Tricks der Banken:Achtung, Zinsfalle!

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Wenn Banken für ihre Produkte werben, locken sie häufig mit fragwürdigen Gewinnversprechen - sieben beliebte Tricks.

Thomas Öchsner

Bei der Geldanlage wollen viele Anleger am liebsten die Quadratur des Kreises: hohe Zinsen und gleichzeitig die Gewissheit, dass sich ihr mühsam Erspartes absolut sicher vermehrt. Beides gibt es in der Regel aber nicht: Wer mit extrem hohen Zinsen lockt, kann keinen hundertprozentigen Schutz für das Kapital bieten oder koppelt die Zinszahlungen an bestimmte Bedingungen. Trotzdem suggerieren die Produktentwickler der Banken gerne das Gegenteil und jonglieren dabei raffiniert mit Zahlen, Begriffen und Garantien. Wer sich nicht an der Nase herumführen lassen will, kann die Tricks der Geldhäuser aber leicht durchschauen - sieben Tipps für mehr Durchblick bei der Wahl einer Anlage, die Zinsen bringen soll.

Den Banken auf die Finger schauen - Geldinstitute locken häufig mit Vesprechen, die sie nicht realisieren können. (Foto: Foto: dpa)

1. Der Wertzuwachs

Bei Ratensparverträgen oder Sparbriefen werben die Geldinstitute gerne mit dem Begriff "Wertzuwachs" oder manchmal auch "durchschnittliche Wertsteigerung". Diese Angabe in Prozent ist jedoch tückisch, weil sie einen höheren Ertrag der Anlage vortäuscht. Beispiel: Die PSD-Bank Rhein-Ruhr bietet einen Sparbrief mit einer Laufzeit von acht Jahren an. Der Zinssatz beträgt pro Jahr 4,0 Prozent. Den Wertzuwachs beziffert das Institut aber mit 4,61 Prozent. Dabei berücksichtigt die Bank sämtliche Zinszahlungen inklusive den Zinseszins. "Solche Zahlen sind Augenwischerei. Die Bank zahlt ja nicht 4,61 Prozent, sondern 4,0 Prozent Zinsen", sagt Niels Nauhauser, Finanzexperte der Verbraucherzentrale Baden-Württemberg. Er rät stets, nach dem effektiven Zinssatz beziehungsweise der Rendite zu fragen. Kann der Berater diese nicht angeben, helfen Zinsrechner im Internet wie der bei Stiftung Warentest.

2. Der Bonus

Ein weiteres beliebtes Rezept ist der Mix aus einer niedrigen Grundverzinsung und einem gut klingenden Bonus oder einer verheißungsvollen Extra-Prämie. Dahinter verbirgt sich eventuell völlig Unterschiedliches: Die Bank kann den Bonus etwa auf die jährliche Sparleistung, die jährlichen Zinsen oder auf die Gesamtzinsen am Ende der Laufzeit zahlen, aber auch die Höhe der Extra-Prämie an die Laufzeit des Vertrages koppeln. Heraus kommt ein Zahlensalat: "Die Bank klotzt einerseits mit einem optisch hohen Bonus, der in Wirklichkeit nicht viel bringt, und verhindert andererseits, dass die Kunden verschiedene Sparverträge miteinander vergleichen können", sagt Nauhauser. Er rät, stets nach dem Endguthaben zu fragen, um einen Vergleichswert zu haben. "Leider sind die Banken nicht verpflichtet, einen effektiven Zinssatz anzugeben, so wie dies etwa bei einem Baukredit der Fall ist ."

3. Der Vario-Zins

Hier ist der Zinssatz variabel. Die Bank passt ihn also an die jeweils geltenden Marktzinsen an. Das Problem dabei: Die Zinsen für den Kunden können nicht nur steigen, sondern auch fallen. "Außerdem ist bei vielen Verträgen für den Kunden nicht nachvollziehbar, nach welchen internen Kriterien die Bank den Zinssatz anpasst", warnt Nauhauser. Akzeptabel sind für den Finanzexperten deshalb nur Verträge, bei denen es für den variablen Zins einen eindeutigen Referenzzinssatz gibt. Das ist zum Beispiel die Umlaufrendite, die den Durchschnittsertrag von Bundesanleihen widerspiegelt.

