Standard & Poor's:Standard & Poor's besänftigt die Kritiker

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Die US-Ratingagentur Standard & Poor's lässt die Unabhängigkeit der Analysen künftig von Spezialisten überprüfen - und buhlt damit um das Vertrauen der angeschlagenen Finanzmärkte.

Markus Zydra

Die weltweit größte Ratingagentur Standard & Poor's (S&P) will das Vertrauen der Finanzmärkte zurückgewinnen. Künftig sollen externe Wirtschaftsprüfer die Integrität der Ratingarbeit regelmäßig überprüfen. Auch die Einsetzung eines Ombudsmanns ist geplant, der die interne Kritik und Verbesserungsvorschläge aus Finanzmarktkreisen kanalisieren soll.

Ratingagenturen haben im Zuge der Finanzkrise massiv an Vertrauen eingebüßt, weil sie die Bonität strukturierter Kreditpakete nach Ansicht vieler Experten viel zu lange viel zu positiv bewertet hatten. International wird seither eine stärkere Reglementierung der Agenturen diskutiert. Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) prüft den Aufbau einer europäischen Ratingagentur.

Hintergrund ist die schwierige Rolle der Ratingagenturen. Da sie von den Banken bezahlt werden, deren Kreditverbriefungen sie analysieren, besteht ein grundsätzlicher Interessenskonflikt. Schließlich will die Bank ein gutes Rating für ihr Geld. Andererseits spielt die Ratingagentur mit ihrem Ruf, wenn sie wegen des Honorars bei der Prüfung zu lax vorginge. "Wir nehmen diese Besorgnis ernst. Künftig sollen deshalb externe Prüfungsgesellschaften unsere Ratingprozesse regelmäßig kontrollieren. Damit signalisieren wir dem Markt unsere Unabhängigkeit", sagte Torsten Hinrichs, Deutschland-Chef von S&P. Darüber hinaus sollen die Ratings strukturierter Finanzprodukte noch häufiger einem Gegencheck unterzogen werden. Bislang geschieht das je nach Produkt in Intervallen von einer Woche bis hin zu drei Monaten.

Bessere Qualität

Auch die Datenqualität, auf der das Rating basiert, soll verbessert werden. Dafür nimmt S&P die Emittenten an die Kandare. "Wenn unsere erhöhten Anforderungen an Offenlegungsstandards nicht erfüllt werden, müssen wir uns vorbehalten, künftig bestimmte Produkte nicht zu bewerten", so Hinrichs. Global beherrschen S&P, Moody's und Fitch den Ratingmarkt. Es handelt sich um US-Privatunternehmen. Während Ratingagenturen selbst ihre Macht kleinreden und ihre Analysen als pure Meinungsäußerung verstanden wissen wollen, bieten sie der Finanzbranche einen starken Anker zur Einschätzung von Bonitäten.

Ratingagenturen bewerten neben Zinsprodukten auch die Kreditwürdigkeit von Staaten und Unternehmen. Zuletzt wurde immer wieder unterstellt, Ratingagenturen hätten Banken Tipps gegeben, wie man ein schlechtes Kreditpaket in ein gutes drehen könnte. In dem Vorwurf schwang mit, die Ratingagenturen würden ein doppeltes Spiel betreiben. "Das stimmt nicht. Wir machen keine Beratung, wir bewerten die Vorschläge der Kunden", sagt Hinrichs.

Zu den größten Rätseln der Kreditkrise gehört, dass die Analysen der Ratingagenturen von vielen Marktteilnehmern offenkundig falsch verstanden wurden. Sie verbanden mit einem Top-AAA-Rating eine Sicherheitsgarantie dafür, dass ein Anleihenpaket immer handelbar ist und dass die Wertschwankung minimal sei. Das Gegenteil war bekanntlich der Fall. Noch heute gibt es für einige Kreditpakete keine Preisfeststellung, weil der Markt völlig kollabiert ist. Ratingagenturen verwiesen dann jedoch darauf, dass sie lediglich die Ausfallwahrscheinlichkeit bewerten, nicht jedoch die Marktfähigkeit der Produkte. Diese Streitigkeiten hatten das Verhältnis zur Finanzbranche stark belastet.

Um einen Interessenkonflikt auszuschließen, sollen bei S&P künftig auch die Analysten regelmäßig ihren Arbeitsbereich wechseln. Neben der Bonitätsanalyse wird die Agentur künftig ihren Berichten einen Zusatz beifügen, in dem die Liquiditätsrisiken des Produkts, die Preisschwankungen und die Korrelationen der Märkte beleuchtet werden. Dazu werden auch neue Mitarbeiter eingestellt. S&P geht mit diesen Maßnahmen deutlich weiter als die Konkurrenz, die sich bislang dazu verpflichtet hat, die Analysemodelle zu verbessern. Zudem signalisiert S&P, dass eine staatliche Regulierung unnötig sei, da man sich nun selbst zur Besserung verpflichte.

© SZ vom 08.02.2008/sma - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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