Unattraktives Pflichtangebot:Haim Saban sagt Danke

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Die Vorstände von Pro Sieben Sat 1 bekommen Boni in Millionenhöhe.

Caspar Busse

Der Verkauf des deutschen TV-Konzerns Pro Sieben Sat 1 an die beiden Finanzinvestoren Permira und KKR wird voraussichtlich auch für den Vorstand der Mediengruppe um Guillaume de Posch ein gutes Geschäft.

Wie aus dem am Dienstag veröffentlichen Übernahmeangebot von Permira und KKR hervorgeht, können die Vorstandsmitglieder mit einer Bonuszahlung rechnen. Der Verkäufer Haim Saban und seine Investoren wollten "nach Vollzug des Anteilskaufvertrags in Anerkennung ihrer Leistung" Sonderzahlungen an die Vorstände gewähren, heißt es in den Unterlagen.

22,45 Euro je Vorzugsaktie

Saban und die weiteren sieben Finanzinvestoren, die sich zu der Gesellschaft German Media Partners zusammengetan hatten, waren 2003 nach der Insolvenz von Leo Kirch bei Pro Sieben Sat 1 eingestiegen und hatten dann nach und nach den Vorstand neu besetzt.

Ende 2006 wurde dann der Verkauf der Mehrheit an Permira und KKR besiegelt. Saban und die Investoren haben ihren Einsatz fast vervierfacht und einen Milliardengewinn eingestrichen. Dafür wollen sie sich jetzt offenbar bei de Posch und den drei weiteren Vorständen Lothar Lanz (Finanzen), Peter Christmann (Marketing) und Marcus Englert (Diversifikation) erkenntlich zeigen. Im Gespräch sind offenbar Zahlungen in Millionenhöhe, wobei Vorstandschef de Posch den höchsten Betrag erhalten soll. Der Belgier de Posch und Saban gelten schon lange als enge Vertraute.

Zudem betonen KKR und Permira ausdrücklich, dass sie am derzeitigen Vorstand festhalten und diesen auch am Unternehmen beteiligen wollen. Vertreter der beiden Finanzinvestoren wollen künftig zudem im Aufsichtsrat vertreten sein, heißt es. Es gebe derzeit auch keine Pläne, den Sitz von Pro Sieben Sat 1 oder von Tochterunternehmen zu verlegen.

Vorgesehen sei aber, den europäischen Fernsehanbieter SBS Broadcasting in den Münchner Konzern einzubringen. Erste Gespräche für den Zusammenschluss zwischen SBS, Pro Sieben Sat 1 und Permira/KKR seien bereits geführt worden, hieß es. Einzelheiten seien aber noch nicht ausverhandelt. KKR und Permira halten an SBS die Mehrheit. Der Konzern ist vor allem in Skandinavien, Osteuropa, Belgien und den Niederlanden tätig. Schwierig dürfte bei einem Zusammenschluss insbesondere die Bewertung der beiden Konzerne werden.

Die Informationen stammen aus dem öffentlichen Pflichtangebot von Permira und KKR für die restlichen Aktionäre. Das gesetzlich vorgeschriebene Angebot gilt bis zum 19. März und beläuft sich auf 22,45 Euro in bar je Vorzugsaktie. Das ist der gesetzliche Minimalpreis, nämlich der Durchschnitt des Aktienwertes aus den drei Monaten bevor die Übernahme bekanntgegeben wurde. Das Papier, das in den vergangenen Monaten deutlich gestiegen war, notierte jedoch an der Börse am Dienstag bei 25,80 Euro und damit deutlich über dem Angebot.

Privatanlegern könne nicht empfohlen werden, die Offerte anzunehmen, sagte ein Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Die beiden Finanzinvestoren hätten künftig mit 88 Prozent ohnehin die Mehrheit der stimmberechtigten Stammaktien.

Die stimmrechtslosen Vorzugsaktien würden damit schlechter behandelt, so die Kritik des DSW. Offenbar wollen Permira und KKR also gar keine vollständige Übernahme. Pro Sieben Sat 1 soll weiterhin börsennotiert bleiben, hieß es schon früher. Offenbar wollen die Finanzinvestoren damit nicht nur Geld sparen, sondern sich auch die Möglichkeit für einen späteren bequemen Ausstieg über die Börse offenhalten.

© SZ vom 31.1.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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