US-Baufinanzierer:Börse feiert Fannie und Freddie

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Die US-Regierung verstaatlicht die Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac. Die Börse jubelt - und der US-Senat hat viele Fragen.

Mit kräftigen Kursgewinnen haben die Börsen weltweit auf die US- Rettungsaktion für die beiden angeschlagenen Hypothekenbanken Fannie Mae und Freddie Mac reagiert. Der deutsche Dax schoss um wie auch die Indizes in Tokio, Südkorea, Singapur und Australien um mehr als drei Prozent in die Höhe.

Gekauft wurden im frühen Geschäft insbesondere Finanzwerte. Die Aktien der Hypo Real Estate legten im frühen Geschäft acht Prozent zu. Die Titel der Deutschen Bank, der Allianz und der Postbank lagen zwischen vier und fünf Prozent über ihren Schlusskursen vom Freitag.

Auch die Papiere der Commerzbank legten deutlich zu. Sie hat am heutigen Montag die vor Wochenfrist angekündigte Kapitalerhöhung gestartet und damit die Teilfinanzierung der geplanten Dresdner-Bank-Übernahme eingeleitet.

Die US-Regierung hatte am Sonntag die beiden durch die amerikanische Immobilienkrise vom Absturz bedrohten Immobilienfinanzierer übernommen.

"Das weltweite Finanzsystem ist dadurch besser geschützt", kommentierte Banken-Analystin Susanne Knips von der Dresdner Bank.

Börsianern zufolge setzt der Markt nun auf ein schnelles Ende der Finanzkrise und eine starke Erholung der US-Wirtschaft. "Die Hypothekenzinsen werden sinken, und das dürfte dem Markt einige Stabilität geben", erklärte ein Aktienstratege.

Andere Händler blieben indes skeptisch: "Es ist kein längerfristiges Geld dabei, auch keine Hedgefonds sind unterwegs. Das sagt uns, ein Ende der Krise ist längst nicht in Sicht."

Der Schritt der US-Regierung könnte sich zur größten Rettungsaktion der Wirtschaftsgeschichte auswachsen: Die beiden Gesellschaften haben zusammen 5,4 Billionen Dollar an ausstehenden Verpflichtungen, die Regierung will notfalls Fannie Mae und Freddie Mac mit jeweils 100 Milliarden Dollar stützen. Zunächst sollen aber Papiere im Wert von fünf Milliarden Dollar gekauft werden.

In den USA wird das Vorgehen Bushs ein politisches Nachspiel im Kongress haben.

Kritik am Kurswechsel

Der Vorsitzende des Bankenausschusses im Senat, der Demokrat Christopher Dodd, kündigte am Sonntagabend eine Anhörung zu dem Rettungsplan an.

"Es gibt da noch viele offene Fragen", teilte Dodd mit. "Wir müssen mehr darüber erfahren, warum sich die Regierung zu diesem Kurswechsel entschieden hat." Schließlich habe die Regierung noch vor wenigen Wochen erklärt, dass eine Übernahme der beiden halbstaatlichen Baufinanzierer wohl nicht notwendig sei.

Die nun angekündigte Zwangsverwaltung von Fannie Mae und Freddie Mac könnte die US-Steuerzahler nach Schätzungen von Finanzexperten bis zu 25 Milliarden Dollar kosten.

US-Präsident Bush verteidigte die drastische Maßnahme mit der Begründung, dass die beiden Hypothekenfinanzierer "ein inakzeptables Risiko für das Finanzsystem im weiteren Sinne und für unsere Wirtschaft" dargestellt hätten.

Die Firmen müssten auf eine solide finanzielle Basis gestellt und ihre Geschäftpraktiken reformiert werden.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/hgn/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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