Währungsprognosen:Bleibt der Euro Sieger?

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Noch nie war die europäische Währung so stark wie 2008. Für das neue Jahr wetten Bankanalysten aber eher auf den Dollar.

Helga Einecke

Währungsprognosen sind für die professionellen Zukunftsforscher der Banken schwierig, auch ohne Finanzkrise. Kaum einer hatte es vorausgesehen, als der Euro im Sommer 2008 auf einen Rekordwert von 1,60 Dollar kletterte, im Herbst auf 1,23 Dollar zurückfiel, um dann zum Jahresende bei fast 1,47 Dollar zu landen.

And the winner is .. der Euro! So war es im vergangenen Jahr. Vorübergehend stand die europäische Währung sogar bei 1,60 Dollar, am Jahresende waren es rund 1,47 Dollar. (Foto: Foto: h1-daxl.de)

Unter dem Strich zeigte sich die europäische Währung im vergangenen Jahr mit einem durchschnittlichen Wechselkurs von 1,47 Dollar so stark wie noch nie. 2007 war der Euro im Schnitt 1,37 Dollar wert gewesen.

Schon 2008 hatten einige Experten ein Comeback des Dollar erwartet, auch 2009 überwiegen die Wetten für die US-Währung. Allerdings dürfte der Euro seinen Wechselkurs im Verhältnis zur Leitwährung im Laufe der ersten sechs Monate nicht radikal verändern.

Eine Spanne von 1,30 bis 1,40 Dollar gilt als angemessen für die unterschiedlichen Zinsen in den USA und in Europa. Die US-Notenbank Fed hat ihre Leitzinsen auf null gesenkt. Sie wird nach den bisherigen Erwartungen im gesamten Jahr bei diesem Kurs bleiben.

Dagegen ermäßigte die Europäische Zentralbank ihre Leitzinsen auf 2,5 Prozent. Die Bankvolkswirte halten es für ausgeschlossen, dass sie der Fed folgt und ebenfalls auf null fahren wird. Angesichts der fallenden Inflationsraten gelten in Europa Leitzinsen von 1,0 bis 1,5 Prozent für denkbar.

Ende des Krisenszenarios

Erst für die zweite Jahreshälfte gehen die Vorhersagen deutlich auseinander. Die Commerzbank rechnet mit einem Trendwechsel hin zu einem starken Dollar und einem bis auf 1,12 Dollar gedrückten Wechselkurs des Euro.

Analystin Antje Praefke begründet ihre Erwartung mit einem Ende des Krisenszenarios für die Vereinigten Staaten und drastisch steigenden langfristigen Zinsen.

Aktuell würden amerikanische Staatsanleihen mit Laufzeiten von zehn Jahren noch knapp zwei Prozent Rendite bieten. Im zweiten Halbjahr könnten es 3,5 Prozent werden. Die amerikanische Notenbank habe diesen Trendwechsel sogar selbst in der Hand, weil sie mit Käufen von Anleihen den Markt direkt steuert.

Wann kehrt die US-Notenbank Fed zur regulären Geldpolitik zurück? Lesen Sie auf der zweiten Seite, warum diese Frage für die Bewertung der Euro-Dollar-Kurses wichtig ist.

Dagegen sieht die HSH Nordbank den Euro in einem Jahr auf 1,50 Dollar zusteuern. Analyst Thomas Koch glaubt an eine anhaltende Schwäche der amerikanischen Währung. Bisher hätten asiatische Länder massiv die US-Staatsanleihen gekauft. Künftig benötigten sie ihre Devisenreserven aber für heimische Konjunkturprogramme.

Weil Amerika seine Defizite in der Leistungsbilanz nicht mehr so leicht mit Geld aus dem Ausland finanziert bekomme, sei ein schwacher Dollar und das Ankurbeln von Exporten ein Ausweg, sagt Koch.

Überschuldete US-Verbraucher

Er hält es auch für möglich, dass die Schwäche der amerikanischen Wirtschaft zwei bis drei Jahre andauert, weil die maßlos überschuldeten Verbraucher als Konsumenten für eine ganze Weile ausfallen dürften.

Die pessimistische Einschätzung der Entwicklung in den USA spreche eher für einen starken Euro. Einige Länder in Europa, zum Beispiel Deutschland, stünden wesentlich besser da und könnten beim nächsten Aufschwung ihre Stärken besser ausspielen.

Die USA als Exportnation kann sich dagegen NordLB-Anlayst Tobias Basse schlecht vorstellen. Der heimische Konsum bleibe die wichtigste treibende Kraft für die Vereinigten Staaten.

Die spannendste Frage sei, wann die US-Notenbank wieder Zinsen nehmen werde. Eine Rückkehr zu einer normalen Geldpolitik und eine Abkehr vom reinen Krisenmanagement sei für den Wert des Dollar entscheidend. Sollte es bei den unterschiedlichen Zinsen in Europa und den USA bleiben, sei ein Austauschverhältnis von 1,40 Dollar fair.

Umschichtungen

Davon ist der Euro gleich zu Beginn dieses Jahres nicht weit entfernt. Sein Wechselkurs ging am Freitag auf 1,39 Dollar zurück. Die Profis erklären dies mit Umschichtungen von Unternehmen und Banken zum Jahreswechsel.

Wenig Einfluss auf die Tagesform hatte der Beitritt der Slowakei zur Währungsunion. Sie erweitert den Kreis der Euroländer auf 16 und die Zahl der Bürger, die mit einer gemeinsamen Währung in Europa zahlen, auf fast 329 Millionen.

Die Briten bleiben dagegen dem Euro auf absehbare Zeit fern. In einer BBC-Umfrage lehnten 71 Prozent einen Beitritt zur Währungsunion ab.

Auch Großbritanniens Ministerin für Europa-Angelegenheiten, Caroline Flint, erteilte Spekulationen über einen Beitritt in die Euro-Zone eine Absage. Hintergrund dieser Spekulationen ist die Schwäche des Pfunds. Für einen Euro wurden am Freitag 96,54 Pence gezahlt. Am Montag war die britische Währung schon auf ein Rekordtief von fast 98 Pence gefallen.

© SZ vom 03.01.2009/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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