Arzttermine:Warten auf den Doktor

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Die Warteschlangen bei Ärzten sind oft lang. Fast jeder vierte Patient wartet mehr als drei Wochen auf einen Facharzttermin. Die Regierung hat jetzt Pläne, wie die Lage verbessert werden könnte.

Von Nina von Hardenberg, München

Obwohl die Bundesregierung Druck auf die Ärzte ausübt, Patienten schneller einzubestellen, gibt es in vielen Arztpraxen immer noch lange Wartezeiten. Das zeigt eine von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV) selbst in Auftrag gegebene Umfrage.

Fast jeder vierte Patient (24 Prozent) wartet demnach mehr als drei Wochen auf einen Facharzttermin. Im Vorjahr hatten dies nur 21 Prozent der Befragten angegeben.

Insgesamt bevorzugen alle Ärzte nach wie vor die privat versicherte Kundschaft gegenüber den Kassenpatienten. So mussten nur fünf Prozent der privat versicherten Patienten mehr als drei Wochen auf einen Termin warten. Von den Kassenpatienten musste sich dagegen 13 Prozent so lange gedulden. Für die von der Forschungsgruppe Wahlen durchgeführte Studie waren insgesamt 6000 Bürger befragt worden.

Regierung plant Termin-Servicestellen

Lange Wartezeiten will die Regierung nicht mehr hinnehmen. Künftig soll die Ärztevereinigung deshalb sogenannte Termin-Servicestellen einrichten, an die sich die Kranken wenden können, wenn die Sprechstundenhilfe sie zu lange vertröstet. Diese Servicestellen müssen dann innerhalb von vier Wochen einen freien Arzt finden, oder den Patienten zur ambulanten Behandlung in die Klinik schicken - so der Plan, der in ein für Herbst angedachtes Versorgungsgesetz fließen soll.

Die Ärzte halten von dieser Idee indes wenig: "Wir lehnen eine zentrale Lösung ab, da diese nicht nur die Arztfreiheit aufhebt, sondern auch dem Wunsch vieler Patienten entgegenläuft", betonte KBV-Chef Andreas Gassen am Mittwoch in Berlin. Viele Patienten wollten zu einem ganz bestimmten Facharzt, so Gassen. Ihnen wäre also wenig geholfen, wenn eine Servicestelle sie an einen anderen Arzt verweisen würde.

Zwei Drittel der befragten Patienten wollen zu einem bestimmten Facharzt

In der Umfrage hatten etwa zwei Drittel der Befragen angegeben, dass ihnen wichtig sei, zu einem ganz bestimmten Facharzt zu kommen. Auch beklagten nur 19 Prozent der Befragten zu lange Wartezeiten. Der Rest hatte offenbar kein Problem, auf den Termin zu warten. Die Servicestellen sollen einen anderen Arzt in "angemessener Entfernung" finden, so der Plan. Welche Fahrzeiten aber angemessen oder hinnehmbar wären, ist ungeklärt.

Wie können die Patienten besser zu den richtigen Ärzten geleitet werden? Diese Frage beschäftigt auch die Mediziner. Man müsse über neue Steuerungsmöglichkeiten nachdenken, sagte Gassen. Schließlich komme es derzeit vor allem bei stark nachgefragten Ärzten zu Wartezeiten.

Die Praxisgebühr - einst eingeführt, um die Patienten von unnötigen Arztbesuchen abzuhalten - wollen aber auch die Ärzte nicht wieder einführen. Aus gutem Grund, wie die Umfrage zeigt. Denn obwohl sie keine Praxisgebühr mehr zahlen müssen, sind die Patienten zuletzt nicht öfter zum Arzt gegangen als in den Vorjahren.

© SZ vom 31.07.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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