Straßen in München:Papa-Schmid-Straße

Lesezeit: 1 min

Wahrhaft münchnerisch: In vier von fünf Häusern gibt's was zu futtern. Und wer weg will, findet auf jeden Fall ein Taxi. Bilder aus der 75 Schritte langen und 40 Schritte breiten Straße.

Karl Forster

Sie ist wohl eine der kürzesten Straßen Münchens. Und sie ist absolut sicher die kürzeste vierspurige Straße der Stadt, die einen Taxi-Standplatz hat: Die Rede ist von der Papa-Schmid-Straße, benannt nach Josef Leonhard Schmid (1822-1912), dem Gründer des Marionettentheaters gleich ums Eck in der Blumenstraße. Er schnitzte seine Figuren selbst und tat dies mit solchem Charme, dass ihn die Münchner zum "Papa" machten. Wüsste er aber, dass "seine" Straße nur die Hausnummern 1 und 2 hat, wäre er möglicherweise etwas vergrämt.

Das "Café am Hochhaus" hält an seinem alten Charme fest - gut so. (Foto: sueddeutsche.de)

Münchnerisch international

Und doch ist die Papa-Schmid-Straße wahrhaft münchnerisch, denn sie hat (leiht man sich die Eckhäuser von der Blumen- und der Müllerstraße aus) die wohl größte Gastronomiedichte der Stadt. Von den insgesamt fünf Häusern, die das Sträßlein säumen, bieten vier mehr oder weniger kulinarische Genüsse an, und das auch noch international.

Es lädt der Türke im Grillimbiss zum Döner, gleich daneben offeriert das "Samrat" indische Spezialitäten. Auf der Südseite dann gibt's Bayerisches und Artverwandtes im "Moro". Und am beeindruckendsten ist die Speisen- und Getränkekarte vom "Café am Hochhaus".

Bleiben wir noch beim Angebot an den Fußgänger. Auf einer Länge von etwa 75 Schritt (die vier Fahrspuren trennen die Bürgersteige 40 Schritt weit, die Straße ist also nur 1,8 mal so lang wie breit, wo gibt es das sonst noch?) gibt es auch noch eine Reihe spezialisierter Geschäfte. Zum Beispiel "Hornberger Stilmittel": Jugendstil und Biedermeier in Deckchenform und Kopfkissen.

Nun ist aber die Papa-Schmid-Straße mehr als nur eine Straße mit, wie schon erwähnt, einem Taxi-Standplatz (in der Fiakersprache kurz "Papaschmid" genannt). Sie liegt im Grenzbereich zwischen der Lebenslust des Gärtnerplatz/Glockenbach-Viertels und dem geschäftigen Treiben droben am Sendlinger-Tor-Platz. Sie trennt auch die Müllerstraße.

Die Papa-Schmid-Straße - sie ist sozusagen eine Wasserscheide der Gesellschaft zwischen grell und ein bisschen schwul auf der einen und grell und ein bisschen spießig auf der anderen Seite. Und wie könnte eine Straße, und sei sie noch so klein, die Weltstadt München besser repräsentieren? Wo doch, noch dazu, in bestem Falle zur Rushhour sich an die 60 Autos zwischen den Ampeln Ecke Müller- und Blumenstraße stauen.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: