). Letzteres gibt es aber nur für die üblichen sechs Wochen. Krankengeld bekommen Werkstudenten danach nicht.

Wo lauern Fallstricke? Genau hinschauen sollten Studenten laut DGB, wenn von einem Werkvertrag die Rede ist. "Dann suchen die Auftraggeber meist Selbständige, die gegen Honorar einen Auftrag erfüllen", sagt Conte. "Damit gehen zwar unternehmerische Freiheiten einher, aber auch Pflichten gegenüber der Sozialversicherung und dem Finanzamt." Hier gilt: vorab gut beraten lassen und zusätzliche Kosten beim Honorar einkalkulieren.

Wie viel Arbeit darf sein? Wichtig ist vor allem, dass das Studium die Hauptsache bleibt. Denn dann müssen Werkstudenten keine Sozialversicherungsbeiträge zahlen. Das heißt konkret: Sie dürfen insgesamt nicht mehr als 20 Stunden pro Woche arbeiten. "Ausnahmen von der 20-Stunden-Regelung - etwa in der vorlesungsfernen Zeit, in Abendstunden und an den Wochenenden - sind immer mit der Krankenkasse zu besprechen", rät Grob. Achtung: Auch wer von Sozialversicherungsbeiträgen befreit ist, muss Beiträge zur Rentenversicherung zahlen.

Wie viel darf ein Werkstudent verdienen? Werkstudent kann man unabhängig vom monatlichen Verdienst sein. Ab dem Mindestlohn von 8,84 Euro pro Stunde ist alles erlaubt. Für viele Studierende gibt es aber trotzdem Obergrenzen: Mit Bafög gilt etwa eine Hinzuverdienstgrenze von 450 Euro pro Monat. Wer in der Krankenkasse der Eltern familienversichert ist, darf monatlich nicht mehr als 450 Euro mit einem Minijob oder 425 Euro plus 83,30 Euro Werbungskostenpauschale in einem Midijob verdienen. Sonst muss er sich selbst krankenversichern.

Wie falle ich als Werkstudent auf? Wer seinem Arbeitgeber über das Studium hinaus treu bleiben will, sollte ein paar Regeln beachten. Bei Werkstudenten zählen Motivation, gute Ideen und Verlässlichkeit, sagt Roos. Die Aufgaben können anfangs einfach oder langweilig sein. Wer Einsatz zeigt, bekomme aber oft schnell anspruchsvollere Jobs. Zudem sollte der Arbeitgeber mit dem Werkstudenten planen können: Mit Ausnahme der Prüfungszeiten sollte er daher mindestens zwölf, besser 16 Stunden pro Woche zur Verfügung stehen.

Wie hilft mir die Arbeit als Werkstudent bei der Jobsuche? Wer die Möglichkeit hat, sollte in seiner Bewerbung um den ersten Job einen Ansprechpartner bei dem früheren Arbeitgeber als Referenz angeben. Das sei mehr wert als ein Arbeitszeugnis, sagt Benjamin Roos. "Ich empfinde die persönlichen Erfahrungen des Werkstudenten im Gespräch sowie eine mögliche Referenz als sehr viel spannender."

© SZ vom 16.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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