Verbraucherzentrale NRW:Peinliche Panne

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Die Verbraucherzentralen in Deutschland gelten als unabhängig und unbestechlich. Vor allem die Verbraucherzentrale NRW berichtet oft kritisch über nicht immer seriöse Werbemethoden der Banken. Nun ist ihr selbst eine peinliche Panne unterlaufen.

Thomas Öchsner

Vor knapp zwei Wochen veröffentlichte die Verbraucherzentrale in Düsseldorf einen Test zum Thema Ratenkredite. Daraus ging hervor, dass von 15 untersuchten Banken und Sparkassen die meisten mit Lockvogel-Angeboten auf Kundenfang gehen. Nur jeder sechste Kreditnehmer bekommt demnach den in der Werbung avisierten Superzins. Das einzige Geldhaus, das die Verbraucherschützer lobten, war die Direktbank ING-Diba, weil sie angeblich den in der Werbung herausgestellten Zinssatz allen Testern auch tatsächlich angeboten hatte.

Der Finanzjournalist Andreas Kunze, der die Branche unter anderem in einem Internetblog beobachtet (www.finblog.de), prüfte die Angaben nach und stellte fest, dass die ING-Diba ähnliche Tricks im Repertoire hat wie viele Konkurrenten. So arbeitet die Direktbank nicht nur mit einem gestaffelten Zins, dessen Höhe vom Kreditbetrag abhängig ist. Die Werbung des Instituts kann mögliche Kunden ebenfalls in die Irre führen. Das Institut lockt im Internet mit den Worten "Ratenkredit ab 8,2 Prozent Zinsen". In den Anmerkungen ist jedoch zu lesen, dass für einen Ratenkredit von zum Beispiel 5000Euro ein effektiver Zinssatz von 9,49 Prozent erhoben wird.

Mangelnde Transparenz

Das musste inzwischen auch der Vorstand der Verbraucherzentrale, Klaus Müller, zugeben. Er räumt eine "fälschlich positive Darstellung" ein, die durch Fehler bei der redaktionellen Kontrolle zustande gekommen sei. In einem Brief an Kunze schreibt Müller, die ING-Diba erfülle "nicht die von der Verbraucherzentrale geforderte Transparenz im Sinne der Kreditnehmer".

Peinlich ist die Panne für die VZ NRW vor allem deshalb, weil die ING-Diba einer der größten Förderer der Verbraucherzentrale aus der privaten Wirtschaft ist. Nach Angaben von Müller hat die ING-Diba seit 2004 insgesamt 200.000 Euro dem Förderverein der VZ NRW gespendet.

Vorwürfe, die Verbraucherschützer ließen sich von finanziellen Zuwendungen beeinflussen, weist der Vorstand jedoch zurück. Als Beispiel nennt er die Postbank: Die gehört auch zu den Geldgebern. Trotzdem hat die Verbraucherzentrale das Institut wegen seiner Geschäftspraktiken bei Ratenkrediten kürzlich abgemahnt.

© SZ vom 20.11.2007/mah - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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