TecDax auf Rekordkurs:Der Aufstieg des Sonnen-Index

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Der Technologie-Index TecDax profitiert vom Boom der Solarwerte und knackt erstmals die Marke von 1000 Punkten. Der hohe Ölpreis verstärkt den Trend.

Thomas Öchsner

Es war ein schwieriger Anfang. Als die Deutsche Börse den TecDax im März 2003 ins Leben rief, wollten die meisten Anleger von Technologiewerten nichts mehr wissen. Zu viele hatten mit High-Tech- und Internetaktien am Neuen Markt, dem damaligen Börsensegment für junge Wachstumsunternehmen, viel Geld verloren.

Heute, gut vier Jahre später, hat sich der TecDax als Erfolgsgeschichte entpuppt: Am Montag sprang der Nachfolgeindex für den Nemax 50, der den in Schimpf und Schade untergegangenen Neuen Markts einst repräsentierte, erstmals über die Schwelle von 1000 Punkten. Das liegt nicht zuletzt am Boom der Sonnenenergiewerte.

Der TecDax ist auf Aufholjagd. Zunächst hinkte er den großen Geschwistern Dax und MDax hinterher. Doch der Abstand ist seit Gründung des TecDax am 24. März 2003 deutlich geringer geworden: So legte der Deutsche Aktienindex (Dax) in diesem Zeitraum mit einem Plus von etwa 214 Prozent nur wenig mehr zu als der TecDax mit einem Gewinn von 199 Prozent.

Größer ist die Differenz zum MDax. Der Mittelwerte-Index gewann in den vergangenen viereinhalb Jahren immerhin knapp 280 Prozent. In diesem Jahr hat sich die Reihenfolge aber verschoben. Seit Anfang Januar hat der TecDax fast 35 Prozent an Wert gewonnen, viel mehr als Dax (+ 21 Prozent) und MDax (+ 14 Prozent).

Keine Blase bei Solarwerten erwartet

Die überdurchschnittlich starken Kursgewinne des Technologieindex führt Fondsmanager Peter Conzatti von der Fondsgesellschaft Lupus alpha in erster Linie auf die hervorragende Entwicklung der Aktien zurück, die im Geschäftsfeld erneuerbare Energien tätig sind. Dazu zählen die fünf Solartitel Conergy, Ersol, Q-Cells, Solarworld und Solon zusammen mit dem Windenergie-Produzenten Nordex. Das Sextett hat allein einen Anteil von etwa 36 Prozent am TecDax, den manche Beobachter deshalb bereits als SunDax, als Sonnen-Index bezeichnen. "Dieses Übergewicht führt bei der Berechnung des Index zu gewissen Verzerrungen", sagt Conzatti, der bei Lupus alpha für die Anlage in deutsche Kleinst- und Mittelwerte verantwortlich ist.

Dieser Trend könnte sich in Zukunft sogar noch verstärken, wenn der Ölpreis weiter anzieht. Eine Blase wie bei vielen Internet- und Medienwerten am Neuen Markt sieht der Fondsmanager bei den Solarwerten aber nicht. "Die Unternehmen machen Gewinne und erzielen teilweise Umsatzsprünge von 100 Prozent und mehr", sagt Conzatti. Die Anbieter von regenerativen Technologien müssten es allerdings in den nächsten Jahren schaffen, bei einem Wegfall der Subventionen am Markt die Basis für wettbewerbsfähige Strompreise zu schaffen.

Wie sehr der Aufstieg des TecDax vom Solarboom abhängt, zeigt auch ein Blick auf die Entwicklung der anderen Mitglieder. Von den 30 Titeln weisen seit Jahresanfang immerhin neun ein Minus auf. Teilweise kam es zu erheblichen Verlusten wie etwa bei GPC Biotech, die sich um mehr als die Hälfte verbilligten, weil die für August erhoffte Zulassung eines Prostatakrebsmittels nicht erfolgte.

Die meisten Experten sehen den TecDax weiter im Aufwärtstrend. So könnten 2008 gerade kleinere Firmen stärker als Dax-Konzerne von der Senkung der Unternehmenssteuern profitieren, weil sie ihre Gewinne zum Großteil noch hierzulande versteuern. Aber selbst wenn der Index weiter steigen sollte, wird er den Rekord seines Vorläufers so schnell wohl nicht erreichen. Der Nemax 50 notierte am 10. März 2000 bei 9632 Punkten - dann begann sein Niedergang.

© SZ vom 9.10.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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