Teure Energie:Mehr Strom fürs Geld

Lesezeit: 3 min

Energie wird immer teurer, doch Verbraucher können sich wehren: Wer sich einen neuen Anbieter sucht, spart Bares.

Marco Völklein

Wer sich nicht beim Blick auf die Preisanzeige an der Tankstelle ärgert, etwa weil er mit dem Rad zur Arbeit fährt, der bekommt spätestens beim Blick auf die Stromrechnung schlechte Laune. Nach Angaben des Bundesverbandes der Energie-Abnehmer (VEA) haben sich die Preise für Strom binnen Jahressicht um etwa zwölf Prozent erhöht. "Die Gewinne werden von den großen Versorgungsunternehmen vom Netzbereich in den Erzeugungsbereich verschoben", sagt VEA-Geschäftsführer Volker Stuke, "und die Energieabnehmer zahlen die Zeche."

Die Strompreise steigen und steigen - gut zu wissen, wo Energie günstig zu haben ist. (Foto: Foto: ddp)

Immer mehr Verbraucher wollen dies allerdings so nicht mehr hinnehmen. Während im Jahr 2006 nur etwa 600.000 Haushalte ihren Stromanbieter wechselten, belief sich die Zahl der Wechsler im Jahr 2007 bereits auf 1,3 Millionen. "Die Verbraucher haben das Sparpotenzial eines Anbieterwechsels erkannt", heißt es bei der Verbraucherzentrale Bayern.

Allerdings ist es nicht ganz einfach, den besten Anbieter für seine individuellen Wünsche zu finden. Denn mittlerweile ist der Strommarkt ähnlich stark aufgesplittet wie der Markt für Festnetz- oder Handytelefonie. Nach Angaben des Internetportals Tarifvergleich.de rangeln derzeit bundesweit etwa 900 Stromversorger mit mehr als 16.000 verschiedenen Tarifen um Kunden. So gibt es zum Beispiel Angebote mit und ohne Vorauskasse sowie Spezialofferten für ökologisch orientierte Kunden. Hinzu kommt, dass je nachdem, in welchem Ort man lebt, unterschiedliche Tarife gelten. Die Vielfalt ist groß. Die Verwirrung der Kunden ebenso.

Überblick per Internet

Einen Überblick liefern zumindest Internetportale. Anbieter wie Verivox.de oder Stromvergleich.de erfassen regelmäßig die Tarife der Anbieter und füttern damit ihre Datenbanken. Über Abfragemasken können Stromkunden dann für ihren Wohnort den günstigsten Anbieter herausfiltern. Für die Süddeutsche Zeitung hat das Internetportal Tarifvergleich.de die besten Angebote für vier Nutzertypen in vier Städten berechnet.

Nutzertyp eins ist der "Sparfuchs". Er sucht einfach nur den günstigsten Stromtarif. Eingerechnet wurde bei diesem Beispiel auch der sogenannte Erstjahresrabatt, eine Art Gutschrift im ersten Jahr, die der Anbieter allen Neukunden gewährt. Außerdem ist dieser Modellkunde an einer Preisgarantie interessiert, die ihm zumindest für ein paar Monate die Sicherheit gibt, nicht kurz nach dem Wechsel einen Brief mit einer Strompreiserhöhung zu erhalten. Allerdings gibt es auch bei den Preisgarantien Unterschiede: So gewährt der Anbieter Bonus Strom in Rostock nur drei Monate Preisgarantie, während Nuon beim Tarif "Lekker Strom" den stabilen Preis für zwölf Monate zusichert. Aber Vorsicht: "Bei manchen Anbietern wie etwa Teldafax muss die Preisgarantie extra dazugekauft werden", warnt die Stiftung Warentest. Außerdem besteht der Sparfuchs auf der monatlichen Zahlweise. Eine Vorauskasse kann und will er sich nicht leisten.

Damit allerdings verzichtet er auf ein weiteres Sparpotenzial. Denn dafür, dass der Anbieter die Stromrechnung bereits zum Beispiel für ein Jahr im Voraus kassiert, gewährt er einen Nachlass. Die besten Anbieter für diesen Nutzertyp sind in der Tabelle unter "Der Vorauszahler" aufgeführt. "Doch bei Vorauskasse gab es in der Vergangenheit bereits Beschwerden von Verbrauchern", sagt Daniela Czekalla, Stromexpertin der Verbraucherzentrale Bayern. Einige Anbieter hätten die Vorauszahlung kassiert, aber dann zum vereinbarten Zeitpunkt die Stromlieferung nicht umgestellt. Der örtliche Energieversorger liefert dann zwar Strom - die Lichter gehen so nicht aus. Allerdings kassiert der Versorger für den Service dann auch.

Nutzertyp Numero drei denkt nicht nur an seinen Geldbeutel, sondern auch an die Umwelt. Er sucht den günstigsten Ökotarif. Auch hier gibt es regionale Preisunterschiede: So zahlt eine vierköpfige Familie mit einem Jahresverbrauch von 4000 Kilowattstunden (kWh) in Rostock beim günstigsten Anbieter etwa 820 Euro für den Ökostrom. In München dagegen führt die Familie nur 754 Euro im Jahr ab - etwa acht Prozent weniger. Mittlerweile sind Ökostrom-Tarife schon so günstig, dass sie auch beim "Vorauszahler" und beim "Sparfuchs" auftauchen können.

Immer nach einem günstigeren Tarif fragen

Der vierte Nutzertyp, der "Phlegmatiker", hat sich bislang nicht um den Wechsel des Stromanbieters gekümmert - und bezieht somit noch immer den Grundversorgertarif seines örtlichen Verbrauchers. Würde er es dem Sparfuchs gleich tun und wechseln, könnte er zum Beispiel in Dresden 21 Prozent sparen. Dort zahlt ein Single-Haushalt mit 1500 kWh Jahresverbrauch beim günstigsten Sparfuchs-Anbieter 325 Euro gegenüber 411 Euro beim örtlichen Grundversorger.

Die Stiftung Warentest hält aber auch für den Phlegmatiker noch einen Tipp bereit: Wer mit dem Service seines bisherigen Stromversorgers zufrieden ist, sollte dort einfach mal nach einem günstigeren Tarif fragen. Denn seitdem der Wettbewerb in Schwung gekommen ist, haben auch viele etablierte Versorger reagiert und Sonderangebote kreiert, um wechselwillige Kunden zu halten.

© SZ vom 22.08.2008/mel - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: