Wohnen um München:Oberschleißheim

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Die Oberschleißheimer lieben ihr Miniatur-Versailles, die Schlossanlagen des Kurfürsten Max Emanuel. Aber der Ort hat noch viel mehr zu bieten.

Nicole Graner

Weiß-blaue Rauten und das goldene Monogramm des Kurfürsten Max Emanuel weisen auf die historische Verflechtung von Oberschleißheim mit den Wittelsbachern hin: Es war Ehrensache, dass einer der bedeutendsten Heraldiker Deutschlands 1925 das Wappen für Oberschleißheim entwarf.

Schließlich wohnte Otto Hupp (1859-1949) ja in der Gemeinde, die um die Jahrhundertwende ein Anziehungspunkt für Autoren, Künstler und Maler war. Sein frisch renoviertes Haus in der Hirschplanallee, in der heute die Baugenossenschaft sitzt, erinnert noch an ihn.

Hupp zeichnete 6000 Wappen, darunter auch das Logo der Münchner Spatenbrauerei: Der weiße Spaten auf rotem Grund ziert immer noch die Flaschenetiketten.

Prominente Einwohner und ein Schloss

Einen weiteren prominenten Einwohner hatte Oberschleißheim vorzuweisen: Waldemar Bonsels. Der Schriftsteller schrieb sein später in zig Sprachen übersetztes Kinderbuch "Biene Maja" in Oberschleißheim.

Auch sein Haus steht noch. Und die Wohnstatt des berühmtesten Aushängeschilds ist natürlich auch da: die Schlossanlagen des Kurfürsten Max Emanuel. Ohne sie wäre Oberschleißheim nicht Oberschleißheim.

Keine Visite ohne Schlossbesuch, keine Hochzeit ohne Foto im Schlosspark und kein Sommer ohne Schlosskonzerte. Die Schleißheimer lieben ihr Miniatur-Versailles. Viele Kindheitserinnerungen hängen daran: Schlittschuhlaufen auf dem Kanal, Spaziergänge, das erste Rendezvous. "Oder das Johannisbeer-Zupfen im einstigen königlichen Hofgarten", erzählt Bürgermeisterin Elisabeth Ziegler. "Damit haben wir unser Taschengeld aufgebessert."

Aber auch die Jungen lieben das Ambiente und im Sommer den Biergarten neben dem alten Schloss. Beliebter Treffpunkt ist auch das Bistro "Pegasus" in der Flugwerft.

Schloss hin, Schloss her. Die Gemeinde mit ihren 12.300 Einwohnern, 15 Kilometer von München entfernt, hat noch viel mehr zu bieten: die Flugwerft, die heute ein Museum für Luft- und Raumfahrt ist, eine im Ortskern zentrierte Infrastruktur mit Bürgerhaus, Jugendfreizeitstätte und einem vielseitigen Kulturangebot.

Klingt so, als ob man da sofort hinziehen sollte. Doch so einfach ist das nicht. Gebaut wird derzeit nichts Neues.

Wohnraum ist knapp

"Wir haben hier nicht so viel Platz", sagt Elisabeth Ziegler. Ob es ein Einheimischenmodell oder Eigentumswohnungen für das Neubaugebiet an der Hirschplanallee geben wird, ist noch nicht klar.

Es gibt viele Staatsbediensteten- und Sozialwohnungen, aber Mietobjekte muss man suchen. "Hier etwas zu bekommen, ist ganz, ganz schwer", sagt Alexandra Fink von der Baugenossenschaft Ober- und Unterschleißheim. "Gerade für Familien ist es nicht leicht, etwas Passendes zu finden."

Wer trotzdem nach Oberschleißheim ziehen will, muss mit Wartezeiten bis zu fünf Jahren rechnen. Schneller geht es nur, wenn man keine Kinder hat und eine Eigentumswohnung sucht. "Dann aber", so sagt Fink, "braucht man Geld." Viel Geld. Nicht jeder ist Kurfürst.

© SZ vom 24.2.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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