WestLB wird Aktionär bei Daimler:Plötzlich groß drin

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Die Landesbank ist binnen weniger Stunden zum größten Einzelaktionär bei DaimlerChrysler geworden. Und erklärt eilig, dass alles seine Richtigkeit hat.

Caspar Dohmen

Die Händler der WestLB kauften am 4. April ein, und zwar nicht zu knapp: Aktien für 8,7 Milliarden Euro holten sie sich in die Bücher. Die Bank stieg so binnen weniger Stunden zum größten Aktionär des DaimlerChrysler-Konzerns auf.

Exakt 14,006 Prozent der Aktien halte die Bank aus Düsseldorf, teilte der Autohersteller aus Stuttgart am Mittwoch mit. Das ist beinahe doppelt so viel, wie der bislang größte Einzelaktionär von DaimlerChrysler hält, die Investmentbehörde von Kuwait.

Nur für ein paar Tage

Das Milliardengeschäft fiel in den Bereich eines Mannes, den die Bank in der vergangenen Woche wegen eines anderen Aktiengeschäfts entlassen hatte: Der 45-jährige Bereichsvorstand Friedhelm Breuers war für eine verlustreiche Spekulation mit VW-Aktien verantwortlich. Die Bank stellte deshalb gegen ihn und einen Händler Strafanzeige. Die Affäre steht nächste Woche auch auf der Tagesordnung des Haushalts- und Finanzausschusses im Landtag von Nordrhein-Westfalen.

Doch kaum dass die Meldung über den Daimler-Deal am Donnerstag über die Agenturen lief, verbreitete die WestLB die Botschaft, dass es sich in diesem Fall um ein ganz normales Geschäft handele. Die staatliche Bank übernehme die Aktien nur für ein paar Tage und gehe keinerlei Risiko ein, betonte ein Sprecher der Bank.

Die WestLB hat in der vorigen Woche von mehreren institutionellen Kunden, also von Fonds, Banken oder Versicherungen, Daimler-Aktien im großen Stil übernommen. Gleichzeitig hat die Bank aber bereits festgelegt, wann und für welchen Preis die Papiere des Autobauers wieder verkauft werden. Dafür hat die WestLB entsprechende Terminkontrakte abgeschlossen.

Solche Geschäfte seien Alltag, bestätigen Händler internationaler Großbanken. Recht häufig würden Geldhäuser Aktienpakete in einer Größenordnung von fünf bis zehn Prozent von Unternehmen kurzfristig übernehmen. So teilte die Schweizer Großbank UBS am Donnerstag mit, dass sie mehr als drei Prozent des Düsseldorfer Energiekonzerns Eon halte.

Doch warum geben Investoren Pakete an eine Bank ab? So verzichteten ausländische Investoren bisweilen aus steuerlichen Gründen auf eine Dividende, erklärt ein Aktienhändler. Nach einer gewissen Zeit kauften sie die Papiere zurück. Die WestLB sagt, dies sei hier nicht der Fall. Am 4. April, dem Datum des Kaufs, hat DaimlerChrysler allerdings seine Hauptversammlung abgehalten, und spätestens an dem Tag müssen Aktionäre im Besitz der Papiere sein, um die Dividenden zu erhalten - oder sie müssen aussteigen, wenn sie auf die Zahlung aus Steuergründen verzichten wollen.

Ein anderes Motiv für den zwischenzeitlichen Verkauf könnte sein, dass die bisherigen Eigentümer ihre Aktien nicht auf einen Schlag auf den Markt werfen wollten und sich daher einen Zwischenhändler suchten, der die Papier später in kleinen Stückelungen verkauft. Auch solche Transaktionen gibt es nach Angaben von Finanzexperten häufig.

Eine Bank verdient auf zwei Wegen an dem Durchreich-Geschäft. In jedem Fall streicht sie die Dividende ein. Zusätzlich kann sie Geld verdienen, wenn der Preis, zu dem sie die Aktien einkauft, niedriger ist als der Preis, den sie später erzielt, wenn sie die Papiere verkauft.

© SZ vom 13.4.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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