Wall Street:Zwei Hedge-Fonds in großer Not

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Die Investmentbank Bear Stearns ringt um die Rettung zweier Hedge-Fonds. Bislang erfolglos. Sollten die Fonds geschlossen werden, könnte dies weitreichende Folgen für die globalen Finanzmärkte haben.

Nikolaus Piper

An der Wall Street sind zwei große Hedge-Fonds der Investmentbank Bear Stearns in unmittelbare Gefahr geraten. Nach einem Bericht des Wall Street Journal ist ein erster Versuch zur Rettung der Fonds gescheitert. Die Verhandlungen zwischen Bear Stearns und Kreditgebern der Fonds sollten am Mittwoch fortgesetzt werden. Über deren Verlauf war aber zunächst noch nichts bekannt. Sollten die Fonds geschlossen werden, könnte dies weitreichende Folgen für die globalen Finanzmärkte haben.

Die beiden Fonds hatten massiv in Wertpapiere investiert, die durch hochverzinsliche Hypotheken an Hausbesitzer mit geringer Bonität ("Subprime Loans") gedeckt waren. Dabei hatten die Manager aber den Rückgang der Immobilienpreise und vor allem den Anstieg der langfristigen Zinsen während der vergangenen Wochen nicht genügend berücksichtigt.

Streit um Bewertung

Die beiden Fonds "High Grade Structured Credit Strategies Enhanced Leverage Fund" und High Grade Structured Credit Strategies Fund" hatten laut Wall Street Journal ungefähr 20 Milliarden Dollar in Spekulationen auf Wertpapiere aus dem Immobilienmarkt investiert. Die meisten dieser Titel setzten fälschlicherweise auf steigende Preise und sinkende Renditen. Wie bei Hedge-Fonds üblich, stamme nur ein kleiner Teil des investierten Geldes von Bear Stearns selbst. Das eigentliche Geschäft wurde mit dem geliehenen Geld großer Investoren, darunter mehrere andere Wall-Street-Banken, gemacht.

Im vergangenen Monat meldeten die beiden Fonds hohe Verluste. Einer von beiden meldete für April zuerst einen Wertverlust von 6,75 Prozent und dann, zwei Wochen später, von 18 Prozent. Das machte die Geldgeber nervös, und sie verlangten ihre Investitionen zurück. Der entscheidende Stoß für Bear Stearns kam von Merrill Lynch. Die Investmentbank sicherte sich einen Teil des Vermögens der Fonds - Wertpapiere, die durch erstklassige Hypotheken gesichert waren - und will diese nun versteigern. Die Manager der Fonds versuchen nun, von ihren Kreditgebern Zeit zu bekommen, um die Krise zu lösen.

Der drohende Zusammenbruch der beiden Fonds zeigt, wie ernst die Hypothekenkrise in den USA ist. In den Jahren 2005 und 2006 hatten Verleiher massiv hochverzinsliche Hypothekenkredite an ärmere Kunden verkauft, ohne sich richtig um deren Bonität zu kümmern. Die Kredite wurden gebündelt und als Anleihen ("Asset Backed Securities") am Kapitalmarkt untergebracht. Dadurch blieb das Risiko aus diesen Krediten nicht bei den einzelnen Banken, sondern wurde breit gestreut. Die beiden gefährdeten Fonds bei Bear Stearns hatten vor allem in Pools aus diesen Anleihen investiert.

Bisher hat die Krise bei Bear Stearns die Finanzmärkte weitgehend unberührt gelassen. Der Dow Jones pendelte im frühen Mittwochsgeschäft um sein Vortagesniveau - unter anderem weil die Investmentbank Morgan Stanley trotz der schwierigen Lage auf dem Immobilienmarkt einen Gewinnanstieg um 40 Prozent im zweiten Quartal gemeldet hatte (Weltbörsen). Trotzdem könnte die Schließung der beiden Fonds unabsehbare Folgen haben. Viele andere Hedge-Fonds haben in der einen oder anderen Form in Wertpapiere investiert, die durch hochriskante Hypothekendarlehen gesichert sind.

Es ist unklar, ob diese Papiere noch korrekt bewertet sind, da es für sie meist keinen liquiden Markt gibt. Käme es hier zu einer massiven Korrektur, könnte dies zu einer Flucht aus den Fonds führen. Die korrekte Bewertung der Vermögen von Hedge-Fonds gehört zu den offenen Fragen, wenn es um die Regulierung der Branche geht.

Die Diskussion über die Vorschläge ist noch nicht abgeschlossen und dürfte durch die Krise bei Bear Stearns neu entfacht werden. Die letzte große Krise unter den Hedge-Fonds war im September vergangenen Jahres ausgebrochen.

Damals hatten sich die Manager des Amaranth-Fonds mit einer Wette auf sinkende Erdgaspreise verspekuliert und innerhalb kurzer Zeit fünf Milliarden Dollar verloren. Im Jahr 1998 hatte der Hedge-Fonds Long-Term Capital Management vier Milliarden Dollar in Staatsanleihen verspekuliert. Damals musste die amerikanische Notenbank eine Stützungsaktion organisieren, um die Stabilität des Finanzsystems zu sichern. Eine derartige Systemkrise scheint wegen der Probleme bei Bear Stearns derzeit aber nicht zu drohen.

© SZ vom 21.6.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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