Berufliche Weiterbildung lohnt sich nach Ansicht von Thomas Kruppe vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) in Nürnberg allemal. Der Privatdozent an der Universität Erlangen-Nürnberg hat die Beschäftigungseffekte von Weiterbildung untersucht.
SZ: Ist berufliche Weiterbildung für jeden eine gute Sache?
Thomas Kruppe: Jeder, der sich weiterbildet, entwickelt sich positiv. Selbst wenn das Gelernte im Moment nicht anwendbar ist, bleibt es in seinem Kopf. Davon profitiert ein Mensch immer.
Aber nicht alle verdienen unmittelbar nach einer Weiterbildung mehr Geld oder finden einen neuen Job. Das haben Sie selbst nachgewiesen.
Vielleicht bleibt man aber damit fit für den Arbeitsplatz. Was man durchs Lernen gewinnt, geht über direkte Verwertbarkeit hinaus. Manchmal bringt Weiterbildung keinen Mehrwert in der Gegenwart, aber in der Zukunft. Möglicherweise hat man dann genau das Wissen, das man braucht, um einen besseren Job zu bekommen.
Gilt das auch für ältere Arbeitnehmer?
Im Durchschnitt betrachtet sicherlich. Wir haben am IAB untersucht, wie sich geförderte berufliche Weiterbildung von Arbeitslosengeld-II-Empfängern auf das Finden einer Stelle und den Verdienst auswirken. Da waren auch Ältere dabei, Menschen mit Migrationshintergrund und solche, die jahrelang außerhalb des Arbeitsmarktes standen. Herausgekommen ist, dass die Beschäftigungswahrscheinlichkeit nach einer Weiterbildung im Durchschnitt höher war als zuvor. Sogar nur auf den Arbeitsmarkt bezogen, profitieren alle Gruppen von einer Weiterbildung.
Kann das Weiterlernen trotzdem für den Einzelnen wertlos sein?
Wie zufrieden Herr oder Frau Mustermann nach der Weiterbildung sind oder ob sie eine neue Arbeit gefunden haben, geht aus unseren Analysen nicht hervor. Das ist so mit großen Zahlen. Man weiß, dass Rauchen der Gesundheit schadet. Aber es gibt Raucher, die dennoch ein beträchtliches Alter erreichen. Deshalb ist die Grundaussage der Statistik nicht falsch. Weiterbildung kann sich auch in Bezug auf Dinge lohnen, die wir nicht gemessen haben. Wer jahrelang nichts Neues dazugelernt hat, verliert mit der Zeit die Fähigkeit zum Lernen. Das ist ein wesentlicher Gewinn bei Fortbildungen.
In welchen Berufsfeldern bringt eine Weiterbildung am meisten?
Bei Frauen wie bei Männern haben die Gesundheitsberufe den höchsten Beschäftigungseffekt, weil die Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt sehr hoch ist. Bei Frauen folgen danach die Büroberufe, bei den Männern das Transportwesen.