Zinssenkung der US-Notenbank:Helikopter-Ben

Lesezeit: 1 min

US-Notenbankchef Bernanke beruhigt die nervösen Finanzmärkte und senkt völlig überraschend die Zinsen. Das erinnert an frühere Manöver - die endeten in einer Katastrophe.

Nikolaus Piper

Der amerikanische Notenbank-Präsident Ben Bernanke hat an der Wall Street einen schönen Spitznamen: "Helikopter-Ben". Der entstand, als Bernanke einmal sagte, dass er in einer Wirtschaftskrise notfalls Geld vom Hubschrauber aus über die Volkswirtschaft regnen lassen würde.

Hoffentlich ist der Preis für seine Zinssenkung nicht zu hoch: US-Notenbank Ben Bernanke. (Foto: Foto: AP)

Der Spitzname ist ein wenig unfair, denn er suggeriert, Bernanke neige zu einer leichtsinnigen Geldpolitik, was er bisher nicht getan hat.

Im Prinzip ist sein Hubschrauber-Bild ja auch richtig: Es gibt Zeiten, in denen muss man vor allem Geld produzieren.

Seit Freitag allerdings erscheint der Name Helikopter-Ben nicht mehr ganz so abwegig. Die Notenbank kam den verunsicherten Finanzmärkten überraschend mit einer Zinssenkung entgegen.

Sie nahm den Diskontsatz, zu dem Banken sich bei der Notenbank Geld borgen können, um einen halben Prozentpunkt zurück.

Zwar blieb der eigentliche Leitzins unverändert, aber alle Marktteilnehmer rechnen fest damit, dass die Leitzinssenkung bei der nächsten Sitzung des Offenmarkt-Ausschusses am 18. September nachgeholt wird. Schließlich hat sich die Notenbank in aller Form von der bisherigen Politik verabschiedet, die Finanzmärkte nur durch die Zufuhr von Liquidität zu stabilisieren.

Notenbank begibt sich auf einen gefährlichen Weg

Die Börsianer atmeten auf nach der Entscheidung, die Kurse schossen weltweit in die Höhe. Aber ist das eine gute Nachricht? Einzuräumen ist, dass die Notenbanker unter Umständen über Informationen verfügen, die normalen Bürgern nicht zugänglich sind, wonach die Kreditkrise viel ernster ist als vermutet.

So oder so hat sich die Notenbank mit der Zinssenkung aber auf einen gefährlichen Weg begeben. Sie signalisierte den Leuten an den Börsen: Wenn ihr euch verspekuliert habt, kommen wir euch zu Hilfe.

Und sie hat Erwartungen geweckt, die nicht mehr so einfach zurückzuholen sind. Was mag an den Finanzmärkten passieren, wenn am 18. September der Leitzins nicht gesenkt wird?

Bei ihren weiteren Entscheidungen sollten die Notenbanker gelegentlich an das Jahr 1998 zurückdenken.

Damals senkte der frühere Fed-Chef Alan Greenspan zwei Mal die Zinsen, um den Fall-out der Rubelkrise an der Wall Street zu begrenzen und die nach dem Beinahe-Zusammenbruch des Hedge-Fonds LTCM verunsicherten Finanzmärkte zu beruhigen.

Das ist zwar gelungen. Der Preis war aber eine Spekulationsblase, die zwei Jahre später mit umso größeren Folgen platzte. Die Fed hat jetzt jedenfalls ein Glaubwürdigkeitsproblem.

© SZ vom 18.07.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: