Vergleich von Verpackungsgrößen:Wieder weniger Windeln

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Eine Packung Pampers im Werk des Hygieneartikelherstellers Procter & Gamble: Viele Markenhersteller nutzen verdeckte Preiserhöhungen. (Foto: DPA/DPAWEB)

Weniger Inhalt, gleicher Preis? Markenhersteller lieben solche verdeckten Preiserhöhungen - egal ob bei Chips oder Spülmaschinentabs. Jetzt zeigt eine Auswertung: Einige von ihnen nutzen die Masche seit Jahren immer wieder. Für Kunden wurde es bis zu 60 Prozent teurer.

Von Andreas Jalsovec

Wer seinen jüngsten Nachwuchs regelmäßig mit einer neuen Windel beglücken muss, sollte stets genug Nachschub im Haus haben. Man weiß ja nie, ob die Kleine das Karotten-Kartoffelgemüse auch gut verträgt. Umso ärgerlicher ist es da, wenn die Packung plötzlich drei Windeln weniger enthält als bisher und der Vorrat auf einmal aufgebraucht ist.

Diese Erfahrung mussten jetzt Kunden des deutschen Marktführers Pampers machen. Deren Hersteller, der US-Konsumgüterkonzern Procter & Gamble, hat die Zahl der Windeln in einer Packung von 37 auf 34 reduziert. Die Schrumpfkur bei den Wegwerfhöschen war nicht die erste: Seit 2006 verringerte sich der Packungsinhalt bei Pampers vier Mal. "Wenn Procter & Gamble so weitermacht, ist die Packung in 20 Jahren leer", witzelt Armin Valet von der Verbraucherzentrale Hamburg.

Ärgerlich für die Verbraucher ist dabei nicht nur die geringere Menge. Der Preis für die abgespeckten Packungen blieb über die Jahre hinweg nahezu gleich. Verdeckte Preiserhöhung nennen Kritiker das. Schon seit Jahren sammeln die Hamburger Verbraucherschützer Beispiele dafür. Auf ihrer schwarzen Liste finden sich rund 500 Produkte, die die Hersteller teurer machten, ohne dass es für die Kunden sofort ersichtlich war. Das Grundmuster ist dabei stets ähnlich: Der Packungsinhalt schrumpft, nicht aber der Preis. Unterm Strich kostet die Ware daher mehr. Viele Käufer merken das nicht, weil sich das Aussehen der Packung meist kaum ändert.

Für Verbraucher ist das ärgerlich. Einige Hersteller dagegen finden die Trickserei mit den Verpackungsgrößen offenbar so attraktiv, dass sie es im Laufe der Jahre immer wieder machten. Das zeigt eine Auswertung der Verbraucherzentrale Hamburg für die Süddeutsche Zeitung. So schrumpften nicht nur Windelpackungen gleich mehrfach. Auch bei Chips-Dosen, Geschirrspültabs, Waschmitteln, Schokolinsen oder Hundefutter fand das Prinzip "Weniger drin, gleicher Preis" im Laufe der Zeit mehrfach Anwendung. Die Preiserhöhungen, die so zustande kamen, reichen teilweise bis fast 60 Prozent. Zum Vergleich: Die allgemeine Teuerung nahm von 2006 bis 2013 nur um 12 Prozent zu.

Auch wenn Füllmenge steigt, kann es überproportional teurer werden

Unter den Dauertricksern sind vor allem Markenartikler. "Sie können die Preiserhöhung offenbar durchsetzen, ohne ihre Kunden dauerhaft zu verärgern", meint Armin Valet. Allerdings zeigt die Auswertung auch: Das stetige Schrumpfen der Packungen stößt irgendwann an Grenzen. "Die Hersteller können das natürlich nicht unendlich weit treiben", erläutert der Kölner Unternehmensberater Ulrich Eggert. Ab einer kritischen Menge oder einem Mindestmaß an Qualität des Produkts machten die Kunden das nicht mehr mit, so Eggert.

Einige Hersteller haben deshalb zuletzt die Füllmenge wieder angehoben. Gleichzeitig erhöhten sie den Preis - allerdings überproportional. Beispiel Pringles: Dort sind in der Chips-Dose mittlerweile wieder 190 Gramm drin. Im Vergleich zur vorherigen Packung mit 165 Gramm stieg der Preis je 100 Gramm jedoch von 96 Cent auf 1,26 Euro - eine Verteuerung um fast ein Drittel. Ähnlich bei Frolic: Hundebesitzer bezahlen die höhere Menge mit knapp zehn Cent mehr je 100 Gramm. Um solche Preissprünge zu rechtfertigen, verweisen die Hersteller häufig auf Veränderungen oder Verbesserungen am Produkt. ""Mehr Menge, bessere Qualität, schöneres Aussehen", sagt Handelsexperte Eggert. "Das soll von der Preiserhöhung ablenken."

Aber auch für geringere Füllmengen führen die Hersteller mitunter Neuerungen an. Man habe "im Januar 2013 Produktverbesserungen auf vielen Varianten eingeführt, heißt es bei Pampers" - etwa den "Urin-Indikator" bei der Windelsorte "Pampers New Baby". Solche Neuerungen erforderten "erhebliche Investitionen". Preiserhöhungen seien daher unumgänglich. Diese könnten auch erfolgen, indem der Preis bei verringerter Menge gleich bleibe. Das sei aber keine verdeckte Teuerung: Schließlich sei die Stückzahl für den Verbraucher "deutlich auf der Hauptschauseite der Verpackung dargestellt".

Auch der Somat-Hersteller Henkel verweist darauf, dass seine Geschirrspültabs im Laufe der Jahre stets weiterentwickelt wurden, so dass sie "den Verbrauchern mehr Leistung boten". Überdies habe man seit 2010 immer wieder neue Packungsgrößen eingeführt, bei denen der Preis pro Tab "auf oder sogar unter dem Preisniveau im Jahr 2006 lag". Ob in der Ursprungspackung irgendwann wieder mehr Tabs drin sein werden - dazu will sich Henkel aus Wettbewerbsgründen nicht äußern.

Doch selbst wenn es dazu kommen sollte, dürfte es für die Verbraucher unterm Strich erneut teurer werden. "Günstiger", meint Armin Valet, "wird es unserer Erfahrung nach in solchen Fällen nie".

© SZ vom 30.04.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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