US-Land-Banking:Wundersame Geldvermehrung

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Ein Banker wirbt mit exorbitanten Renditen für Geschäfte mit Aktien und Bauland - Anlegerschützer und Finanzaufsicht warnen.

Thomas Öchsner

Fernsehzuschauer, die das Uefa-Pokalspiel Bayer Leverkusen gegen Blackburn Rovers verfolgten, konnten am vergangenen Mittwoch eine in der deutschen TV-Geschichte wohl einmalige Bandenwerbung sehen. "US-Land-Banking. Verdoppeln Sie Ihr Kapital in 4 Jahren. Grundbuchgesichert!!!", war dort zu lesen.

Die US-Metropole New York ist Anziehungspunkt für Immobilienkäufer. (Foto: Foto: dpa)

Hinter dieser Werbung steckt ein deutscher Geschäftsmann. Sein Name: Ulrich Engler. Mit einem ähnlichen Slogan warb der 43-Jährige bereits in Anzeigen in der SZ und der FAZ um Privatanleger. Doch die sollten dem Mann kein Geld anvertrauen. Dazu raten zumindest die österreichische Finanzaufsicht und deutsche Anlegerschützer.

"Am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt"

Engler scheint viel von sich zu halten. Er rühmt sich, in den USA langjährige Beziehungen "zu Partnern aus Regierung, Banken und privaten Großgrundbesitzern" zu haben. Deshalb könne er dort "Land in Wachstumsgebieten zu besonderen Konditionen erwerben". Man müsse nur "am richtigen Ort zum richtigen Zeitpunkt" Bauerwartungsland kaufen. Dann ließe sich das Kapital sehr leicht verdoppeln, hieß es in seinen Anzeigen.

Auch beim Daytrading, also beim sehr schnellen Handel mit Aktien, hält sich der 43-Jährige offenbar für besonders schlau: "Wenn normale Trader den Aufwärtstrend erst erkennen und kaufen, verkaufen wir die Aktien bereits wieder mit Gewinn", doziert Engler auf seiner Homepage.

"Investmentbanker des Jahres"

Möglich sei dies durch innovative Software, mit der sich alle fünf Sekunden etwa 35.000 amerikanische Aktien analysieren ließen. Der Geschäftsmann will so zum Beispiel im Januar 2007 ein Plus von 14,85 Prozent für seine Kunden erwirtschaftet haben. Im Mai 2006, als die Kurse nach unten gingen, sollen es sogar 17,34 Prozent gewesen sein. Folgerichtig nennt sich Engler auch "Investment-Banker des Jahres 2006".

In der Finanzbranche ist der Mann, der seine Karriere bei der Schweizer UBS Bank begonnen und danach 21 Jahre als Chefhändler für Derivate bei der Chase Manhattan Bank gearbeitet haben will, allerdings gänzlich unbekannt.

Volker Pietsch, Chef des Deutschen Instituts für Anlegerschutz (Dias) in Berlin, mahnt zur Vorsicht: "Eine derart wundersame Geldvermehrung schließt grundsätzlich den dringenden Verdacht eines Schneeballsystems nicht aus." Selbst wenn an Kunden Geld ausgezahlt werde, könnte die ausgeschüttete Rendite bei einem solchen System aus dem Geld neuer Kunden stammen, sagt Pietsch.

Finanzaufsicht warnt

Österreichs Finanzaufsicht warnte bereits Ende 2006 vor Engler. Da er keine Konzession besitze, dürfe er auch kein Geld von Kunden verwalten, hieß es in der Mitteilung. Engler sagte dazu der SZ, der österreichische Markt spiele für ihn keine Rolle. Deshalb habe er kein Interesse gehabt, sämtliche Geschäftsunterlagen für eine entsprechende Erlaubnis vorzulegen. Er habe bereits in ganz Europa 4000 Anleger mit einem Kapital von 150 Millionen US-Dollar gewonnen.

Der deutschen Finanzaufsicht (Bafin) sind "Investorenwarnungen" wie in Österreich untersagt. Die Bafin darf aber nach einer Prüfung darauf bestehen, dass bestimmte Anbieter ihre Geschäfte in Deutschland unterlassen. Bisher liegt eine solche Verfügung jedoch noch nicht vor. Die Österreicher sind weniger zurückhaltend. Die Wiener Behörde spricht von einem "angeblichen Geschäftssitz" in Florida.

Bei der Geschäftsadresse handelt es sich um eine Briefkastenanschrift, die man bei UPS mieten kann. Engler sagt dazu, in dem Gebäude hätten mehrere Firmen einen Büroservice gemietet. Seine Händler würden selbstverständlich direkt an der Börse in New York aktiv sein.

© SZ vom 20.02.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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