Was motiviert:Das perfekte Lob

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Ob auf Spielplätzen oder in Kinderzimmern, viele Eltern loben, was das Zeug hält. In der Hoffnung, den Kleinen Gutes zu tun. Doch zu viel positive Rückmeldung motiviert nicht unbedingt, sagen Forscher.

Von Malte Conradi

Wer sich auf Spielplätzen und in Kinderzimmern umhört, trifft lauter Hobbypsychologen und Motivations-Coaches. Schließlich sollen die Kinder nicht einfach spielen, sie sollen lernen, um bereit zu sein für den Kampf, der ihr Leben offenbar sein wird. Und wie werden Kinder fit für Herausforderungen? Durch Selbstbewusstsein und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, so jedenfalls die Lehre amerikanischer Pädagogen, die irgendwann in den Achtzigerjahren nach Europa schwappte. Also werden die Kleinen gelobt, was das Zeug hält: "Du rutscht wie ein Großer", "Was für ein phantastisches Bild, du bist ein Genie", "Keiner baut so tolle Türme wie du!"

Das Problem dabei: Immer mehr Studien zeigen, dass dieser beständige Regen aus Lob das Gegenteil von dem bewirken kann, was die bemühten Eltern erreichen wollen - er wirkt unter Umständen demotivierend.

Eine der eindrücklichsten Studien dazu stammt von der Motivationspsychologin Carol Dweck von der Stanford-Universität. Sie ließ zwei Gruppen von Kindern eine verhältnismäßig leichte Aufgabe lösen. Für die erwartungsgemäß guten Ergebnisse wurden die Kinder daraufhin unterschiedlich gelobt: Der einen Gruppe sagte Dweck Dinge wie: "Tolles Ergebnis, ihr seid wirklich schlaue Kinder". Bei der anderen Gruppe variierte sie ihr Lob nur leicht: "Ihr habt wirklich hart gearbeitet und euch große Mühe gegeben." Für die Motivation der Kinder machte das einen großen Unterschied: Die Kinder, die für ihre Intelligenz gelobt wurden, schnitten bei folgenden Tests schlechter ab und gaben bei Schwierigkeiten schneller auf. Die Kinder hingegen, deren Anstrengungen gelobt wurden, waren in der Folge ausdauernder und zeigten Lust, schwierigere Aufgaben anzugehen.

Dweck erklärt das so: Wird ein Kind pauschal für seine Intelligenz gelobt, lernt es, dass es auf die Ergebnisse seiner Arbeit keinen Einfluss hat. Gelingt eine Aufgabe gut, ist das keine besondere Leistung, denn ich hatte ja das Glück, schlau geboren worden zu sein. Misslingt aber etwas, dann bedeutet das wohl, dass ich doch nicht so schlau bin. Folglich seien diese Kinder vor allem darum bemüht, vor den Eltern den Anschein besonderer Intelligenz aufrechtzuerhalten. Das führt zu Versagensängsten.

Die Kinder in der anderen Gruppe hingegen lernen: Die Ergebnisse meiner Arbeit sind beeinflussbar. Durch Anstrengung und Mühe. Und das ist dann wohl echte Motivation.

© SZ vom 02.01.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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