Medizin:Schluss mit den guten Vorsätzen zum Jahresbeginn!

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Sport ist Mord - sagt man doch so schön. Außer natürlich im neuen Jahr. (Foto: imago/allOver-MEV)

Hau-Ruck-Aktionen nach Silvester tun nicht gut, ja mehr, sie schaden der Gesundheit. Und überhaupt, das Gefühl des Scheiterns ist fürchterlich.

Kommentar von Werner Bartens

Wie sieht's aus, noch alles im Plan? Die erste Woche des Jahres neigt sich unweigerlich dem Ende zu, schon sind erste Niederlagen zu verkraften: Weder Bauch noch Hüftspeck schmelzen wie vorgesehen dahin, die Gürtelschnalle spannt beharrlich in dem Loch, das erst zum Plätzchen-Peak kurz vor Weihnachten neu belegt werden musste, der Keller ist immer noch nicht aufgeräumt, die Handy-Karenz am Tisch und mit der Familie wird nicht eingehalten, und gestern Abend waren es definitiv ein paar Flaschen zu viel.

Etwa die Hälfte der Menschen fasst zum neuen Jahr gute Vorsätze - doch der Wunsch bahnt sich nur selten einen Weg. Mehr als 80 Prozent der Änderungswilligen scheitern daran, auch nur einen einzigen Vorsatz umzusetzen; etwa 25 Prozent geben sogar schon in der ersten Woche auf. Januar und Februar sind deshalb auch triste Monate voller Selbstvorwürfe und Versagensgefühle. Die geplagte Kreatur geißelt sich selbst, steht am Marterpfahl ihres schlechten Gewissens und hadert: Wieder nicht geschafft, erneut die Diät und das Fitnessprogramm nicht durchgehalten - wie entmutigend!

Schluss mit den kalendarisch motivierten Hau-Ruck-Aktionen

Gesund ist das alles nicht. Frustration und Selbstentwertung schaden nicht nur der Seele, sondern auch dem Körper. Sie belasten Herz und Gefäße, aktivieren die körpereigene Stressachse, die Abwehrkräfte sinken, die Schmerzempfindlichkeit steigt; auf Dauer werden etliche Organe in Mitleidenschaft gezogen. Aus medizinischer Sicht kann die Forderung daher nur lauten: Schluss mit den guten Vorsätzen, Ende mit den kalendarisch motivierten Hau-Ruck-Aktionen. Das tut nicht gut, Erfolg versprechend ist es sowieso nicht und der Kater des Misslingens ist gar fürchterlich.

Das heißt nicht, dass es nicht sinnvoll sein kann, Gewohnheiten aufzugeben oder seinen Lebensstil zu verändern. Das funktioniert allerdings nicht wie im Räumungsverkauf - alles raus, alles muss anders werden -, sondern behutsam und kontinuierlich. Kleine Schritte haben die größte Aussicht auf dauerhafte Veränderung. Zudem wissen Psychologen, dass konkrete Pläne oder großer Leidensdruck nötig sind, um etwas erfolgreich zu verändern. Wo findet sich im Tagesablauf Zeit für Sport, welche Mahlzeiten sollen anders ausfallen, wann ist Alkohol tabu und wie soll die Metamorphose zum Nichtraucher gelingen?

Wer darauf keine Antwort hat und schon gar keinen Plan, soll es lieber gleich lassen. Das erspart die so erniedrigenden wie vergeblichen Versuche der Selbstkasteiung - und bewahrt die Mitmenschen vor der schlechten Laune der Scheiternden. Es wäre daher ein Beitrag zum allgemeinen Wohlbefinden, sich endlich vom nervigen Zwang zum guten Vorsatz zu befreien.

© SZ vom 05.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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