Todesfälle in Krankenhäusern:Aus Fehlern lernen

Doppelt so viele Menschen sterben nach einer Operation wie Ärzte bisher angenommen hatten. Doch die meisten chirurgischen Eingriffe sind ziemlich sicher. Vor allem skandinavische Länder zeigen, wie man es richtig macht.

Werner Bartens

Die schlechte Nachricht zuerst: Nicht etwa zwei, sondern vier Prozent der Patienten, die eine Operation über sich ergehen lassen müssen, sterben in der Folge daran. Das sind doppelt so viele, wie Ärzte vermutet - und ihren Patienten bisher vermittelt - hatten. Die europaweit erhobene Statistik zeigt gravierende Unterschiede zwischen den Ländern des Kontinents - und das Defizit vieler Krankenhäuser, nicht zu erkennen, welche Patienten nach dem Eingriff noch eine Betreuung auf der Intensivstation nötig hätten und welche nicht.

Die Mortalitätsrate nach chirurgischen Routine-Eingriffen liegt in Deutschland bei 2,5 Prozent. Vor allem von den skandinavischen Ländern können wir einiges lernen. (Foto: dpa)

Die gute Nachricht: Kranke müssen angesichts dieser Zahlen nicht erschrecken, denn noch immer sind die meisten chirurgischen Eingriffe ziemlich sicher. Gefährlich sind sie besonders für jene zehn Prozent Risikopatienten, die alt, gebrechlich oder mit anderen Leiden vorbelastet sind, sodass 80 Prozent aller Todesfälle nach Operationen auf diese Gruppe entfallen. Zudem sind Komplikationen bei der Narkose kontinuierlich zurückgegangen.

Deutschland steht mit einer Mortalitätsrate von 2,5 Prozent im Vergleich zwar gut da, aber schlechter als die skandinavischen Länder, die Schweiz und die Niederlande. Von ihnen zu lernen, hieße: Sicherheitschecklisten konsequent befolgen und in jeder Klinik Konferenzen über Todes- und Zwischenfälle einführen. Der selbstverständlichere Umgang mit Fehlern würde in doppelter Hinsicht nützen: Ärzte lernen daraus, Patienten schützt es.

© SZ vom 21.09.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: