USA und China: Geldpolitik:Langsam taut das Eis

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Stippvisite in Peking: US-Finanzminister Geithner trifft den chinesischen Vizepremier zu einem vertraulichen Gespräch. Lenkt China im Währungsstreit nun ein?

Nikolaus Piper

In China mehren sich die Anzeichen für eine Aufwertung des Yuan. Der amerikanische Finanzminister Timothy Geithner flog am Donnerstag von Indien zu einem vorher nicht geplanten Besuch nach Peking. In einer Lounge des dortigen Flughafens traf er Vizepremier Wang Qishan.

Nach der Begegnung hieß es lediglich, beide Politiker hätten über Fragen der "strategischen wirtschaftlichen Zusammenarbeit" gesprochen. Es gilt jedoch als sicher, dass dabei die Währungsfrage im Mittelpunkt stand.

Seit Mitte 2008 hat China seine Währung zu einem Kurs von 6,83 Yuan an den Dollar gebunden. Der Yuan gilt damit, gemessen an der Kaufkraft, als erheblich unterbewertet. Als Konsequenz werden chinesische Exporte in die USA begünstigt, amerikanische Ausfuhren dagegen erschwert.

Viele Politiker in Washington geben der chinesischen Währungspolitik daher nicht nur die Schuld am wachsenden Handelsdefizit mit China, sondern an der Vernichtung heimischer Arbeitsplätze. Im Kongress wird eine Gesetzesinitiative vorbereitet, wonach China wegen der Fehlsteuerung des Wechselkurses mit Sanktionen bedroht werden könnte.

Auch Finanzminister Geithner hatte China in der Vergangenheit mehrfach der "Währungsmanipulation" bezichtigt. Kurz vor Ostern schaltete er jedoch auf Entspannung. Er verschob die eigentlich für kommende Woche geplante Veröffentlichung eines Berichtes zum Welthandel auf unbestimmte Zeit.

China unter Preisdruck

Dieser Bericht hätte ihn gezwungen, die chinesische Währungspolitik zu bewerten und unter Umständen ein Sanktionsverfahren in Gang zu setzen. Geithner begründete die Verschiebung damit, dass "eine Reihe sehr wichtiger, hochrangiger Treffen" bevorstehe, die zur "Stärkung der Weltwirtschaft" beitragen könnten. Der Satz wurde in Washington so gedeutet, dass die US-Regierung im Währungsstreit mit China Zeit gewinnen wollte.

In der kommenden Woche wird Chinas Präsident Hu Jintao nach Washington kommen. Offiziell wird er dabei eine Konferenz über nukleare Sicherheit besuchen, in seinem Treffen mit Präsident Barack Obama dürfte auch das Währungsthema eine Rolle spielen. Ende April konferieren die Finanzminister der G-20-Staaten, zu denen auch China gehört, bei der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds in Washington.

Nach Ansicht von Ökonomen läge eine Aufwertung des Yuan auch im Interesse der Volksrepublik. Dort droht die Wirtschaft zu überhitzen. Die Verbraucherpreise stiegen im Februar um 2,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr, die für Häuser und Grundstücke sogar noch schneller. Eine Aufwertung würde den Preisdruck etwas verringern.

Scharfe Aufwertung des Yuan nützt niemandem

Politischer Druck aus Washington könnte diese Entscheidung jedoch verzögern. Auch diese Überlegung dürfte hinter Geithners neuer Vorsicht im Umgang mit China stehen. Die USA hätten der Führung in Peking einen "Olivenzweig" gereicht, sagte Stephen Roach von Morgan Stanley der Agentur Bloomberg.

Dies sei eine "sehr ermutigende Entwicklung". Xiao Geng vom Brookings-Tsinhua-Zentrum in Peking meinte, ein "großer Interessenausgleich" zwischen den zwei Ländern stehe bevor. Jede Änderung in der chinesischen Währungspolitik wird jedoch nur graduell sein, da die Regierung in Peking Risiken für den Wirtschaftsaufschwung minimieren will.

Xia Bin, ein Berater der Bank von China, erklärte kurz vor dem Besuch Geithners, eine "scharfe Aufwertung" des Yuan würde niemandem nützen. Er sprach sich für eine graduelle und gesteuerte Anpassung des Wechselkurses aus, eine Politik, die China schon vor Ausbruch der Finanzkrise praktiziert hatte. An den Börsen wird derzeit eine Aufwertung des Yuan um 2,7 Prozent bis Jahresende erwartet, das zeigt die Entwicklung von Devisen-Terminkontrakten.

© SZ vom 09.04.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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