4. Das Kombiangebot

Ein Kunde will 10.000 Euro anlegen. Die Bank verspricht ihm - für ein halbes Jahr begrenzt - einen Zinssatz von überdurchschnittlich hohen sechs Prozent für die eine Hälfte des Geldes. Voraussetzung: Er muss die andere Hälfte in einen Investmentfonds anlegen. "Die attraktive Festgeldofferte wird dabei durch die Fondsanlage subventioniert", sagt Finanzexperte Nauhauser. Beispielrechnung: Für seine 5000 Euro erhält der Kunde nach sechs Monaten 150 Euro Zinsen. Das sind 50 Euro Zinsen mehr als derzeit mit einer guten, zu vier Prozent verzinsten Festgeldanlage herauszuholen wäre. Dafür muss der Anleger aber für den Erwerb eines Aktienfonds eine Kaufgebühr von 250 Euro (5,0 Prozent Ausgabeaufschlag) zahlen - ein gutes Geschäft für die Bank.

5. Der Lockzins

Manche Anbieter von Tagesgeldkonten buhlen um Neukunden mit weit überdurchschnittlichen Zinsen. Tückisch kann dabei das Limit im Kleingedruckten sein: Der Kunde bekommt zum Beispiel für 20.000 Euro 5,0 Prozent Zinsen. Auf Beträge, die darüber hinaus gehen, zahlt die Bank weit weniger. Für Sparer, die das übersehen und einen größeren Betrag oberhalb des Zinslimits anlegen, ist der tatsächliche Ertrag deshalb viel geringer, als es die Werbung suggeriert hat.

6. Die Zinswette (1)

Dem hohen Sicherheitsbedürfnis der deutschen Anleger kommen die Geldinstitute seit einigen Jahren mit einer besonderen Form von Anleihen entgegen. Dabei garantieren sie dem Anleger, dass er sein Geld am Ende auf jeden Fall zurückbekommt. Gleichzeitig gibt es die Möglichkeit, einen überdurchschnittlich hohen Zins zu bekommen. Beispiel: Die Landesbank Bayern LB wirbt derzeit für ihre Dax-Garant-II-Anleihe. Diese bietet bei einer Laufzeit von 24 Monaten die Chance auf zwei Bonuszahlungen in Höhe von jeweils sieben Prozent. Die gibt es aber nur, wenn der Deutsche Aktienindex (Dax) - verglichen mit dem Startkurs am 29. Februar 2008 - bis zu den jeweiligen Stichtagen am 5. März 2009 und 2010 nicht mehr als 25 Prozent steigt oder fällt. Das klingt verlockend, ist aber hochriskant: Seit 1988 ist der Dax von Beginn bis Ende des Jahres neunmal um mehr als 25 Prozent gestiegen oder gefallen. "Die Produkte sind so komplex, dass die meisten Anleger nicht einschätzen können, wie wahrscheinlich eine Zinszahlung ist", sagt Nauhauser. "Hier wird eine Scheinsicherheit konstruiert, damit sich das für die Bank lukrative Produkt besser verkaufen lässt."

7. Die Zinswette (2)

Bei einer anderen beliebten Anleihe-Variante garantieren die Banken nicht nur den Erhalt des Kapitals, sondern zumindest im ersten Jahr einen hohen Zinssatz. In den Folgejahren hängt die Auszahlung der Zinsen davon ab, wie sich ein bestimmter Aktienindex oder ein Korb von zum Beispiel 15, 20 oder 25 Aktien entwickelt. Beispiel: die 5-Sterne-Anleihe der Landesbank WestLB mit dem Werbeslogan "Greifen Sie nach den Sternen". Erster Haken: Die Bank wirbt mit einem Zinssatz von 5,0 Prozent in der ersten Zinsperiode. Nur wer genauer hinsieht, erkennt, dass die erste Zinsperiode sich lediglich über ein halbes Jahr erstreckt. Die 5,0 Prozent gibt es also nur für ein halbes Jahr. Zweiter Haken: In den Folgejahren ist die Verzinsung an die Kursentwicklung von 15 Aktien gekoppelt. Notieren dabei nur drei Aktien im Durchschnitt schlechter als 20 Prozent, fällt die Zinszahlung aus. Dies ist bei einer derart großen Zahl von Aktien sehr wahrscheinlich. So wird es wahrscheinlich bereits 2008 bei der 5-Sterne-Anleihe keine Zinsen geben. Nauhauser rät von solchen Produkten ab: Vom hohen Zinssatz im ersten Jahr sollten sich Anleger nicht blenden lassen. "Da die Wetten am Aktienmarkt meist schiefgehen, bleiben bei mehreren Jahren Laufzeit oft nur Minirenditen von einem oder zwei Prozent übrig." Die Sterne sind für Menschen eben doch verdammt weit weg.

© SZ vom 13.02.2008/ang - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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