Unterschriftensammlung:Kreistag fordert Erhalt der „Extrem-Frühchenversorgung“

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Trotz langen Protestes sollen sehr kleine Frühgeborene nicht mehr in Neubrandenburg behandelt werden dürfen. Dagegen gibt es Protest. Der Kreistag ist einstimmig für den Erhalt der Maximalversorgung - und fordert die Bürger auf, die Petition zu unterstützen.

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Neubrandenburg (dpa/mv) - Nach monatelangen Protesten gegen die Schließung der „Extrem-Frühchenversorgung“ haben Mitarbeiter des Dietrich-Bonhoeffer-Klinikums Neubrandenburg mit dem Sammeln von Unterschriften für ihre Bundestags-Petition begonnen. Wie eine Sprecherin am Montag sagte, läuft die Sammlung online schon und soll mit einer Mahnwache am Rathaus am Dienstag auch öffentlich gestartet werden. Man hoffe auf mindestens 50.000 Unterschriften bis Ende Dezember.

Am Montagabend stellte sich der Kreistag Mecklenburgische Seenplatte in Neubrandenburg einstimmig hinter die Petition. Der Landesverband der Krankenkassen und Ersatzkassen solle die Ausnahmeregelung zur Perinatal-Level-1-Versorgung im Klinikum Neubrandenburg zulassen. Ansonsten sei die maximale medizinische Versorgung der Region nicht mehr möglich. Der Kreis ist mit 5500 Quadratkilometern Fläche der mit Abstand bundesweit größte und doppelt so groß wie das Saarland. Im Saarland gebe es sogar zwei solcher Zentren für „Extrem-Frühchen.“

Die Petition soll erreichen, dass die Behandlung sehr kleiner Frühgeborener mit weniger als 1250 Gramm Geburtsgewicht in Neubrandenburg - entgegen bisheriger Weisungen der Krankenkassen - auch 2023 erhalten bleiben kann. Zudem sollen Fallzahlen pro Klinik als ausschließliches Kriterium gekippt werden, wie es zuletzt auch Landessozialministerin Stefanie Drese (SPD) bei einem Bürgerforum betont hatte. Das Land hatte sich für eine einjährige Ausnahmeregelung ausgesprochen, diese aber nicht durchsetzen können.

Die Landesverbände der Krankenkassen und Ersatzkassen in MV hatten dem Klinikum untersagt, 2023 noch „Extrem-Frühchen“ zu versorgen. Zuletzt waren in Neubrandenburg noch sieben solcher Kinder behandelt worden. Laut Krankenkassen sollen es mindestens 20 Fälle pro Jahr sein. Nach Angaben der Landesverbände könnten trotzdem „99 Prozent der Neubrandenburger Frauen“ ihr Kind weiterhin in dem Klinikum bekommen und auch 90 Prozent der Frühgeburten dort weiter vollzogen werden. Die vom Bundesgesundheitsministerium geplanten Vorhaltepauschalen für Kinderheilkunde und Geburtshilfe, die Kinderkliniken schnell finanziell entlasten sollen, kämen dem Klinikum dabei zugute.

Die MV-Landesgesundheitsministerin hatte eine offene Aussprache mit allen Beteiligten angekündigt. Der Kampf für den Erhalt des Perinatalzentrums Level 1 sei auch Streiten für die medizinische Versorgung im ländlichen Raum, sagte Oberbürgermeister Silvio Witt (parteilos). Kliniken in Berlin, Greifswald oder Rostock als Alternativen seien betroffenen Eltern wegen der enorm weiten Wege nicht zumutbar.

© dpa-infocom, dpa:221205-99-782431/3

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