Wachstum mit Tücken:Schlechte Beratung bei Krediten

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Für die Banken wird das Geschäft mit Konsumentenkrediten immer wichtiger. Doch laut Stiftung Warentest ist die Beratung oft mangelhaft.

Caspar Busse und Simone Gröneweg

Die schlechten Noten aus Berlin rüttelten viele Banken auf. Die Stiftung Warentest stellte am Dienstag der Kreditwirtschaft ein insgesamt verheerendes Zeugnis in Sachen Konsumentenkredite aus und machte eine ganze Reihe von Schwachstellen aus.

Die Beratung bei Sofortkrediten ist bei vielen Instituten mangelhaft. (Foto: Foto: ddp)

Nur drei Institute erhielten die Testnote "gut". Die Banken trifft die Kritik besonders hart, denn das Geschäft mit Verbraucherkrediten gilt als einer der großen und lukrativen Wachstumsmärkte.

Hektische Telefongespräche bei Banken

So gab es bei einigen Instituten offenbar schon am Mittwoch hektische Telefonkonferenzen und Mahnbriefe an die Vertriebsmitarbeiter. Die von den Verbraucherschützern in Berlin festgestellten Mängel sollen möglichst schnell abgestellt werden.

"Wir können mit dem Ergebnis keineswegs zufrieden sein", sagte ein Sprecher der Dresdner Bank, die von den Testern die Note "mangelhaft" erhalten hatte. Den Problemen würde nachgegangen, hieß es bei der Tochter des Allianz-Konzerns.

"Wir werden das Ergebnis sehr sorgfältig analysieren und für die Zukunft sicherstellen, dass die intern vereinbarten Qualitätsstandards und Arbeitsprozesse auch eingehalten werden", teilte die Konsumentenbank Santander mit, die ebenfalls "mangelhaft" erhielt.

Handlungsbedarf bei vielen Banken

Die GE Money Bank, die mit "ausreichend" abschnitt, sieht ebenfalls Handlungsbedarf. "Auch wir nehmen das sehr ernst", hieß es dort. Ähnlich reagierte die Citibank, einer der Vorreiter bei Konsumentenkrediten. Hier war unter anderem kritisiert worden, dass versucht worden sei, den Testern andere Produkte schmackhaft zu machen.

"Das kann man positiv oder negativ sehen", sagte der Citibank-Sprecher dazu. Wenn der Kunde auf diese Weise Geld sparen könne, sei das doch sogar ein Vorteil, argumentiert der Citibank-Sprecher.

Das schlechte Testergebnis trifft die Branche ins Mark, weil fast alle Banken auf Konsumentenkredite setzen. Die Deutsche Bank etwa kaufte im vergangenen Jahr die Norisbank und will damit nun verstärkt Standardprodukte wie Verbraucherkredite verkaufen.

Die Genossenschaftsbanken forcieren derzeit das Produkt Easycredit. Auch HypoVereinsbank, Dresdner Bank oder Commerzbank haben das Thema entdeckt und gehen aggressiv in den Markt. Nur wenige haben sich von der Euphorie bisher nicht anstecken lassen. Dazu gehört etwa Ben Tellings, Chef der erfolgreichen Direktbank ING-Diba.

Das Geschäft werfe derzeit zwar viel Geld ab, berge in der Zukunft aber auch hohe Ausfallrisiken, warnt Telllings. Das gelte insbesondere dann, wenn die gute Konjunktur abbrechen würde. ING-Diba würde Verbraucherkredite nicht aktiv verkaufen.

Geschäft mit Zukunft

Davon unbekümmert bewerben bisher die meisten Anbieter Angebote für Konsumentenkredite in großem Stil. Insgesamt beläuft sich das Volumen von Ratenkrediten in Deutschland auf rund 130 Milliarden Euro. Der Großteil wird bar ausgezahlt, der Rest dient zur direkten Finanzierung größerer Anschaffungen wie Autos oder Elektrogeräte.

Besonders beklagen Verbraucherschützer, dass Kunden meist teure Kreditversicherungen mit abschließen sollen. Die Dresdner Bank, die dafür besonders kritisiert wurde, betont, dass die Kosten immer transparent ausgewiesen würden und der Abschluss nicht zwingend sei.

Etwa ein Drittel aller Kredite würde ohne Restschuldversicherung vergeben. Aber eine solche Police sei sinnvoll, so die Dresdner Bank. Arbeitslosigkeit etwa würde alle Bevölkerungsschichten treffen. Ähnlich argumentiert die GE Money Bank.

Die Deutsche Bank (Note: "ausreichend") teilt dagegen mit, dass eine solche Police nur je nach Situation des Kunden geeignet sei. Interne Tests hätten zudem bessere Ergebnisse gebracht. Besonders positiv fiel den Testern in diesem Bereich die Postbank auf. "Wir setzen bei den Policen auf absolute Freiwilligkeit und rechnen den Kunden vor, welche Kosten ein Abschluss mit sich bringt", erklärt eine Sprecherin.

Schufa-Abfragen ohne Kenntnis des Kunden

Für deutliche Minuspunkte im Test sorgten auch Schufa-Abfragen ohne Einwilligung des Kunden. Dresdner Bank oder HypoVereinsbank (Note: "ausreichend") betonten, dass dieses Vorgehen der Berater auch gegen interne Vorschriften sei.

Die PC-Programme würden immer eigens mit einer Warnmeldung darauf hinweisen, dass eine Einwilligung des kreditsuchenden Kunden vorliegen muss. Offenbar würde sich einige Berater darüber hinwegsetzen. "Das sind Verstöße gegen die Kreditvergabe-Richtlinien", heißt es. Dem würde jetzt verstärkt nachgegangen.

Die Commerzbank schnitt bei dem Test am besten ab. Entsprechend zufrieden äußerte sich die Sprecherin: Die Mitarbeiter hätten wohl die passenden Fragen gestellt, um sich ein Bild von der Bonität des Kunden zu machen. Bei der Berliner Sparkasse, die auf dem zweiten Platz landete, hieß es: "Das Ergebnis ist für uns ein Ansporn, noch besser zu werden."

© SZ vom 18.01.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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