UV-Schutz:Gefahr im Schatten

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Gut geschützt: Dunklere und dickere Schirme lassen in der Regel weniger UV-Strahlung durch. Eine Orientierung geben auch spezielle Kennziffern. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Markisen und Sonnenschirme sollen auch vor der UV-Strahlung schützen. Das machen aber nicht alle Stoffe. Wer Pech hat, bekommt auch im Schatten einen Sonnenbrand. Wie Verbraucher feststellen können, wie gut die Markise schützt.

Von Jochen Bettzieche

Es ist extrem heiß in Deutschland. Wenn den ganzen Tag die Sonne vom Himmel brennt, ist auch die Einstrahlung von UV-Licht sehr hoch. Für dieses Wochenende prognostiziert der UV-Index des Bundesamts für Strahlenschutz Werte von sieben an der Küste bis hin zum Spitzenwert elf in den Alpen. Das Amt empfiehlt daher unter anderem, sich in der Mittagszeit nicht im Freien aufzuhalten und ansonsten unbedingt Schatten aufzusuchen. Es besteht erhöhte Gesundheitsgefahr. Schutz vor der Strahlung ist in diesen Tagen besonders wichtig. Zeit, die Sonnenschirme aus dem Keller zu holen und die Markisen aufzuspannen. Wer noch keine Schattenspender für Balkon, Terrasse und Garten hat, sollte welche kaufen. Dabei gilt es einiges zu beachten, denn nicht jedes Produkt schützt gleichermaßen gut.

Es geht um die Gesundheit. Ultraviolettes Licht ist Bestandteil des Sonnenlichts, aber für den Menschen unsichtbar. Wer sich dem Licht aussetzt, riskiert, an Hautkrebs zu erkranken. Etwa 300 000 neue Fälle werden in Deutschland Jahr für Jahr diagnostiziert, berichtet Dirk Schadendorf, Direktor der Universitätshautklinik Essen.

Markisen und Sonnenschirme halten die Strahlen zumindest zum Teil zurück. Ähnlich wie bei Sonnencreme verlängern sie dadurch die Zeit, die sich ein Mensch im Freien aufhalten kann. Aber Vorsicht: Manche Sonnenschirme spenden zwar Schatten, die unsichtbare UV-Strahlung lassen sie jedoch zu großen Teilen oder sogar fast ungehindert durch. Dann mag es dort zwar kühler sein als in der Sonne, aber nicht ungefährlicher.

Ein Richtwert hilft bei der Einschätzung, wie gut der Stoff einer Markise oder eines Sonnenschirms schützt, der Ultraviolet Protection Factor UPF. Diese Kennziffer gilt allgemein für Textilien. Laut Björn Kuhnke vom Technischen Kompetenzzentrum des Bundesverbands Rollladen und Sonnenschutz in Bonn spricht man ab einem UPF-Wert von 25 von hohem, ab 50 von ausgezeichnetem Schutz. Es gibt auch Werte deutlich darüber. Allerdings ermitteln die Hersteller der Schirme und Markisen ihren Schutzfaktor nicht immer gleich. Mehrere Normen existieren derzeit parallel. "Deswegen sind die Schutzfaktoren auch nicht eins zu eins vergleichbar", warnt Kuhnke.

Verbraucher sollten daher beim Einkauf genau darauf achten, welcher Standard dem Wert zugrunde liegt. Beim Standard AS/NZS 4399/1996 wird das Spektrum des Sonnenlichts in der australischen Stadt Melbourne zugrunde gelegt sowie neues, trockenes Material. "Daher gibt dieser Standard nicht den tatsächlichen UV-Schutz in der Gebrauchssituation wieder", heißt es dazu beim Berufsverband der Deutschen Dermatologen in Berlin (BVDD). Die europäische Norm DIN EN 13758 geht von der US-amerikanischen Stadt Albuquerque aus. Der UV-Standard 801 geht ebenfalls von australischen Verhältnissen aus. Er berücksichtigt im Gegensatz zu den anderen beiden auch die Einflüsse von Abnutzung und Witterung. "Außerdem wird vom empfindlichsten Hauttyp ausgegangen, deswegen sind diese Werte verlässlich und praxisnah", sagt Kuhnke.

Vielen Immobilienbesitzern ist wichtig, dass der Sonnenschutz optisch zum Gebäude passt. Das können blaue Streifen auf weißem Grund sein, passend zu den ebenfalls blauen Fensterläden. Oder weißes Tuch mit funkelndem Edelstahlgestänge. Oder der knallbunte Sonnenschirm. Der BVDD nennt eine Faustformel: "Je dunkler die Färbung des Gewebes, umso besser ist der UV-Schutz."

Ein weiterer Faktor ist nach Angaben des Verbands die Dicke des Materials. So, wie eine gute Wärmedämmung mehr Platz auf der Außenwand braucht als eine schlechte, so ist das auch beim Schutz vor UV-Strahlen. Nur, dass es hier nicht um Zentimeter geht, sondern bereits um Nachkommastellen im Millimeterbereich.

Egal, wie gut der Schutz ist und wie viel Schatten die Markise spendet - ebenso wie die Sonnenschutzcreme verlängert sie nur die Zeit, die Menschen maximal im Freien verbringen sollten. Helle Hauttypen sollten sich früher wieder in ein Gebäude zurückziehen, dunkle Hauttypen haben etwas länger Zeit. Und dann sollten Immobilienbesitzer noch eines beachten: Das beste Material mit hohem Schutzfaktor hilft nichts, wenn die Markise oder der Sonnenschirm falsch angebracht sind. Darauf weist das Bundesamt für Strahlenschutz hin. Bei korrekter Montage liege "der zu beschattende Ort auch komplett im Schatten."

© SZ vom 29.06.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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