Im Handumdrehen auf der Straße
Florian Keller ist in jeder Hinsicht Autodidakt, und er bezweifelt, dass man den Beruf lehren kann. "Natürlich kann man sich in einem Kurs den Umgang mit Mischpult, Plattenspielern und moderner computergesteuerter DJ-Technik erklären lassen. Doch das ist in ein, zwei Stunden erledigt - und macht aus einem Plattendreher noch keinen guten DJ." Wichtiger sei es, erfahrenen Kollegen bei der Arbeit zuzuschauen. Vor allem aber profitiere man auf der DJ-Kanzel durch learning by doing: Nicht nur, um die Eins im Takt zu finden, sondern auch, um sich für Stimmungen des Publikums zu öffnen, eine gewisse langfristige Dramaturgie zu entwerfen und, wie er sagt, "die eigene Leidenschaft ansprechend zu verpacken".
Den Nachteil, kaum gegen Krankheitsausfälle oder Berufsunfähigkeit versichert zu sein, nimmt Florian Keller für diese Leidenschaft in Kauf. Feste Arbeitsverträge sind in der Branche eine Seltenheit: Läuft es mal einen oder mehrere Abende mies, steht der DJ im Handumdrehen auf der Straße. Um das Risiko zu mindern, hat er in den ersten Jahren seiner Karriere regelmäßig auf Hochzeiten und Firmenfeiern aufgelegt, "gut bezahlte Gigs, bei denen der eigene Musikgeschmack allerdings nichts gilt". Hier müsse man sich vom Künstlergedanken verabschieden und einfach den Gesetzen des massenkompatiblen Pop folgen.
Dennoch glaubt er, dass gerade diese Tätigkeit Diskjockeys am meisten lehre, ihr musikalisches Gefühl und ihre Kommunikationsfähigkeit schule. Entsprechend würdigt er die Kollegen, die ihren Beruf als rein funktionale Dienstleistung ausüben und sich mitsamt Anlage für Feuerwehrfeste wie Familienfeiern anbieten: "Das ist die Basis unseres Berufs: unserem Publikum gute Laune zu machen. Schließlich zählt es am Ende nicht, wie viele Raritäten du im Koffer hast, sondern wie viele Menschen du mit deiner Musik zum Tanzen bringst."