Verlegung des Firmensitzes:Sal. Oppenheim zieht nach Luxemburg

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Die Bank der Reichen und Mächtigen steuert ihr Geschäft künftig aus dem Fürstentum. Die größte europäische Privatbank verlässt Köln mit der Begründung, von Luxemburg international leichter expandieren zu können.

Caspar Dohmen

Sal. Oppenheim wäre nicht Sal. Oppenheim, wenn die Privatbank nicht auch bei diesem neuen Kapitel ihrer Firmengeschichte, der Verlegung des Sitzes von Köln nach Luxemburg, auf Anknüpfungspunkte in ihrer eigenen Geschichte verweisen könnte.

Die in Luxemburg bereits ansässige eigene Holding und die eigene Bankfiliale sollen nun verschmolzen werden und den Hauptsitz bilden. (Foto: Foto: dpa)

Schon früh bewegte sich die Bank auf dem Terrain, wo im Jahre 1856 die Brüder Abraham und Simon Oppenheim die Bank von Luxemburg gründeten. Schon damals lag das Fürstentum im Zentrum des westeuropäischen Wirtschaftsraumes, war aber ein wirtschaftlich unterentwickelter Kleinstaat ohne eigene Chausseen oder Eisenbahnen.

Guter Standort Luxemburg

Heute zählt Luxemburg zu den weltweit anerkannten Bankenplätzen, auch wegen der günstigen steuerlichen Rahmenbedingungen für die Geldhäuser. Dieses Motiv spiele keine Rolle bei der Verlagerung des Sitzes, sagt ein Sprecher. Branchenexperten sehen aber sehr wohl Steuersparmöglichkeiten, die Oppenheim später nutzen könnte.

Geschichte zählt eine Menge bei den Oppenheims, die gerne historischen Zeiträumen denken. Da bildet Christopher Oppenheim keine Ausnahme, der die siebte Generation im Kreis der persönlich haftenden Gesellschafter vertritt und auf Matthias Graf von Krockow folgen wird, den derzeitigen Sprecher der persönlich haftenden Gesellschafter.

Größte europäische Privatbank

Baron Oppenheim pflegt das Unterstatement, gibt sich freundlich und zurückhaltend. Deutlich wird er aber, wenn er über die Ausrichtung des Bankhauses spricht. "Wir haben mit unserem Geschäft keine richtig großen Berührungspunkte mit Köln", sagte der Bankier vor einigen Monaten der . Schon immer habe das Bankhaus international agiert. Zuletzt drängte die größte europäische Privatbank nach Italien, Tschechien, Polen, Österreich, Frankreich und die Schweiz, selbst nach China hat man schon die Fühler ausgestreckt.

Jetzt haben die beiden Familienstämme, die Oppenheims und die von Ullmanns der Verlagerung des Firmensitzes nach Luxemburg zugestimmt. Angeblich einzig, weil sich auf diese Weise die internationale Expansion leichter steuern lässt. Keineswegs kehre die Bank Deutschland den Rücken zu, betont ein Banksprecher.

Unternehmen mit Tradition

Als Beleg führt er den Neubau an, indem gerade in Köln Platz für 400 neue Arbeitsplätze geschaffen wird. Längst leben die meisten Familienmitglieder in alle Welt verstreut, fernab des Rheinlands, welches einst den Nährboden für die Erfolge der Bankierfamilie bildete. Anfangs finanzierte Oppenheim Fürsten und Könige, später Stahlbarone. Zudem gründete die Bank eigenen Unternehmen wie den weltweit ersten Rückversicherer Kölner Rück.

So bauten die Bankiers Industrie und Infrastruktur mit auf. Mittlerweile haben sie vor allem ein Anliegen. Als eine der reichsten Familien Deutschlands mehren sie das Vermögen anderer Reicher. Schließlich sprechen Vermögende gerne mit ihresgleichen über Geldangelegenheiten.

Kunden weltweit

So sind die Schuhfabrikanten Deichmann ebenso Kunde, wie Riegel von Haribo oder die Familienclans Haniel oder Werhahn, die Kölner Zeitungsverlegerfamilie Neven DuMont oder der Boxer Henry Maske. Angeblich sucht jede vierte der 20.000 vermögensten Familien den Rat der Banker, die selbst ihr eigenes Vermögen über mehrere Kriege und Inflationszeiten gerettet haben.

Seit jeher pflegen die Oppenheims auch gute Kontakte in die Politik. So war Bankchef Robert Pferdmenges ein enger Berater von Bundeskanzler Konrad Adenauer. Später stieg der ehemalige Bundesbankpräsident Karl Otto Pöhl als Partner ein.

Wichtige Besucher fahren in einem goldenen Aufzug in die so genannte "Teppichetage". Die anderen nehmen die Treppe. Oben hängen in den Konferenzzimmern die Ahnen in Öl, wird der Kaffee in feinem Porzellan mit Familienwappen serviert. Hier geht es diskret zu. Nichts scheuen die Banker mehr als Schlagzeilen. Die gab es in den vergangenen Jahren häufig, beispielsweise wegen dem Bau der Kölner Messehallen. Hier soll Oppenheim bevorteilt worden sein.

Dependance in Tschechien

Die Zeremonie zur Eröffnung ihrer Dependance in Tschechien zeigt einige Ingredienzien des Erfolgscocktails von Oppenheim Beziehunsnetzwerk. Viele Adlige strömen zur Eröffnung der tschechischen Dependance in die Prager Burg. Wo sonst der tschechische Präsident residiert feiert man nun die Rückkehr Oppenheims bei einem klassischen Konzert.

Schließlich hatte schon Simon Oppenheim einst den Bau der Eisenbahn nach Prag finanziert. Dafür versetzte ihn der österreichische Kaiser in den Adelsstand. Seine Nachfolger lenkten bislang das Geschäft aus Köln. Demnächst dürften sie öfter nach Luxemburg reisen.

(SZ vom 31.03.2007)

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