Unicredit zieht nach Osten:Hypo-Vereinsbank vor massivem Stellenabbau

Lesezeit: 2 min

Die italienische Großbank Unicredit will ihren Schwerpunkt nach Osteuropa verlagern: Der Strategiewechsel kostet 9000 Arbeitsplätze in Deutschland und Italien.

Thomas Fromm

Die italienische Großbank Unicredit will ihr Schwergewicht nach Informationen der Süddeutschen Zeitung künftig stärker von West- nach Osteuropa verlagern. Konzernkreisen zufolge dürfte der Strategiewechsel Tausende Arbeitsplätze in Italien und Deutschland kosten. Betroffen von dem Umbau ist auch die deutsche Unicredit-Tochter Hypo-Vereinsbank (HVB).

(Foto: Foto: ddp)

Details will Unicredit am Donnerstag in Wien bekanntgeben, wo der Finanzkonzern die Pläne für die nächsten drei Jahre präsentiert. Kernbotschaft soll sein: Nach der milliardenschweren Übernahme des heimischen Rivalen Capitalia soll der Fokus künftig stärker auf Osteuropa liegen.

Insbesondere in München werden die Mitarbeiter die Aussagen zur Strategie genau studieren. Detaillierte Zahlen wird Unicredit-Chef Alessandro Profumo allerdings wohl nicht verkünden. Man werde sich nicht auf "einen nach Ländern gegliederten Stellenabbauplan" festlegen lassen, hieß es am Mittwoch aus Mailänder Bankenkreisen.

"Fokus auf Effizienz"

Sicher ist nur: Auch die Hypo-Vereinsbank, die Unicredit im Sommer 2005 übernommen hatte, dürfte im Zuge des Umbaus viele Jobs einbüßen. "Stellen werden da aufgebaut, wo die Wachstumsraten hoch sind", heißt es aus mit den Vorgängen vertrauten Kreisen. "Der Fokus liegt künftig stärker auf Effizienz."

So will Unicredit in Osteuropa 1300 neue Filialen errichten. Angesichts der Entwicklungen sei klar, dass sich dies "auch auf das Personal in Westeuropa" niederschlage, heißt es weiter. Insbesondere Deutschland hinke beim Wachstum hinterher.

Ein Unicredit-Sprecher wollte die Berichte nicht kommentieren und verwies auf die Präsentation des Dreijahresplans am Donnerstag. Unicredit ist zurzeit in Italien, Deutschland, Österreich sowie 20 osteuropäischen Ländern vertreten. Teil der europaweiten Unicredit-Strategie ist es, Verwaltungsaufgaben stärker zu bündeln und nach Osteuropa zu verlagern.

Der Anfang ist längst gemacht: Bis 2010 sollten 255 Jobs nach Polen verlagert werden, weil dort die Kosten mit 25000 Euro pro Mitarbeiter 70 Prozent unter dem deutschen Niveau liegen. Weitere 300 Mitarbeiter aus den Bereichen Gebäudemanagement und Hauspost sollen an einen externen Dienstleister ausgelagert werden.

Ziel der Aktion: Die Bank will so bis zu 25 Millionen Euro pro Jahr einsparen und Mitarbeiter ohne direkten Kundenkontakt in sogenannte "Back-office-Fabriken" auslagern. Betriebsräte fürchten, dass mittelfristig bis zu 1800 der etwa 23000 HVB-Mitarbeiter von den Sparmaßnahmen betroffen sein könnten.

Die Pläne dürften die schlechte Stimmung zwischen Teilen der HVB-Belegschaft und dem Mutterkonzern aus Mailand weiter anheizen. Nach Informationen der Süddeutschen Zeitung wollen am kommenden Montag Tausende HVB-Mitarbeiter vor der Zentrale der Bank in der Münchner Innenstadt zusammenkommen und demonstrieren. Unter anderem soll dem Vorstand eine Unterschriftensammlung gegen die geplanten Auslagerungen von Stellen nach Polen überreicht werden.

Sparen für höheren Gewinn

Als vor einigen Wochen erstmals Pläne zur Auslagerung von Stellen nach Polen bekannt wurden, sprach man in den Büros der Münchner HVB-Zentrale von einer "Ausweidung" der Bank. Die HVB gehört seit 2005 zur Unicredit. Seitdem ist sie immer wieder radikal umgebaut worden.

Die einstige renditeträchtige Konzerntochter Bank Austria wurde an die Mailänder verkauft. Im Gegenzug wurde das Investmentbanking der gesamten Gruppe bei der HVB in München gebündelt. Noch im Jahre 2005 hatten die Münchner 27.300 Mitarbeiter - Ende 2007 waren es noch 23.800. Zum Vergleich: Für die Unicredit-Gruppe waren zuletzt weltweit 180.000 Menschen tätig.

Unicredit geht es bei den Millioneneinsparungen in erster Linie darum, die Profitabilität des Instituts zu verbessern. HVB-Chef Wolfgang Sprißler, der im Januar 2009 aus dem Amt scheidet, hatte zuletzt einen eher pessimistischen Ausblick auf die nächsten Monate gegeben.

Zwar stieg der Gewinn im vergangenen Geschäftsjahr um rund ein Viertel auf 2,05 Milliarden Euro. Allerdings begann das Geschäftsjahr wegen der weltweiten Kreditkrise auch für die Münchner unerwartet schwach.

Die HVB will künftig vor allem auf wohlhabende Kunden setzen und dabei auf Übernahmen - wie etwa der zum Verkauf stehenden Postbank - verzichten. Allerdings bezweifeln Branchenkenner, dass sich die neue Nischenstrategie der Münchner so einfach umsetzen lässt.

© SZ vom 26.06.2008/hgn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: