Bei Florian Krebs hängen sechs Anzüge im Schrank. Ohne Jackett und gepflegtes Auftreten geht es bei ihm nicht. Als Privatkundenberater bei der Sparkasse Mittelthüringen in Weimar geht er in Hemd und Krawatte zur Arbeit. "Direkt nach der Schule war das noch ungewohnt", sagt der 21-Jährige. Inzwischen fühlt es sich eher seltsam an, wenn er mal ohne Anzug unterwegs ist.
Bankkaufleute sind dafür da, ihre Kunden bei deren finanziellen Angelegenheiten zu unterstützen. Sie haben einen Job mit hoher Verantwortung, der mehr abverlangt als gutes Kopfrechnen, sagt Gabriele Jordanski vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) in Bonn.
Krebs startete nach seinem Abitur 2012 in die Ausbildung. Im Anschluss daran wurde er übernommen und arbeitet nun seit Januar in einer Filiale in Weimar. Am Anfang hätten ihn die Geldmengen, mit denen ein Bankkaufmann zu tun hat, nervös gemacht, sagt er.
Jobs gibt es nicht nur bei Banken, sondern auch bei Versicherungen und Immobilienfirmen
Einen Ausbildungsplatz zu bekommen, ist nicht leicht. Bewerber mit Abitur oder Fachhochschulreife werden tendenziell bevorzugt. "Manchen reicht aber auch ein sehr guter Realschulabschluss", sagt Sandra Sadighi, Ausbildungsberaterin bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Frankfurt am Main. Formal gibt es keine Vorgaben, dass ein bestimmter Schulabschluss erforderlich ist. "Junge Menschen, die sich bei einem Praktikum bewähren, können unter Umständen mit einem sehr guten Hauptschulabschluss Chancen haben", sagt Sadighi.
Bei den Noten schauen die Unternehmen nicht nur auf eine gute Mathematik-Zensur. Deutsch ist ebenso wichtig. Bankkaufleute sind ständig in Kontakt mit Kunden. "Sie müssen sich gut ausdrücken können und kommunikativ sein", erläutert Sadighi. Wer eher Scheu vor Gesprächen habe, sei kaum für den Beruf geeignet.
Nach Beginn der Ausbildung kommen angehende Bankkaufleute recht schnell an den Schalter. Dort sind ihre Aufgaben etwa, Konten einzurichten und zu verwalten. Im weiteren Verlauf der Ausbildung stehen Geldanlagen und Kreditgeschäfte auf dem Lehrplan. Gerade zum Ende der Lehre nehmen die Beratungen von Kunden zu. "Ein erfahrener Kollege ist dabei in der Regel immer im Hintergrund, um eingreifen zu können", erklärt Jordanski.
Die Ausbildung dauert drei Jahre. Abiturienten können sie in Abstimmung mit dem Unternehmen um zwölf Monate verkürzen. "Das ist dann aber ein knackiges Pensum", sagt Sadighi. Im Vergleich zu anderen Ausbildungsberufen erhalten angehende Bankkaufleute relativ viel Lohn: Laut BIBB kamen sie 2014 bei einer Bezahlung nach Tarif im ersten Lehrjahr im Schnitt auf 880 Euro Vergütung pro Monat. Zum dritten Lehrjahr hin steigt das Salär auf etwa 1000 Euro an.
Die Finanzkrise hat die Kunden vorsichtiger gemacht, registriert Krebs. "Die Sicherheit einer Anlage ist ihnen wichtig." Ihm als frisch ausgelernten Bankkaufmann begegnen sie manchmal noch zurückhaltend. Er versucht dann, im Gespräch mit fundiertem Wissen das Vertrauen der Kunden zu gewinnen.
Azubis werden nach der Ausbildung oft direkt übernommen. Die Chancen stehen gut, sagt Sadighi. Auch Florian Krebs bekam direkt ein Angebot. Seinen Werdegang hat er klar vor Augen: Er will sich auf den Firmenkundenbereich spezialisieren und wird dafür ab April ein zweijähriges Studium neben seiner Arbeit absolvieren. Der Besuch einer Hochschule ist nur eine Möglichkeit der Weiterbildung. Wer beruflich aufsteigen möchte, kann auch eine Fortbildung zum Bankfachwirt machen und später Führungspositionen übernehmen. Bankkaufleute finden nicht nur bei Banken und Sparkassen Jobs. "Ihnen steht ein relativ breiter Arbeitsmarkt zur Verfügung", sagt Jordanski. Sie können an der Börse arbeiten, bei Versicherungen und Immobilienvermittlungen oder sich als unabhängiger Finanzberater selbständig machen.