Arbeitsmarkt für Akademiker:Welches Studium bares Geld wert ist

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Firmen stellen gerne Hochschulabsolventen ein. Doch die jahrelange Schufterei in den Uni-Hörsälen rentiert sich finanziell nicht immer.

Einer Studie der Universität Frankfurt/Main zufolge sind die Fachbereiche Recht- und Wirtschaftswissenschaft sowie Medizin, mit gewissem Abstand auch die Mathematik- und Naturwissenschaften sowie die Ingenieurwissenschaft, besonders attraktiv für die Geldbörse. Wer ein Studium in einem dieser Fachbereiche aufnimmt, könne mit einer "durchschnittlichen Rendite von mehr als sechs Prozent" nach dem Abschluss rechnen, sagt Studienautor Martin Weldi. Das Studium lohnt sich also finanziell und gleicht die Einkommensverluste während der Hochschulzeit später wieder aus.

Gehalt: Ein Uni-Absolvent verdient fünf bis sechs Prozent mehr pro Jahr als der FH-Kandidat. (Foto: Foto: iStock)

Weldi untersuchte anhand von Datenmaterial des Statistischen Bundesamtes in Wiesbaden die Einkommen von Akademikern im Vergleich zu den Löhnen und Gehältern von Abiturienten, die nicht studiert haben. Seine für verschiedene Fachbereiche errechnete Rendite setzt sich zusammen aus vier Prozent Verzinsung des entgangenen Gehalts und einem Risikoaufschlag von zwei Prozent, falls das Studium zum Beispiel abgebrochen werden muss. Liegt die Rendite eines Fachbereichs über sechs Prozent, sei das Studium finanziell lukrativ, sagt Weldi.

Kunst bringt keine Rendite

Den Ergebnissen nach können Uni-Absolventen beispielsweise der Rechtswissenschaft ihr verpasstes Einkommen nach dem Studium locker wieder aufholen. Wer allerdings Kunst, Agrar- oder Sprachwissenschaften studiert hat, muss im Schnitt mit einer viel niedrigeren, teilweise sogar einer negativen Rendite rechnen, erläutert Weldi. Man könne deshalb aber nicht sagen, dass diese Studiengänge finanziell nicht lohnenswert seien. "Sie sind nur im Durchschnitt nicht lohnenswert."

Friedhelm Pfeiffer vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim warnt, nur die späteren finanziellen Effekte einer Studienwahl zugrunde zu legen. "Man kann nicht voraussagen, was jemand verdienen wird", sagt der Bildungsökonom. Schließlich bezögen sich solche Untersuchungen auf die Einkommenssituation derjenigen, die derzeit im Job stünden. Dennoch zeigten Studien wie aus Frankfurt Tendenzen auf. "Es gibt eine erhebliche Ungleichheit bei den Einkommen von Akademikern."

Grundsätzlich könne ein Uni-Absolvent im Mittel erwarten, dass er jährlich fünf bis sechs Prozent mehr verdient als jemand, der an einer Fachhochschule studiert hat, sagt Pfeiffer. "Die Zahlen sind ermunternd, weil sie zeigen, dass man für das lange Studium auch im Schnitt einen Ausgleich bekommt", sagt der Ökonom.

Auf der nächsten Seite: Was ein zusätzliches Bildungsjahr einbringt.

Nach Angaben Pfeiffers vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in Mannheim haben Menschen mit einem fünfjährigen Studium später im Schnitt 30 Prozent mehr Einkommen pro Jahr als Realschüler mit einer Ausbildung. Grundlage dieser Berechnung ist die Annahme, dass der Akademiker fünf Jahre mehr Bildung erfahren hat - 13 Schuljahre und 5 weitere an der Uni ergeben 18 Bildungsjahre. Derjenige mit der klassischen Berufsausbildung hingegen kommt nur auf 13 Bildungsjahre - 10 Jahre auf der Schulbank und 3 Jahre Lehrzeit. Werden sechs Prozent mehr Rendite pro zusätzlichem Bildungsjahr zugrunde gelegt, ergebe das durchschnittlich 30 Prozent mehr Einkommen, sagt Pfeiffer.

Dass vor allem die Wirtschaftswissenschaften finanziellen Erfolg versprechen, wundert Dieter Schädiger vom Bundesverband Deutscher Volks- und Betriebswirte (bdvb) aus Köln nicht. Schließlich seien sie in vielen Bereichen zu Hause. Gefragt seien sie als Steuer- und Unternehmensberater, im öffentlichen Dienst genau wie im Marketing, Finanz- oder Rechnungswesen. Verglichen mit der Kunstwissenschaft, die der Frankfurter Studie zufolge eher verhaltene Renditen verspricht, gebe es im Wirtschaftssektor zudem viel mehr Jobs.

Studierwilligen Schülern rät Schädiger, aber auch andere Gesichtspunkte gelten zu lassen: "Man muss auch zufrieden sein mit dem, was man studiert und Freude haben." Erfolg sei nicht schon mit der Entscheidung für ein bestimmtes Studium programmiert. "Ich muss mir Netzwerke schaffen und Kontakte, mich permanent weiterbilden, Engagement zeigen und mitdenken."

Bildungsökonom Pfeiffer zufolge ist zudem auch nicht vorhersehbar, wie sich der Fachkräftebedarf entwickeln wird. Gab es vor einigen Jahren noch einen Ingenieur-Überschuss, herrsche heute Ingenieur-Mangel. Grundsätzlich gelte für alle Bereiche: "Je mehr Leute bei gleichem Jobmarkt ein Fach studieren, desto niedriger der Lohn", erklärt Pfeiffer.

© dpa/Angelika Röpcke - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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